Schwere Waffen für die Ukraine: "Raus aus der Eskalationslogik"

Seite 2: Würfelspiel mit der Katastrophe

Befragt, was den passieren würde, sollte ein westlicher Transport mit schweren Waffen von Russland angegriffen werden, antwortete der frühere General Ramms:

Dann hätten wir tatsächlich die Situation, dass Russland die Nato angreift, und von dem Augenblick an hätten wir mit Blick auf den Artikel 5 des Nato-Vertrages eine völlig andere Situation, eine völlig andere Rechtslage.

Egon Ramms

Einwurf der Deutschlandfunk-Redakteurin: "Aber es ging ja immer darum, genau das zu vermeiden." Antwort Ramms:

Das ist das Ziel der Nato. Und dieses Ziel hat die Nato ja bisher auch eingehalten und erreicht. Man hat zwar in der Größenordnung mehrere Zehntausend die Nato-Ostflanke verstärkt, aber man hat ganz bewusst die Linie gezogen auf dem Nato-Territorium und hat diese Linie bisher nicht überschritten.

Und Waffenhilfe, wie sie Russland auch für andere Länder geleistet hat und leistet, ist in dem Falle für mich jedenfalls noch nicht das Überschreiten der Linie zum Artikel 5 beziehungsweise zum Verteidigungsfall.

Egon Ramms

Ganz abgesehen davon, dass die Nato ihre eigenen Waffenlieferungen an die Ukraine schwerlich als Verteidigungsfall werten dürfte, meint Ramms hier augenscheinlich, aus seiner Warte werde durch die westliche Unterstützung für Ukraine die Schwelle zum Kriegseintritt gegen Russland noch nicht überschritten. Hoffentlich sieht das Russland genauso, es ist aber unschwer zu erkennen, dass dieses Verhalten ein Würfelspiel mit der Katastrophe ist.

Angesichts der omnipräsenten Kriegstreiberei stammt aktuell eine der wenigen vernünftigen Stimmen von Brigadegeneral a.D. Erich Vad, dem ehemaligen militärpolitischen Berater von Altkanzlerin Angela Merkel, der bei web.de zitiert wird:

Wir machen im Moment sehr viel Kriegsrhetorik - aus guter gesinnungsethischer Absicht. Aber der Weg in die Hölle ist bekanntlich immer mit guten Vorsätzen gepflastert.

Wir müssen den laufenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine vom Ende her denken. Wenn wir den Dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik raus und Verhandlungen aufnehmen.

Erich Vad

Doch wie eingangs bereits erwähnt, scheint ein Großteil der relevanten westlichen Akteure hieran überhaupt kein Interesse zu haben. Viel wichtiger als die Gefahr einer weiteren Eskalation zu verringern, scheint das Bestreben zu sein, Russland maximal zu schwächen und einen Denkzettel zu verpassen – die Menschen in der Ukraine werden dabei bedenkenlos für diese Ziele verheizt.

Schon am 5. April berichtete die Washington Post, zahlreiche Nato-Staaten seien zu keinerlei Zugeständnissen bereit, um diplomatische Verhandlungen voranzubringen: "Das führt zu einer unangenehmen Realität: Einige in der Nato halten es für besser, wenn die Ukrainer weiter kämpfen und sterben, als dass ein Friede herauskommt, der zu früh und mit zu hohen Kosten für Kiew und den Rest Europas verbunden ist."