Smarte Sensoren - Spione in der Haut?
Körpermonitoring via Sensoren und Smartwatch: Anders als Fitness-Sportler wollen Diabetiker ihre Daten nicht unbedingt preisgeben
Sich dreimal täglich in den Finger stechen, um den aktuellen Blutzuckerwert zu bestimmen, ist lästig und seit Jahren gibt es Bestrebungen, die darauf abzielen, ein kontinuierliches Blutzuckermonitoring zu ermöglichen, um einer unerwünschten Entwicklung des Blutzuckerspiegels möglichst zeitnah entgegen wirken zu können.
Die grundlegende Idee hinter diesen Monitoringsystemen war die Absicht, eine noninvasive Möglichkeit zu finden, den Verlauf des Blutzuckerspiegels zu verfolgen, um das kurzfristige Risiko einer Unterzuckerung und das eher mittelfristige Risiko eines zu hohen Zuckerspiegels zu vermeiden.
Beide Abweichungen führen zu einer Verkürzung der Lebenserwartung und ein gut eingestellter Blutzuckerspiegel zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität. Zuzeiten von Corona soll eine gute Einstellung auch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs infolge einer Covid-19-Infektion mindern.
Die Hoffnungen auf einen Blutzuckersensor in der nächsten Apple Watch
Nicht nur Apple, sondern auch Samsung soll an einer Option zur Blutzuckerbestimmung in ihren nächsten Smartwatches Galaxy Watch 4 und Active 3 sowie Apple Watch 7 arbeiten. Die südkoreanische Seite etnews erwähnt, dass zur Blutzuckerbstimmung die Methode der Absorptionsspektroskopie, hier speziell der Raman-Spektroskopie, zum Einsatz kommen soll.
Eine entsprechende Patentanmeldung beim US Patent & Trademark Office erwähnt auch AppleInsider. Ob sich die Erwartung auf einen noninvasiven Glukose-Sensor schon in den nächsten Smartwatch-Modellen erfüllt, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Von Apple geistert eine entsprechende Nachricht schon seit 2017. Neben den technischen Herausforderungen besteht in der EU auch der Bedarf einer entsprechenden Konformitätserklärung einer sogenannte "Benannten Stelle", die benötigt wird, um die CE-Kennzeichnung zu tragen, die für ein Medizinprodukt vorgeschrieben ist.
Im Bereich der Glukose-Sensorik waren zuletzt vielfach britische Benannte Stellen aktiv. Als Konsequenz aus dem Brexit haben diese jedoch ihre EU-Anerkennung verloren.
Kontinuierliche Glucosemessung mit Smartphone-Anbindung
Die als CGM-Systeme bezeichneten Geräte messen rund um die Uhr den Glukosegehalt in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes. Wenn der Patient die entsprechenden Daten selbst auslesen kann, werden sie als Real-Time-Geräte bezeichnet. Vorteil für den Anwender ist das kontinuierliche Monitoring der Werte.
Der US-Hersteller Abbott macht derzeit massiv Werbung für sein Flash Glukose Messsystem FreeStyle Libre, das nach den Versionen 1 und 2 jetzt als Version 3 mit deutlich verkleinertem Sensorknopf vorliegt, der am Oberarm appliziert wird und mit einer Nadel in das Gewebe eindringt. Der Sensor zum Endkundenpreis von knapp 60 Euro kann bis zu 14 Tage lang getragen werden und muss dann durch einen neuen Sensor ersetzt werden.
Mit einem zum System gehörenden Lesegerät der entsprechenden Generation können die aktuellen Zuckerwerte, der Trend und der Werteverlauf von bis zu acht Stunden abgelesen werden. Über die FreeStyle LibreLink App kann der Sensor mit bestimmten Smartphones verknüpft werden.
Vergleichbare Systeme gibt es auch von von Dexcom und Roche Diabetes Care. Datenschützer warnen durchaus vor der Freigabe von Blutzuckerdaten an Online-Apps, weil die Daten wohl vielfach in die USA weitergeleitet werden, wo sie nicht der DSGVO unterliegen.
Die Anbindung an ein Smartphone erleichtert zwar die Auswertung der Messwerte, wird jedoch nicht nur von Datenschützern mit Vorbehalt betrachtet, weil mit den spezifischen Offline-Lesegeräten eine Langzeitbeobachtung nur mittels eines händisch geführten klassischen Tagebuchs möglich ist.
Problematisch könnte die Nutzung in Folge der DSGVO und ihrer jeweils landestypischen Umsetzung in den Landesdatenschutzgesetzen sein, wenn beispielsweise im Zusammenhang mit einem Klinikaufenthalt eine Monitoringsoftware zum Einsatz kommt, ohne dass ein sogenannter Auftragsverarbeitungsvertrag abgeschlossen wird.
Wer seine Daten nicht auf einem Server gespeichert haben will, der möglicherweise nicht der deutschen Rechtsprechung unterliegt und sich vor dem täglichen Stechen nicht fürchtet, kann seine Daten aus dem Blutzuckermessgerät meist auch per Kabel oder Bluetooth auslesen und eine vergleichbare Dokumentationen auch offline mithilfe der kostenlos erhältlichen siDiary-Software erstellen und die Daten Rechner-unabhängig auf einem USB-Stick speichern und bei bestimmten Smartphones auch auf diese laden.
Glukosemonitoring für Sportler
Dass Abbott sein Freestyle Libre derzeit massiv bewirbt, mag auch damit zu tun haben, dass man für seine CGN-Technik einen noch größeren Markt mit wohl noch technikaffineren Nutzern ausgemacht hat.
Unter dem Namen "Libre Sense" bietet man inzwischen ein System für Sportler ohne Diabetes an, das auch von Dritten in eigenen Apps zur Optimierung die Energiezufuhr vermarktet wird. Die Clientel der Fitnessarmbandnutzer ist einem Auslesen ihrer Daten, wenn es nur schön einfach funktioniert, weitaus eher gewogen als Diabetiker, die ihre Daten nicht unbedingt preisgeben wollen.
Datenspende aus Fitnessarmbändern an das RKI
Dass sich Fitnessarmbänder durchaus als Datenschleudern herausstellen können, ist keine wirklich neue Erkenntnis und jeder Nutzer sollte bei der Konfiguration überlegen, welche Daten er gegenüber wem freigibt. Dass Datenschutz mit einem Verzicht auf Bequemlichkeit und umgekehrt verbunden sein kann, sollte jedem Nutzer klar sein. Weniger problematisch scheint die Datenspende an das Robert-Koch-Institut zu sein.
Im Grunde werden für diese Datenspende nur zwei Daten benötigt. Das ist einmal die Postleitzahl des Datenspenders, damit man ihn geografisch zuordnen kann sowie der aktuelle Ruhepuls, aus welchem man die jeweilige Körpertemperatur ableiten kann.
Sinn und Zweck dieser Datenspende ist letztlich ein bundesweites Körpertemperaturmonitoring, anhand dessen man Hotspots erkennen kann, in welchen sich die aktueller Körpertemperatur der erhöht, was sich dann als Infektionsgeschehen interpretieren lässt. Veränderungen der Körpertemperatur, die durch sportliche Betätigung induziert werden, können problemlos herausgerechnet werden. Einen konkreten Rückschluss auf einen bestimmten Spender soll das System nicht ermöglichen.