Selenskyj vs griechische Reeder: "Sanktionen müssen umgesetzt werden"

Acht Reederfamilien sind im Geschäft mit dem Transport russischen Erdöls und haben gut verdient: "Griechische Schiffe tun nichts Illegales."

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich in der vergangenen Woche in Griechenland über die griechischen Reeder beschwert. Er nutzte die von der Zeitschrift The Economist abgehaltene Konferenz, um sich per Videozuschaltung ans Publikum zu wenden und auch Fragen zu beantworten.

Alle Sanktionen müssen umgesetzt werden

"Alle Sanktionen gegen Russland müssen ausnahmslos zu 100 Prozent umgesetzt und fortgesetzt werden, denn wenn wir hier nicht aufhören, wird Russland in der Ukraine nicht aufhören und seine Politik fortsetzen", begann er.

Selenskyj betonte, dass ihm die Härte der Sanktionen für die gesamte Welt bewusst sei, aber sie seien für Russland härter.

Zudem wären die Sanktionen nicht nur wegen des Krieges verhängt worden, sondern auch wegen des Bruchs internationalen Rechts, der Unterdrückung der Demokratie und der Menschenrechte, sowie der Redefreiheit. Die Ukraine sieht Selenskyj auf dem Weg in die Nato. Er warnt davor, dass Russland im Westen Propaganda gegen die Ukraine verbreiten würde.

"Größte Tankerflotte für den Transport von russischem Öl"

"Wir sehen, wie griechische Unternehmen die größte Tankerflotte für den Transport von russischem Öl bereitstellen", sagte Selenskyj zu den Berichten über die griechischen Reeder.

"Dies geschieht genau in dem Moment, in dem eine andere russische Energiequelle (Erdgas) als Waffe gegen Europa und gegen den Haushalt jeder europäischen Familie eingesetzt wird."

Er sei sicher, "dass dies nicht den Interessen Europas, Griechenlands oder der Ukraine entspricht".

Tatsächlich zeigen Statistiken, dass ein Teil der griechischen Reeder, acht Familien, besonders an den Sanktionen gegen Russland verdient haben. Sie sind für den Transport russischen Erdöls eingesprungen und haben ihr Transportvolumen verdreifacht.

"Wir tun nichts Verbotenes"

Die Vorsitzende der Hellenic Shipowners' Union (HSE), Melina Travlou, verteidigte im vergangenen Monat bei dem Kongress der Handelsschifffahrt Posidonia die Fortsetzung des Öltransports. Sie meinte, dass "griechische Schiffe nichts Illegales tun" und "kein Embargo verletzt haben".

Auf dem Kongress wurde das Thema der Öltransporte kontrovers diskutiert. Alle Reeder waren sich einig in der Verurteilung des russischen Angriffskriegs. Ein Transportembargo würde jedoch nichts an der Situation ändern und sei nur ein PR-Effekt. Durch den Transport des Öls würde zudem die heimische Wirtschaft gestärkt und die Auswirkungen der Energiekrise abgefedert, hieß es.

Zudem wurde erklärt, dass es falsch sei, "wenn russisches Öl wegen externer Lockerung sanktioniert wird und wir sehr große Rabatte von 45,50 Dollar pro Barrel sehen. Wenn die Inder und Chinesen dieses Öl kaufen, dann kaufen sie dieses Öl für ihre Raffinerie und exportieren es nach Europa als Benzin zu sehr hohen Preisen und wir zahlen dafür".