Telekom Mergermania - Einmal um die ganze Welt
Bell Atlantic und Vodafone wollen Airtouch, Cable & Wireless kauft MCI-Netz und deutschen ISP, AOL & CO wehren sich gegen Zusammenschluss von AT&T mit dem Kabelriesen TCI.
Die Mergermania im Telekom- und Internetbereich, die seit Mitte 1998 spektakuläre Urständ feiert, geht auch im neuen Jahre ungebrochen weiter.
Am Montag wurde bekannt, dass Bell Atlantic, führend unter den regionalen US-Telekoms, willens ist, 45 Milliarden Dollar für den weltgrössten Anbieter von Mobiltelefonie, Airtouch Communications, auszugeben. Prompt stellte sich die britische Vodafone am Dienstag mit einer Last Minute Offer für Airtouch ein, die noch höher liegen soll.
Wie dieses Angebot auch gemeint ist, als ernsthafter Versuch oder als reine Störaktion, klar ist, was es verhindern soll: Eine Allianz, deren strategische Bedeutung weit über die USA hinausgeht und mit Fug und Recht das Wort "global" verdient.
Ein Konsortium der kalifornischen Airtouch (8 Millionen US-Kunden) mit der am anderen Ende der USA angesiedelten Bell Atlantic (5.7 Millionen US-Mobiltelefonie-Kunden) würde den bisherigen US-Marktführer AT&T überholen. Damit würde eine aus der Zerschlagung der AT&T durch ein US-Kartellgericht hervorgegangene Tochter das ehemalige Mutterunternehmen im Bereich Mobiltelefonie überholen. Die Führungsposition von AT&T in US-Festnetzen hatte Bell Atlantic bereits im Sommer 98 durch Aquisition des im Mittel- und Südwesten der USA starken Festnetz-Anbieters GTE in Frage gestellt. Preis: 53 Milliarden Dollar.
Den eigentliche Grund für die Begehrlichkeiten sowohl der ehemaligen "Baby Bell" Atlantic als auch der Vodafone, die (anteilsmässig) mit 6,5 Millionen Kunden weltweit längst mehr ein internationales als ein britisches Unternehmen ist, stellen freilich die weltweiten Beteiligungen von Airtouch dar. Das internationale Geschäft weist nicht nur wesentlich höhere Wachstumsraten als jenes in den USA auf, sondern trägt schon jetzt mehr als fünfzig Prozent zum Cashflow der kalifornischen Mobilfunker bei.
Von den Anteilen in den Wachstumsmärkten Schweden, Polen oder Deutschland, wo Airtouch 34,8% am D2 Netz hält, verteilen sich die rund fünf Millionen Airtouch-Kunden von Portugal oder Ägypten über Indien bis nach Japan. Das ist justament jene Route, auf der das Flag-Konsortium (Fiberoptic Link Around The Globe) sein Glasfaserkabel verlegt, an dem wiederum - müssig zu sagen - Bell Atlantic führend beteiligt ist. Bell-Airtouch wäre damit nicht nur zu einem massgeblichen Player in Ostasien aufgerückt, sondern würde auch über ein Backbone verfügen, das von Kalifornien über die US-Ostküste, Europa und Indien bis nach Japan reicht. Für die fehlenden paar tausend Meilen zur totalen Globalität sorgt die Beteiligung von Airtouch am Satelliten-Konsortium Globalstar.
Die Aquisitionen von Cable & Wireless, einem weiteren grossen Player im Spiel der Weltkommunikation, nehmen sich mit etwa 700 Millionen Dollar vergleichsweise bescheiden aus. Nach der kürzlich erfolgten Übernahme der US-Internetdienste, die MCI wegen der Fusion mit Worldcom abstossen musste, wurde am Montag der deutsche Internet-Provider ECRC eingekauft.
Ein anderer Merger - zwar auf die USA beschränkt, doch dort von enormem Gewicht - nämlich der Zusammenschluss von AT&T mit dem KabelTV-Giganten Tele-Communications Inc. (TCI) wird mittlerweile von AOL und anderen Providern heftig angefochten. Da TCI mit dem AtHome-Network sein eigener Provider ist, fürchten AOl & Co, dass sie vom Zugang zu dem im Aufbau befindlichen Hochgeschwindigkeitsnetz ausgeschlossen werden.