Schwarzeneggers Traum vom grünen Kapitalismus
Austrian World Summit: Der ehemalige Action-Star und Ex-Gouverneur von Kalifornien stellt sich Klimaschutz ohne Systemwechsel einfach vor
Arnold Schwarzenegger dürfte als ehemaliger Action-Weltstar und Bodybuilder auch für einige dieser Männer, die mit Klimaschutz überhaupt nichts am Hut haben und bei Forderungen junger Frauen wie Greta Thunberg eher noch aus Trotz ihren Verbrennungsmotor aufheulen lassen, zu den Helden ihrer Jugend gehören.
Insofern erreicht der gebürtige Österreicher und ehemalige Gouverneur Kaliforniens vielleicht einen Teil der sonst Unbelehrbaren, wenn er eindringlich vor den Folgen der Klimakrise warnt und sich für mehr Tempo bei der Energiewende ausspricht, um fossile Abhängigkeiten zu überwinden.
In diesen Abhängigkeiten der letzten Jahre – unter anderem von Öl- und Gaslieferungen aus Russland – sieht Schwarzenegger auch eine vom Westen ungewollte, aber letztendlich in Kauf genommene Unterstützung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. In diesem Punkt argumentiert er wie die Jugendbewegung Fridays for Future und die Aktiven des Aufstands der letzten Generation, die lebensweltlich nichts mit ihm verbindet, die sich aus Verzweiflung über die fortschreitende Klimakrise auf Autobahnzubringern festkleben, den Verkehr aufhalten und motorisierte Wutbürger zur Weißglut bringen.
Auf einen wie Schwarzenegger würden diese Wutbürger aber im Zweifel eher hören. So gesehen ist die von ihm ins Leben gerufene Klimakonferenz Austrian World Summit, die am Dienstag zum sechsten Mal in der Wiener Hofburg stattfand, auf den ersten Blick ein Geschenk für die Klimagerechtigkeitsbewegung.
Echte Verkehrswende? – Ach, warum denn?
Wenn Schwarzenegger dann aber in seiner Rede von möglichst großen und schnellen Elektroautos schwärmt, die aus seiner Sicht ebenso massentauglich werden können wie Smartphones, zeigt er eben leider doch, dass er das Problem nicht verstanden hat oder nicht verstehen will. Denn natürlich kann er nicht vorrechnen, wo in absehbarer Zeit der klimaneutrale Strom für all diese "clean cars", die er "schön" und "mächtig" ("powerful") nennt, herkommen soll.
Genau das steckt ja hinter der Aussage von Klimaschutz-Bremsern und Vollverweigerern, dass Klimaneutralität in reichen Industrienationen sowieso nicht bis 2035 erreichbar sei – und vielleicht nicht einmal bis 2045, was hierzulande im Koalitionsvertrag der "Ampel" festgeschrieben wurde, aber eigentlich schon zehn Jahre zu spät wäre, um einen fairen deutschen Beitrag zur Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele zu leisten.
Vergessen, womit E-Autos fahren
Im Juli 2021 musste der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zerknirscht eine "Fehlprognose" bezüglich des Strombedarfs in Deutschland zugeben, als hätte er nicht gewusst, womit Elektroautos fahren, für die es dank der damaligen Bundesregierung hohe vierstellige Kaufprämien gibt.
Wer sich statt einer echten Verkehrswende zugunsten von Bus und Bahn, sicheren Radwegen und weniger zugeparkten Wohnvierteln eine reine Antriebswende für überdimensionierte Blechkisten vorstellt, von denen auch in 20 Jahren noch möglichst viele verkauft werden sollen, wird nicht glaubwürdig vorrechnen können, wie das machbar sein soll.
In einer Machbarkeitsstudie des Wuppertal-Instituts für Nachhaltigkeitsforschung ist eben nicht nur von alternativen Antrieben, sondern auch an prominenter Stelle von Verkehrsvermeidung und -verlagerung die Rede, wenn Klimaneutralität bis 2035 gelingen soll.
"Grünes Wachstum" inklusive massentauglicher Elektro-SUV ist eine Illusion, wie der Mediziner, Autor und Kabarettist Eckart von Hirschhausen richtig bemerkt hat:
Wenn im Körper etwas dauerhaft wächst, ist das Krebs. Der Gedanke andauernden Wirtschaftswachstums ist auf einem endlichen Planeten selbstmörderischer Quatsch.
Dr. Eckart von Hirschhausen
In dieser oder leicht abgewandelter Form ist diese Aussage auch immer wieder auf Demos von Fridays for Future präsent. Ebenso wie "System Change not Climate Change" – "Systemwechsel statt Klimawandel". Die Glaubwürdigkeit des Austrian World Summit zog ein Sprecher der Jugendbewegung vorab in Zweifel: Die Konferenz erscheine ihm absurd, sagte Ilyess El Kortbi Anfang der Woche bei einer Pressekonferenz in Wien. Es dürfe nicht mehr nur geredet werden. "Wir beobachten Euch, bis Ihr handelt."
Letzteres war wohl auch eine Botschaft an die eigene Regierung, denn am Austrian Wolrd Summit nahm auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen teil, der Parallelen zwischen der weltpolitischen Realität und der Fantasy-Serie "Game oft Thrones" zog: "Menschen verstricken sich in Kriege und Machtkämpfe miteinander und überhören die immer lauter werdenden Warnungen vor einer viel größeren Gefahr." Gemeint war die Klimakrise.
Bei aller Kritik steht der parteilose Bundespräsident des neutralen Landes damit immerhin links von den Grünen im Nato-Mitgliedsstaat Deutschland, die vor einem russischen "Diktatfrieden" in der Ukraine warnen und deren Anhänger zu 64 Prozent die Stationierung von US-Atomwaffen im eigenen Land gutheißen.
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