Pegida-Vorstandsmitglieder treten zurück
Neben Pressesprecherin Oertel haben vier weitere Führungsmitglieder ihre Ämter niedergelegt
In der Pegida-Führung haben sich laut mehreren Presseberichten fünf Mitglieder aus ihren Ämtern zurückgezogen. Das Organisationsteam des Vereins bestätigte via Facebook am Nachmittag nur den Rücktritt von Pressesprecherin Kathrin Oertel, die ihr Amt "vorerst" niedergelegt habe. Mit der Begründung: dies sei "massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen geschuldet".
Außer Oertel sollen auch die Vorstandsmitglieder Bernd-Volker Lincke, Rene Jahn, Achim Exner und Thomas Tallacker zurückgetreten sein, wie mehrere Medien berichten. Die dort zitierten Äußerungen lassen auf Streitigkeiten innerhalb der Führung über die Position gegenüber dem Leipziger Ableger Legida und der Rolle des zurückgetretenen Pegida-Gründers Lutz Bachmann schließen.
So begründet Bernd-Volker Lincke seinen Rücktritt mit dem "Verhalten und den ausländerfeindlichen Äußerungen" Bachmanns. Einer Boulevard-Zeitung gegenüber sprach Lincke von einer "mangelnden Abgrenzung von Legida in Leipzig" und kritisierte, dass sich der verein nicht deutlich genug von den "untragbaren Äußerungen Bachmanns distanziert hätte.
Bachmann habe weiterhin im Orga-Team der Pegida aktiv bleiben können, so der Vorwurf Linckes. Der Unternehmensberater und Inhaber einer Werbeagentur fügte hinzu, dass er "mit diesem Nazi-Zeug und den rechten Äußerungen nichts zu tun haben" möchte. Möglich, dass hier wie bei Tallacker, dessen Firma durch den Verlust etlicher öffentlicher Aufträge "massive Probleme" bekommen habe, berufliche und geschäftliche Interessen eine Rolle spielen.
Der zurückgetretene Rene Jahn kritisierte laut SZ die Rolle Bachmanns in der Pegida-Führung und "die mangelnde Abgrenzung von Legida in Leipzig".
Bachmann selbst gab der Zeitung gegenüber an, dass er auch froh sei, dass er "da draußen" sei: "Ich will gar nicht mehr". Er erklärte den Rückzug der Sprecherin Oertel mit "massiven Drohungen aus Antifa-Kreisen". Für die Wahl eines neuen Vorstands stünden weder er noch Oertel zur Verfügung.
Sollte Bachmann dies nicht nur aus dem Affekt gesagt haben, so würden derzeit aus dem anfänglichen zwölfköpfigen Pegida-Organisationsteam nur mehr vier Personen, Bachmanns Ehefrau, Tom Balazs, Stephan Baumann und Siegfried Däbritz bleiben - falls eine neue Führung gewählt wird. Möglich ist auch, dass der interne Konflikt Zeichen einer Zersplitterung ist, die nicht zu reparieren ist. Genaue Antworten auf Fragen und Spekulationen will die verbliebene Pegida-Führung erst morgen geben.