Schnell, schneller, China: Wie BYD, Nio & Co. den Automarkt aufmischen
China setzt Maßstäbe bei der Elektromobilität und könnte die Märkte in Europa und Nordamerika aufrollen. Was ist das Geheimnis der chinesischen Autobauer?
China ist bei Elektroautos ganz vorn mit dabei – und das bereitet den traditionellen Autoherstellern in Europa und den USA Kopfzerbrechen. In vielen Bereichen sind die asiatischen Hersteller ihren Konkurrenten bereits weit voraus und machen sich daran, die Märkte in Nordamerika und der Alten Welt zu erobern.
Von Spionagevorwürfen bis Wettbewerbsbedenken: Die Furcht vor China
Das löst Abwehrreflexe aus: In den USA wird den chinesischen Autobauern vorgeworfen, ihre Fahrzeuge könnten für die Regierung in Beijing spionieren. In der Europäischen Union haben Beamte ein Verfahren wegen angeblich unfairen Wettbewerbs eingeleitet.
Was an den Vorwürfen dran ist, sei dahingestellt – sie könnten aber dazu führen, dass auf beiden Seiten des Atlantiks die Strafzölle gegen chinesische Elektroautos erhöht werden.
Geheimnisse hinter dem Erfolg: Wie China den Elektroauto-Markt erobert
Das Wall Street Journal (WSJ) ist dem Geheimnis des chinesischen Erfolgs auf den Grund gegangen. Das Ergebnis dürfte viele im Westen überraschen: Es sind moderne Produktionsmethoden, die hinter dem Erfolg der Chinesen stehen. So entwickeln sie ihre Fahrzeuge rund 30 Prozent schneller als traditionelle Hersteller:
- Sie arbeiten an vielen Entwicklungsschritten gleichzeitig.
- Sie ersetzen traditionelle Zulieferer durch kleinere und schnellere.
- Statt zeitaufwendiger mechanischer Tests setzen die chinesischen Hersteller verstärkt auf virtuelle Tests.
- Gleichzeitig definieren sie neu, wann ein Auto marktreif ist.
Der Autobauer Nio benötigt weniger als 36 Monate vom Beginn eines Projekts bis zur Auslieferung an die Kunden, heißt es im WSJ-Bericht. Die traditionellen Hersteller benötigen dagegen etwa vier Jahre.
Nios Innovationsstrategie: Schneller, schlauer, stärker
Ein Grund für diese Schnelligkeit ist, dass Nio seine Autos so ausstattet, dass spätere Upgrades möglich sind. So erhält das Auto Schritt für Schritt neue Funktionen, wird immer besser und leistungsfähiger – ohne dass ein neues Auto gekauft werden muss.
"Je schneller man eine neue Technologie auf den Markt bringen kann, vorausgesetzt, es handelt sich um eine zuverlässige Technologie, desto größer ist die Chance, Marktanteile zu gewinnen", sagte Mark Zhou, Leiter des Produktkomitees von Nio, dem WSJ.
Die Marke Zeekr, die zum Autogiganten Geely gehört, entwickelt Fahrzeuge in nur 24 Monaten von Grund auf neu. Innerhalb kürzester Zeit würden verschiedene Modelle auf den Markt gebracht. Produktion und digitale Architektur werden dabei mit anderen Geely-Marken wie Polestar und Smart geteilt.
Trotz Nachfragerückgang: Chinas Autoindustrie bleibt agil
China leidet wie andere Regionen auch unter einer sinkenden Nachfrage nach Elektroautos. Dies veranlasst die chinesischen Autohersteller jedoch, immer neue Modelle auf den Markt zu bringen – wohl mit Erfolg, wie die Zahlen zeigen. Demnach haben neue Modelle 90 Prozent zum Wachstum der chinesischen Pkw-Verkäufe beigetragen.
Da die Chinesen offenbar auch ein Faible für neue Technologien haben, werden auch Elektroautos schneller überarbeitet. Das WSJ beruft sich auf eine Analyse der Unternehmensberatung AlixPartners. Demnach bieten chinesische Hersteller ihre Modelle im Schnitt 1,3 Jahre lang zum Verkauf an. Dann werden sie aktualisiert oder aufgefrischt. Ausländische Marken würden sich dafür fast 4,2 Jahre Zeit lassen.
Vom linearen zum agilen Entwicklungsprozess: Chinas Wandel in der Autoherstellung
Auch im Planungsprozess haben die Chinesen deutliche Fortschritte gemacht. Sie haben sich von dem linearen Prozess verabschiedet, in dem herkömmliche Autos entstanden sind. Vom Design über die Konstruktion bis zur Fertigung musste jeder Schritt abgeschlossen sein, bevor der nächste beginnen konnte.
Davon haben sich die chinesischen Hersteller entfernt, was auch daran liegt, dass in modernen Autos die Software eine entscheidende Rolle spielt. Und für die Entwicklung von Software, zum Beispiel für das assistierte Fahren, muss man nicht warten, bis etwa die Karosserie fertig ist.
Lernen von den Besten: Traditionelle Hersteller wollen aufholen
Noch genießen die Chinesen einen deutlichen Vorteil durch diese Innovationen. Traditionelle Autohersteller wie Volkswagen und Nissan lernen dem Bericht zufolge von den Konkurrenten, um ebenfalls schneller zu werden.
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