Trump: Das Wettrüsten werde ich gewinnen
Gerüchte aus dem Weißen Haus über Trumps ambivalentes Verhalten zu Russland
Am 20. März hatte sich US-Präsident Donald Trump aufgerafft, dem wieder gewählten Wladimir Putin zu seinem erneuten Wahlsieg zu gratulieren. Noch war die mit Nato-Partnern und anderen Allliierten beschlossene Demonstration der Einigkeit gegenüber Russland nicht ausgeführt, wegen des Skripal-Falls russische Diplomaten auszuweisen, was Russland erwartungsgemäß in der Tit-for-Tat-Logik entsprechend beantwortete. Vorhergegangen war aber, dass die USA den Rüstungshaushalt drastisch erhöht hatten, worauf Putin in einer Rede ausführlich eine Reihe von Superwaffen vorstellte, die Russland entwickelt habe, um sich gegen einen möglichen Angriff zu rüsten.
Das gegenseitig angedrohte Wettrüsten war offenbar auch Thema des Telefongesprächs zwischen Trump und Putin. Nach der Wiedergabe des Weißen Hauses sollen die beiden über den Zustand der gegenseitigen Beziehungen gesprochen und beschlossen haben, den Dialog über nationale Sicherheitsthemen und -probleme fortzusetzen. Hervorgehoben wird die Dringlichkeit, Nordkorea atomwaffenfrei zu machen. Überdies hieß es, die Staatsführer hätten die Notwendigkeit herausgestrichen, "unsere gemeinsamen Bemühungen zur strategischen Stabilität fortzuführen".
Aus der Wiedergabe kann man schließen, dass das Gespräch keine Ergebnisse brachte, so taucht das übliche Wort "konstruktiv" nicht auf, besonders herzlich dürfte es auch nicht gewesen sein, sofern man die Wiedergabe nicht lieber auf einen distanzierten Kontakt justierte, um Trump nicht in die Nähe von Putin zu rücken. Die "Bemühungen zur strategischen Stabilität" bestehen wohl in der gegenseitigen Aufrüstung des Atomwaffenarsenals.
Auffällig war, dass der Skripal-Fall von Trump nicht angesprochen wurde, er hat sich auch danach zur Ausweisung der russischen Diplomaten nicht geäußert. Raj Shah, der Sprecher des Weißen Hauses, erklärte, die beiden Präsidenten hätten eine Reihe wichtiger Themen angesprochen, vor allem habe es eine "positive Interaktion" im Hinblick auf Atomwaffen gegeben. Ansonsten würde man gerne eine "kooperative Beziehung" mit Russland aufbauen, dessen Aktionen würde das aber verhindern, beispielsweise die "rücksichtslose" Vergiftung in Großbritannien.
Nüchtern ist hingegen die Wiedergabe auf der Seite des Kreml gewesen: "Wladimir Putin führte ein Telefongespräch mit US-Präsident Donald Trumps auf die Initiative von letzterem." Damit soll gesagt werden, dass Putin nichts von Trump oder den USA will, dass darüber hinaus nichts zum Inhalt mitgeteilt wird, ist nicht außergewöhnlich. Man gibt sich gerne knapp und spröde.
Nach einer Quelle aus dem Weißen Haus soll Putins Rede am 1. März, in der er die neuen Atomwaffen und ein Video über einen Angriff auf die USA präsentierte (Putin: "Freunde, Russland hat bereits eine solche Waffe"), Trump "unter die Haut" gegangen sein. Danach soll er Merkel, Macron und May angerufen und gesagt haben, dass Putin gefährlich klinge, weswegen man zusammenhalten müsse. Wenn es stimmt, was NBCNews berichten, dann wird die Reaktion auf den Skripal-Fall erklärlich, man suchte nach einer "russischen Aggression", wie es seit langem heißt, um eine neue Einheit gegen den gemeinsamen Feind zu demonstrieren.
Der Fernsehsender will noch mehr erfahren haben. Trump soll nämlich in dem Telefongespräch gesagt haben: "Wenn Sie ein Wettrüsten haben wollen, können wir das machen, aber ich werde gewinnen." Das erinnert an den über Medien ausgefochtenen Streit mit Kim Jong-un, wer den größeren und besser funktionierenden Knopf habe. Trump soll hinzugefügt haben, er hoffe, dass Putins Äußerungen nur Wahlkampfrhetorik seien, schließlich habe er gerade einen Rüstungshaushalt in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar gesichert, den größten, den die USA jemals hatten.
Aus Russland ausgerechnet kommt ein Dementi. Kreml-Sprecher Pekow sagt: "Nein, dieser Satz ist während des Gesprächs nicht gesprochen worden (…). Wir haben danach ein Statement veröffentlicht und (…) alles gesagt, was wir für nötig befanden." Das Gespräch sei vertraulich gewesen, man werde die Inhalte nicht veröffentlichen.
Dass Trump allmählich härter mit Putin und Russland umgeht, soll nach Informanten aus dem Weißen Haus auch damit zu tun haben, dass er von seinen Beratern überzeugt worden sei, dass Putin auf Stärke reagiere. Man müsse also härter vorgehen, um bessere Beziehungen zu bekommen. Das scheint allerdings kein Rat zu sein, der Trump fremd ist, schließlich ist das Zeigen von Stärke oder Drohen seine politische Strategie.
Angeblich suche aber Trump weiterhin nach Möglichkeiten einer besseren Beziehung zu Russland und zeige ein ambivalentes Verhalten. So wurde er angeblich von Rex Tillerson, den Trump bald daraufhin als Außenminister schasste, überredet, tödliche Waffen wie Panzerabwehrraketen in die Ukraine zu liefern. So soll er vor der Unterschrift gemeint haben, dass man damit die Spannungen mit Russland verstärke, was zu einem größeren Konflikt führen könnte. Die Ukraine sei überdies ein europäisches Problem und die Waffen müsste doch eigentlich das Land bezahlen. Er hat sich aber dann nach den Informationen doch breitschlagen lassen.
Bislang hat sich Trump noch nicht zum Skripal-Fall und den wechselseitigen Ausweisungen von Diplomaten und der Schließung von Konsulaten geäußert. Auch Putin hält sich zurück, dafür wurde am Freitag vom russischen Verteidigungsministerium ein Video veröffentlicht, auf dem der zweite Test der neuen manövrierbaren ballistischen Überschall-Interkontinentalrakete RS-28 "Sarmat" (Satan 2) zu sehen sein soll, die Putin in seiner Rede als Teil der neuen Atomwaffensysteme genannt hatte. Sie soll eine Reichweite von mehr als 10.000 km haben und 10-24 Sprengköpfe, die auf unterschiedliche Ziele ausgerichtet sind, mit sich führen können. Auf dem Video sieht man allerdings nicht den angeblich erfolgreichen Flugtest, sondern lediglich den Start. Angekündigt wurden die Tests bereits im Oktober 2017.