Sega schlägt gegen Piraten zu

Kooperation mit Yahoo! führt zur Schließung von Webseiten

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Wie die Online-Zeitschrift Segadojo am 20. Juli 2000 berichtete, ließ Sega vor kurzem 60 Webseiten und 125 Auktionsseiten schließen, die mit dem Vertrieb von illegalen Sega-Raubkopien zu tun hatten.

In enger Kooperation mit den Online-Firmen Yahoo! Lycos, Excite, eBay und Amazon habe die Firma mehrere Auktionen, bei denen illegale Raubkopien angeboten wurden, erfolgreich aus dem Verkehr ziehen können. Laut Pressemeldung aus der US-Zentrale beziehe sich Sega bei diesen Razzien auf das Copyright-Gesetz der USA, den Digital Millenium Copyright Act.

Peter Moore, CEO von Sega USA, sagte, "Sega unterstützt eine kreative Gemeinschaft an begabten Künstlern. Piraten sind Parasiten, die dieser Gemeinschaft schaden, und die nicht von Sega geduldet werden. Dies ist nur der erste Schritt einer noch größeren Aktion, die diese Firma unternehmen wird, um dieses Problem zu stoppen. Wir werden weiterhin aggressive Schritte unternehmen, um unser Geschäft, die Kunden und unser kreatives Talent bei Sega zu schützen."

Ferner wurde die Aktion von Verbänden wie der Interactive Digital Software Association unterstützt. Präsident Doug Lowenstein wiederholte in seinem Kommentar den Grad der Bedrohung durch Piraterie: "Piraterie ist eines der größten Bedrohungen für unsere Industrie, und Internet-Piraterie ist besonders bösartig. Es ist von größter Bedeutung, dass auch einzelne Firmen bei der Aufsicht über ihr geistiges Eigentum aufmerksam bleiben, so wie Sega es getan hat." Laut dem Anti-Piracy Program der IDSA kostete Piraterie der US-Unterhaltungssoftware-Industrie 1998 eine Summe von umgerechnet DM 6,7 Milliarden, ohne dabei die "Millionen von Dollar, die an Internet-Piraterie verloren gehen" einzuberechnen. Sega versprach weiterhin, in Zusammenarbeit mit seinen Lizenzpartnern verstärkt gegen Raubkopierer vorzugehen. Zudem empfahl Sega seinen Kunden, Software nur bei etablierten Anbietern zu kaufen. Weiterhin forderte der Konsolenhersteller Kunden auf, Informationen zu Sites, die Raubkopien vertreiben, an stoppiracy@sega.com zu mailen.

Diese jüngste Aktion von Sega geht zurück auf eine Reihe von Ereignissen, die sich Anfang Juli zugetragen hatte. Wie am Heise-Newsticker berichtet wurde, war der Kopierschutz von Sega-Spiel-CDs von einer Hacker Gruppe namens "Utopia" geknackt worden. Vermutungen zufolge sei die Gruppe deutscher Herkunft gewesen. Kurz darauf, am 7. Juli 2000, folgte aus dem Hause Sega eine Pressemeldung mit dem Thema "Piracy Statement". Fast schon zu lapidar wies der Konsolenhersteller auf die Illegalität gefälschter Dreamcast-Software, und wie diese Art von Praxis "Sega und andere Firmen, die Software für Dreamcast entwickeln, daran hindert, ihre Entwicklungskosten wieder einzuspielen und dadurch der Entwicklung neuer und innovativer Softwareprodukte entgegensteht." Ferner versprach die Firma, "alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um unser geistiges Eigentum zu schützen. Sega wird alle Rechtsverletzer verfolgen."

Am selben Tag kam aus Japan die Meldung, die Polizei in Nagano hätte eine Gruppe von 100 Leuten mit dem Namen "Famicom Suicide Corps" hochgenommen, wobei allerdings Nintendo-Fälschungen beschlagnahmt wurden. Laut Asiabiztech sei diese Razzia die erste ihrer Sorte in Japan gewesen. Nie zuvor waren kriminelle Ermittlungen gegen eine organisierte Pirateriebande eingeleitet worden. In Deutschland wurde bislang keine vergleichbare Aufklärungsaktion durchgeführt.

Dennoch, Segas Offensive gegen die Piraterie mit einer aggressiven Haltung auch in Amerika markiert eine deutliche Kehrtwende. Die Zusammenarbeit mit Yahoo! ist dabei ebenfalls ein Novum. Anfang März gehörte Sega noch einer Gruppe von drei Spielkonsolenanbietern und Spielherstellern an, die Yahoo! anklagen wollten. Die Klage wollte erreichen, dass das Internetverzeichnis den Verkauf von Piratensoftware und -hardware auf ihren Auktionsseiten stoppen sollte. Die drei Firmen Sega, Nintendo und Electronic Arts warfen Yahoo! konkret vor, "einen internationalen Cyber-Flohmarkt für raubkopierte und illegale Waren geschaffen zu haben, der Zehntausende von kreativen Menschen schädigt". Zudem profitiere der E-Commerce-Dienst an jedem erfolgreichen Verkauf. Yahoo! sollte demnach für die finanziellen Verluste aufkommen, was Experten mit einer Summe von 100.000 US-Dollar pro verkaufter Raubkopie oder illegalem Gerät bezifferten.