Sanktionen gegen Russland: Die Top Ten des Scheiterns

Seite 8: TOP 8: Die griechischen Reeder

Als die Europäische Union über ein mögliches Embargo gegen den Import russischen Erdöls diskutierte, war auch im Gespräch, dass Schifffahrtsunternehmen aus der EU kein russisches Öl mehr transportieren sollten. Das ist nun vom Tisch; Reeder aus Griechenland, Zypern und Malta haben sich durchgesetzt.

Sie kippten die die Pläne der Kommission, die Versicherung von europäischen Tankschiffen für den Transport russischen Öls zu unterbinden. Die Reedereien führen an, dass sie auch durch Charter-Verträge gebunden sind und bei einem Embargo in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht seien.

Die Argumente der Reeder scheinen begründet; denn in den ersten vier Monaten dieses Jahres haben sie rund zwei Milliarden US-Dollar in 105 neue Schiffe investiert. 46 davon sind Tanker, teilweise waren es vormals russische Tanker.

Nach ihrem Steueraufkommen betrachtet, sind die griechischen Reeder kein großer Faktor der griechischen Wirtschaft. Doch mit SKAI-TV, ANT1-TV, STAR-TV, MEGA-TV und ALPHA TV befinden sich fünf der sechs landesweit lizensierten Privatsender in der Hand von Reedern. Dazu kommen Radiostationen und Zeitungen. Keine Regierung in Athen kann es sich erlauben, gegen die Interessen der Reeder zu regieren.

Zur Akzeptanz der Sanktionen trägt das nicht viel bei, denn für die Menschen muss es paradox wirken, wenn in den TV-Stationen gegen Russland gewettert wird, währen die Inhaber der Sender weiterhin gute Geschäfte mit Russland machen. Und davon profitieren, dass mehr verflüssigtes Erdgas (LNG) nach Europa transportiert werden soll.

Die eigentliche Aufgabe der Regierung nehmen inzwischen Umweltorganisationen wie Greenpeace ein – wenn auch nur als moralische Instanz.

Greenpeace veröffentlicht zum Beispiel Daten, wenn ein Öltanker einen russischen Hafen verlässt. Leser erfahren so den Namen des Tankers, die Ladung und den Zielhafen.

Die griechische Gruppe investigativer Journalisten Reporters United hat sowohl die Greenpeace und MarineTraffic Daten, als auch Daten von Equasis ausgewertet und eine Liste griechischer Reeder erstellt, die vom 9. März bis zum 30. April russisches Erdöl transportierten.