Point-and-Click, quo vadis?

Teil 2

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Funktioniert das, was seit über 20 Jahren auf dem PC so gut läuft, auch auf dem DS und der Wii? Ein Blick auf die Portierungen aktueller Point-and-Click-Adventures sowie auf jene Titel, die es nur für Konsolen gibt.

Eigentlich musste es erst so etwas wie die Maus als Steuerungsinstrument geben, denn ansonsten hätte einem die Erfindung des Point-and-Click-Gameplays reichlich wenig gebracht. Doch die Schnittstelle ist ziemlich angestaubt – auch wenn sie für uns so längst normal ist wie Kaffeemaschine oder Toaster. Das Spielen mit dem DS und der Wii ist Zockern aber mittlerweile genauso vertraut. Und da Nintendos Konsolen so beliebt sind und die Handhabung für Point-and-Click-Adventures geeignet ist, gibt es mittlerweile etliche Umsetzungen bekannter Titel.

Vor kurzem ist beispielsweise Geheimakte Tunguska für DS und Wii erschienen. Inhaltlich wurde nichts erweitert, geht es doch primär darum, das Game den neuen Plattformen anzupassen. Im Test hat sich gezeigt, dass die Wii-Version um Längen besser spielbar ist als die DS-Variante. Der Grund: Beim DS lassen sich die zu benutzenden Objekte auf Grund der Größe des Bildschirms insgesamt zu schlecht erkennen. Selbst die Snoop-Key-Funktion macht dieses Manko nicht wett. Zudem haben die Entwickler der Wii-Version all jene Objekte, die man anschauen beziehungsweise verwenden kann, markiert: Fährt man mit der Wii-Remote darüber, dann leuchtet es – huch! Weshalb um Himmels willen gibt es das nicht ebenfalls in dem DS-Produkt? Keine Ahnung. Nur so viel: Jede Version wurde von einem anderen Team hergestellt.

Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig zu bedienen, aber zum Glück bald verinnerlicht: die Steuerung in „Geheimakte Tunguska“. Screenshot: Koch Media

Noch viel ärgerlicher ist, dass die Dialoge der DS-Umsetzung nicht vertont sind. Stattdessen erscheinen die Gesprächspartner lediglich auf dem oberen Bildschirm, wobei das, was sie sagen, in Sprechblasen zu lesen ist. Das war schon bei „Undercover: Doppeltes Spiel“ so, und auch da hat es missfallen. Bei der demnächst erscheinenden DS-Portierung von Ankh wird das anders sein. Hier sprechen alle Charaktere und das haucht dem Game weitaus mehr Leben ein als „Geheimakte Tunguska“ und „Undercover“. Denn fehlen die zu hörenden Stimmen, dann wird das Zocken früher oder später langweilig. Langweilig kann es aber auch sein, wenn die Story öde dargestellt wird.

Auch den Klassiker „Myst“ gibt es längst für mobile Konsolen. Auf dem PC war das Game aber um Längen besser. Screenshots: Midway

Öde wirkt Agatha Christie - Und dann gab es keines mehr, das ebenfalls auf einem gleichnamigen PC-Titel basiert. Den Krimi auf der Wii zu zocken ist ziemlich langweilig, vor allem dann, wenn man schon die Computerversion durchgespielt hat. Weshalb so harsche Worte? Nun, es ist nichts anderes als eine stiefmütterlich behandelte 1-zu-1-Umsetzung. Laut Florian Stadlbauer von Deck 13, den „Ankh“- und „Jack Keane“-Machern, müsse es zwar keinen Mehrwert geben, „vielmehr muss der Entwickler seine Portierung möglichst perfekt an die Gegebenheiten der jeweiligen Plattform anpassen.“ Da hat er Recht, im Fall des „Agatha Christie“-Titels trifft dies aber nur unzureichend zu. Es reicht nicht, die Wii-Remote nur bei den zu lösenden Aufgaben wie dem Mixen von Cocktails oder dem Knacken eines Safes zu spüren. Es muss ein Abgleich mit dem Gesamtbild durchgeführt werden, so wie Keen Games es mit „Tunguska“ gemacht hat.

In „Hotel Dusk: Room 215“, einem dem Film Noir angelehnten Comic-Krimi, passt das Rätsel-Gameplay wie die Faust aufs Auge. Screenshot: Nintendo

Wer sein Geld sinnvoll ausgeben will, sollte sich eher „Another Code“ oder „Hotel Dusk: Room 215“ zulegen. Beide Games wurden vom japanischen Studio Cing eigens für den DS entwickelt und lassen sich optimal spielen. Besonders „Hotel Dusk“, wobei die Konsole wie ein Buch gehalten wird, was dem Geschehen insofern einen dynamischen Touch verleiht, als dass das Intro und die Zwischensequenzen beide Bildschirme so nutzen, als wäre es einer. Auf vertonte Dialoge muss man allerdings auch in diesen beiden Fällen verzichten. Im Gegenzug entfalten sich spannende Geschichten, und auch die Rätsel gefallen. Der Touchscreen ist wie für sie geschaffen. Reicht einem das, kann man sich genauso gut mal die beiden „Lost in Blue“-Folgen angucken.

Was also bleibt unterm Strich übrig? Zum einen neben „Tunguska“ für die Wii Goin’ Downtown für den PC sowie die demnächst kommenden Point-and-Click-Adventures Edna bricht aus und The Abbey. Zum anderen gibt es mit „Zack & Wiki: Der Schatz von Barbaros“ seit Anfang des Jahres einen Wii-Titel für die Jüngeren unter uns respektive all jene, die jung geblieben sind. „Zack & Wiki“ ist schließlich das schönste Beispiel dafür, wie Point-and-Click in Zukunft aussehen könnte. Aber wer weiß, vielleicht setzt auch die im Juni erscheinende Wii-Version von „Okami“ neue Standards. Denkbar wäre es. Dann stellt sich außerdem die Frage, wie Telltale Games das mit der Wii-Version der neuen „Sam & Max“-Episoden toppen kann. Lassen wir uns überraschen, sind DS und Wii doch sowieso per se Point-and-Click-Maschinen.