Teile Frankreichs zum Hochrisikogebiet erklärt
Eiertanz wie zuvor mit Spanien: RKI erklärt zunächst nur Teile des Landes zum Hochrisikogebiet, obwohl die Inzidenz im Land längst über der Schwelle von 200 liegt
Die Strategie ließ sich in Spanien nicht lange aufrechterhalten und vermutlich stiftet es auch für Frankreich viel Verwirrung, dass das Robert Koch-Institut (RKI) und damit auch das Auswärtige Amt (AA) nun Teile des Landes zum Hochrisikogebiet erklärt haben.
So werden nun die südfranzösischen Regionen Okzitanien, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Korsika sowie die französischen Überseegebiete Guadeloupe, Martinique, Réunion, St. Martin, St. Barthélemy als Hochrisikogebiete eingestuft (siehe Auswärtiges Amt). Für diese Gebiete gelten nun die verschärften Quarantäneregeln. Nur für Rückkehrer aus diesen Regionen, die über eine Vollimpfung verfügen oder genesen sind, entfällt die Quarantänepflicht. Alle anderen müssen für zehn Tage in Quarantäne. Sie können sich frühestens nach fünf Tagen über einen negativen Test freitesten.
Wie zuvor im Fall Spaniens ist die Entscheidung schwer nachzuvollziehen, weil sich ganz Frankreich längst tief in der vierten Welle befindet und die Sieben-Tage-Inzidenz nun mit 230 deutlich über der Schwelle liegt, die die Bundesregierung für die Einstufung als Hochrisikogebiet festlegt. Auch die Auswahl der Hochrisikogebiete durch das RKI leuchtet nicht ein, schaut man sich diese Karte mit den Inzidenzen im Land an.
In der Aquitaine, ebenfalls in Südfrankreich, allerdings auf der Atlantikseite, sind die Inzidenzen teilweise sehr hoch, mancherorts sogar über 500. Im französisch-baskischen Bayonne werden bereits Patienten in andere Hospitäler verlegt, weil die Intensivstation überbelegt ist. In den zentralen Urlaubsgebieten am Atlantik herrscht wieder Maskenpflicht auf der Straße.
Nicht das gesamte Land zum Hochrisikogebiet zu erklären, gibt Rückkehrern auf dem Landweg per Auto, Bahn oder Bus Gelegenheiten, die Quarantäneregeln leicht zu umgehen. Es ist ohnehin sehr schwierig, den Landweg zu kontrollieren, für den nun ab Sonntag eine allgemeine Testpflicht besteht. Aber ob jemand aus einem Hochinzidenzgebiet im Land kommt, ist praktisch unmöglich festzustellen, wenn der betroffene Rückkehrer das nicht freiwillig zugibt und sich freiwillig den Quarantänemaßnahmen unterwirft.
Da die Hochrisikogebiete nun immer näher an Deutschland heranrücken, ist mit vermehrten Rückkehrern auf dem Landweg aus Hochinzidenzgebieten zu rechnen, die die Delta-Variante im Gepäck haben. 93 Prozent aller festgestellten Fälle in Aquitaine - für das RKI kein Hochinzidenzgebiet - gehen auf die Delta-Variante zurück.
Das RKI beobachtet in seinem aktuellen Wochenbericht auch, dass die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen in Deutschland derzeit früher und schneller ansteigt als im Sommer des vergangenen Jahres. Das geschehe trotz steigender Impfquote.
Rückkehrer spielen eine immer größere Rolle. Spanien ist da noch immer Spitzenreiter. Wurden in der vergangenen Woche für die Kalenderwochen 26 bis 29 insgesamt 1247 Positive ermittelt, waren es in den Kalenderwochen 27 bis 30 nun schon 1.481. Tendenz also klar weiter steigend.
Auffällig ist, dass die Türkei aufholt. Waren es in der Vorwoche 249 hat sich die Zahl nun praktisch verdoppelt. Die festgestellten importierten Fälle aus Kroatien steigen auch deutlich von 197 auf 318 an, wobei die Fälle aus den Niederlanden nur deutlich geringer von 203 auf 281 gestiegen sind.
Die Niederlande sind ab Sonntag kein Hochinzidenzgebiet mehr. Nachdem das Land wieder Einschränkungen vorgenommen hat, ist die Inzidenz von zeitweise 400 wieder auf 123 gesunken.
Übrigens ist es mittlerweile auch inzwischen völlig absurd, dass Portugal mit einer Inzidenz von 166 noch komplett immer als Hochinzidenzgebiet geführt wird, wenn es Frankreich mit 230 nicht ist. In Portugal verbessert sich die Lage zusehends, während sie sich in Frankreich verschlechtert. In der RKI-Liste zu positiven Rückkehrern taucht Portugal auch nicht auf.