Steht uns dieses Jahr ein Crash an den Finanzmärkten bevor?

Eine zunehmende Überschuldung, die Immobilienblase und steigende Nahrungsmittelpreise sind nur drei der Probleme. Der Kollaps könnte plötzlich kommen

In den letzten Monaten erschienen mehrere Studien, die in ihrer Gesamtschau einige Brisanz für die Kapitalmärkte haben. Demnach könnte 2022 ein gefährliches Jahr für die Weltfinanzmärkte, insbesondere die Anleihe- und Aktienbörsen werden.

Im Folgenden soll untersucht werden, welche schwarzen Wolken sich über den Weltfinanzmärkten zusammengezogen haben, wo der erste Blitz einschlagen und wie es dann zu einem Crash 2022 kommen könnte.

Schulden auf neuem Höchststand

Der Internationale Währungsfonds (IWF) berichtete am 15. Dezember, dass die weltweiten Schulden 2020 gegenüber dem Vorjahr sprunghaft um 28 Prozentpunkte auf 256 Prozent des Weltsozialprodukts angestiegen seien und mit 226 Billionen US-Dollar einen neuen Rekord aufgestellt hätten.

Das verheißt nichts Gutes für die Rückzahlbarkeit. Bei Ausbruch der ersten Finanzkrise 2007 waren die weltweiten Schulden mit 195 Prozent vom BIP erheblich niedriger. Aber bereits dieser Wert war damals zu hoch, sodass eine Weltfinanzkrise ausgelöst wurde.

Man hat die zu hohen Schulden von damals mit noch mehr Schulden bis heute gelöst. Das klingt nicht nach einer nachhaltigen Lösung. Die Rekordschulden von heute könnten dazu führen, dass einige Schuldner ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können und dadurch manche Banken und die Anleihemärkte unter Druck setzen. So könnte von den Banken und Anleihemärkten ein Gewitter an den Finanzmärkten ausgelöst werden.

Wachsende Ungleichheit erschwert Rückzahlbarkeit der Schulden

Der alle zwei Jahre erscheinende World Inequality Report stellte am 7. Dezember fest, dass die weltweite Ungleichverteilung durch die Lockdowns dramatisch zugenommen hätten und heute wieder auf dem sehr hohen Niveau von Anfang des 20. Jahrhunderts seien.

Vermögen, insbesondere Wertpapiere wie Aktien und Anleihen sind stark konzentriert bei den besonders reichen Menschen.

Den obersten ein Prozent der Weltbevölkerung gehören 41 Prozent der Netto-Finanzvermögen, den obersten zehn Prozent 84 Prozent. Wie sollen die "unteren" 90 Prozent der Weltbevölkerung, die vom IWF beschriebene enorm gestiegene Schuldenlast jemals zurückzahlen können? Aus Sicht eines Ex-Investment-Bankers dürften erhebliche Abschreibungen auf Schuldpapiere anstehen, ähnlich wie 2008.