Pulverfass Nahost

Seite 2: Unlösbare Probleme

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Das Königshaus hat sich aus diesem Grunde auf der Suche nach anderen Geldquellen China (Saudi-Arabiens wichtigstem Exportland) und Russland zugewandt. Das wiederum hat US-Präsident Trump veranlasst, Saudi-Arabien im Mai dieses Jahres einen überraschenden Besuch abzustatten, riesige Waffendeals abzuschließen und auf eine neue Annäherung mit der Monarchie zu setzen.

Mit Mohammed Bin Salman (MBS) hat inzwischen ein Sohn von König Salman die Macht an sich gerissen, der alles auf eine Karte setzt. Dass US-Präsident Trump ihn seit seinem Coup mit allen Mitteln umgarnt, hat eine einfache Ursache: Die USA haben in den zurückliegenden Jahren im Nahen Osten zunehmend an Einfluss verloren und klammern sich an den einstigen Verbündeten. Aber wird MBS sein Land wieder an die USA binden? Langfristig sind Zweifel angebracht. Da ein erfolgreicher Börsengang von Aramco immer unwahrscheinlicher wird, muss MBS andere Geldgeber finden - und da steht China als Saudi-Arabiens größter Exportpartner bereit.

Um einen solchen Deal zwischen Saudi-Arabien und China zu verhindern, hat Donald Trump MBS nun angeboten, den Aramco-Börsengang in New York vorzunehmen. Dahinter steckt möglicherweise die Idee, dass im Falle zu geringen Investoren-Interesses die FED als Geldgeber einspringen könnte - im Grunde nichts anderes als eine weitere finanzielle Verzweiflungstat der USA im Kampf gegen die schwindende Macht.

Ausweg: Krieg?

Was passiert, wenn Bin Salman seinen Machtkampf im Königshaus verliert? Das würde die Lage nicht wesentlich verändern, denn sein Nachfolger wäre sofort mit denselben Problemen konfrontiert und die lassen sich auf einen einfachen Nenner bringen: Hier kämpft ein Regime, das bisher zu den reichsten der Welt zählte, wegen seiner schwindenden Ressourcen, seines abnehmenden Reichtums und wachsender Opposition in der eigenen Bevölkerung um seine Existenz.

Was aber bedeutet das Ganze für die USA? Egal, wie sich die Dinge entwickeln - die Zeit des Petro-Dollars geht unerbittlich ihrem Ende entgegen. Die USA verlieren somit eine der Stützen ihrer Weltherrschaft - die Macht, die ihnen die globale Reservewährung US-Dollar verleiht. Damit verbleibt ihnen neben der schwindenden wirtschaftlichen Bedeutung nur noch ihr Militär, das zurzeit allerdings noch das mit Abstand größte und mächtigste der Erde ist.

Es ist nicht auszuschließen, dass mit MBS und Donald Trump zwei von der historischen Entwicklung zum Scheitern verurteilte Verbündete im puren Überlebenskampf zum äußersten Mittel greifen - der Entfachung eines größeren Krieges im Nahen Osten - entweder durch die Ausweitung des Jemen-Krieges, durch einen Angriff auf den Libanon, Katar oder Syrien oder schlimmstenfalls durch einen Angriff auf den Iran.

Ein solcher Krieg würde den Ölpreis mit Sicherheit in die Höhe schnellen lassen und sowohl Saudi-Arabien, als auch den USA auf kurze Sicht finanziell nützen. Langfristig würde er allerdings keines der vorhandenen Probleme beseitigen, dafür aber neben kaum vorstellbarem menschlichem Leid die Gefahr eines nuklearen Infernos heraufbeschwören, das sich schnell zum Dritten Weltkrieg ausweiten könnte.

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