Studie widerlegt Sicherheitsbedenken bei Batteriespeichern
Batteriespeicher gelten als Schlüssel zur Energiewende. Dennoch sorgen sich viele Menschen um die Sicherheit der Anlagen. Eine neue Studie räumt mit den Ängsten auf.
Batteriespeicher werden zunehmend zu einem integralen Bestandteil der geplanten Energiewende, da sie es ermöglichen, Zeitfenster zu überbrücken, in denen selbst erzeugte erneuerbare Energie nicht zur Verfügung steht und vielfältige Systemdienstleistungen für das Netz erbringen können.
Die meisten Batteriespeichersysteme sind heute in Heimspeichersystemen (HSS) und Elektrofahrzeugen (EV) zu finden, und ihr Wachstum setzt sich inzwischen exponentiell fort. Trotz dieser positiven Entwicklung bestehen in der Öffentlichkeit vielmals Bedenken hinsichtlich potenzieller Brandrisiken im Zusammenhang mit PV-Heimspeichersystemen und Elektrofahrzeugen.
Vereinzelt vorkommende Brandereignisse von PV-Speichern in den Jahren 2022 und 2023 haben zu einer ausführlicheren medialen Berichterstattung und politischen Diskussionen geführt. Jedoch fehlten bisher verlässliche statistische Daten zur Einordnung des tatsächlichen Brandrisikos, was zu Unsicherheiten bei den Nutzern als auch bei den Regelsetzern im Hinblick auf den richtigen Einsatz der Batterietechnologie geführt hat.
Die Befürchtungen beruhen in der Hauptsache auf Einzelmeldungen, die jeweils aktuell in praktisch allen Medien verbreitet wurden, ohne dass sie statistisch aufbereitet und in Relation zu den insgesamt installierten Heimspeicher gesetzt wurden. Zur Objektivierung der möglichen Risiken durch Heimspeicher wird eine aussagekräftige Statistik jedoch dringend benötigt, wenn man seine Investitionsentscheidungen nicht von seinem Bauchgefühl abhängig machen will.
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Für die Transformation der deutschen Stromversorgung hin zu einer maßgeblich auf Erneuerbare und Prosumer gestützten dezentral organisierten Elektrizitätsversorgung sind Speicher jedoch unentbehrlich, denn die Batterien dienen als Schlüssel für die Abkehr von fossilen Brennstoffen.
Statistische Risikobewertung
In einer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Titel „Quantitative Fire Risk Assessment of Battery Home Storage Systems in Comparison to General House Fires in Germany and Other Battery Related Fires“ aus dem Institut für Stromrichtertechnik und elektrische Antriebe (ISEA) der Exzellenz RWTH Aachen wurde eine quantitative Analyse durchgeführt, um Statistiken zu Bränden in HSS mit Bränden in Photovoltaiksystemen (PV) zu vergleichen, in Elektrofahrzeugen sowie Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor (ICE) und allgemeinen Bränden in Häusern.
Die Brände von HSS in Deutschland wurden mittels Webcrawling für das Jahr 2023 ermittelt, da keine anderen Daten verfügbar waren. Alle anderen Wahrscheinlichkeiten wurden anhand recherchierter Daten berechnet. Die Ergebnisse zeigen eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit eines HSS-Brandes im Vergleich zu einem allgemeinen Hausbrand.
Im Detail deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines HSS-Brandes nur sehr gering ist (0,0049 Prozent) und 50-mal geringer ist als bei einem allgemeinen Hausbrand.
Bei allen modernen Haushaltsgeräten ist die Wahrscheinlichkeit, Feuer zu fangen, generell gering, das gilt auch für HSS. Im Vergleich zu anderen Haushaltsgeräten besteht bei HSS etwa die gleiche Wahrscheinlichkeit, dass sie Feuer fangen wie bei Wäschetrocknern.
Verglichen mit der allgemein geringen Brandwahrscheinlichkeit einer HSS ist die Wahrscheinlichkeit, dass PV-Anlagen in Brand geraten, noch einmal um das Dreifache geringer. Die Wahrscheinlichkeit eines Brandes eines herkömmlichen Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor (0,089 Prozent) ist etwa viermal höher als die eines Elektrofahrzeugbrandes. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein HSS Feuer fängt, ist etwa 18-mal geringer als bei einem ICE und viermal geringer als bei einem Elektrofahrzeug.
Diese Ergebnisse dieser statistischen Aufarbeitung liefern wichtige Einblicke in die Risiken und Sicherheitsaspekte der Batteriespeicherung in der häuslichen Umgebung und helfen, fundierte Entscheidungen zur Integration erneuerbarer Energiesysteme zu treffen.
Zusammenfassung der Erkenntnisse der RWTH Aachen
Nach geltenden Normen und Standards zertifizierte HSS sind sicher. Es besteht keine höhere Brandgefahr in Gebäuden durch Batteriespeicher, und die nachweisbaren Schäden bewegen sich im Promillebereich. Batteriespeicher sind somit ein zuverlässiges Werkzeug der Energiewende in Haushalten und Gebäuden. Die Studie des ISEA in Aachen schließt damit eine bisher bestehende Lücke bei verlässlichen statistischen Daten zu den Betriebsrisiken von heimischen Batteriespeichern in Deutschland.
Urban Windelen, Geschäftsführer des Bundesverbands Energiespeicher Systeme (BVES), betont die Bedeutung der Studie:
Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um die Sicherheit von Hausspeichern. Wir freuen uns sehr, diese für die Branche und letztlich auch für die Energiewende so wichtigen Erkenntnisse teilen zu können.
Florian Hölting vom ISEA, ergänzt:
Unsere Untersuchung zeigt, dass Batteriespeicher eine sichere Technologie darstellen, die das allgemeine Brandrisiko in Haushalten nicht messbar erhöht.
Batteriespeicher in Haushalten und Gebäuden spielen inzwischen eine zentrale Rolle bei der Energiewende, da sie die Flexibilität bieten, Phasen ohne verfügbare erneuerbare Energie zu überbrücken und gleichzeitig das Energiesystem zu entlasten.
Der im vergangenen April veröffentlichte Sonderbericht „Batteries and Secure Energy Transitions“ der Internationalen Energie-Agentur (IEA) betonte, dass die Umstellung auf Erneuerbare nur durch einen massiven Ausbau von Speicherkapazitäten erreicht werden kann.
Die IEA erwartet, dass etwa 90 Prozent der benötigten Speicherkapazität durch Batteriespeicher abgedeckt werden, was ein jährliches Wachstum von 25 Prozent erfordert.