Rotes Meer: Iranischer Tanker von "gefährlichen Abenteurern" angegriffen
Das iranische Außenministerium wertet zwei Explosionen auf dem Tanker Sabit als gezielte Aktion
Der nächste ominöse Zwischenfall mit einem iranischen Tanker: Im Roten Meer, etwa 100 Kilometer von der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda entfernt, ereigneten sich am frühen Freitagmorgen zwei Explosionen auf dem Suezmax-Tanker Sabiti. Sie sollen im Abstand von zwanzig Minuten erfolgt sein und den Rumpf wie auch große Öltanks beschädigt haben. Es kam zum Auslaufen von Öl.
Zunächst wurde von iranischen Medien berichtet, dass Raketen als "mögliche Ursache" für die Explosionen genannt wurden. In der Folge der Explosionen soll es zu einem Feuer auf dem Schiff gekommen sein. Der Crew passierte nichts und das Schiff blieb "fahrtüchtig", hieß es zugleich. Der Tanker gehört laut New York Times der Nationalen Iranischen Ölgesellschaft (NIOC), die laut Informationen der auf Schiffshandelsverkehr spezialisierten Webseite Tradewinds News ebenfalls einen Raketenangriff für die Explosionen verantwortlich machte.
Dort heißt es, dass Iran eine "terroristische Attacke" für die Explosionen und die Schäden verantwortlich mache. Am Nachmittag zitierte die staatliche Nachrichtenagentur IRNA Aussagen des Sprechers des iranischen Außenministeriums Abbas Mousavi. Da war weder von einer terroristischen Attacke noch von Raketen die Rede, sondern von einem "gefährlichen Abenteurertum".
Dass sich Mousavi zur Sache äußert, heißt aber auch, dass der Zwischenfall von Teheran ernst genommen wird. Die Lage ist gereizt. Mousavi unterstellt eine "gezielte Aktion", die er verurteilt. Es seien Untersuchungen zu den genauen Ursachen und Auswirkungen am Laufen, sagte er. Die Situation sei unter Kontrolle.
Ob das Auslaufen des Öls mittlerweile beendet wurde und ob, wie zunächst berichtet wurde, auch ein Feuer ausgebrochen sei, darüber gibt es in dem Irna-Bericht keine Angaben. Laut der halbstaatlichen Farsi-News verneinte der Betreiber des Tankers, die Nationale Iranische Tanker Gesellschaft (NITC), dass ein Feuer ausgebrochen sei. Fotos (auch hier) legen aber nahe, dass dem so war.
Wie immer transportieren solche Zwischenfälle Botschaften, die einerseits an die Öffentlichkeit gerichtet sind - weswegen man sich auf iranischer Seite offenkundig bemüht, die Schwere des Angriffs herauszustellen und gleichzeitig die Schäden zu moderieren ("Das Schiff kann weiterfahren") -, und anderseits an das militärische Gegenüber, das genauere Informationen hat, dem gezeigt wird, wozu man imstande ist.
In vielen Berichten werden die Explosionen auf dem iranischen Tanker in den Kontext mit den Angriffen auf die saudi-arabischen Ölanlagen von Mitte September gestellt. Damals reklamierten die Huthis die Verantwortung für die empfindlichen Treffer. Die sehr zielgenauen Angriffe lösten eine großen internationale Aufregung aus. Die USA machten Iran dafür verantwortlich, die Huthis seien mit ihren Mitteln zu einem solche Angriff aus der großen Entfernung nicht fähig.
Iran bestreitet seine Verantwortlichkeit, agiert aber in Meldungen aber auch so, dass es die Möglichkeit offenlässt, dass die dahinter steckende militärische Schlagkraft auch den eigenen Fähigkeiten zugeschrieben werden kann. Es gab zwischendrin auch Signale, die für die Möglichkeit einer De-Eskalation zwischen Iran und Saudi-Arabien sprachen.
Die wird zumindest in der Rhetorik der Reaktion auf den heutigen Zwischenfall erneut erschwert. Die Äußerungen Mousavi wie auch iranische Medienberichte stellten den heutigen Zwischenfall in den Kontext eines früheren Vorkommnisses mit dem iranischen Tanker Happiness an der saudi-arabischen Küste des Roten Meeres. Der Tanker war laut Vorwürfen aus Iran von Saudi-Arabien lange Zeit festgehalten worden und erst gegen die Bezahlung von 10 Millionen US-Dollar wieder freigegeben worden.
Experten bestreiten allerdings den Nutzen eines solchen Angriffs, der wenig Effekt hatte und wenig Raffinesse zeige, für Saudi-Arabien. Zitiert werden sie von der New York Times.