Twipsy als Schnitzeljagd durch das Internet

Computerspiel mit dem Maskottchen der EXPO

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Bislang war Twipsy nur als Maskottchen oder als Zeichentrickfilm auf dem Kinderkanal bekannt. Doch ab sofort können Kinder die Abenteuer von Twipsy auf dem Mac oder dem PC miterleben. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Tivola-Verlag konnte eigentlich nichts schief gehen. So entstand eine wirklich empfehlenswerte Spiel- und Sachgeschichte für Kinder ab sechs Jahren, doch vielleicht sollte ein Erwachsener daneben sitzen und helfen. Von der EXPO hört und sieht man auf der ganzen CD nichts.

Zuhause bei den Kindern

Lizzy ist vom fiesen Datenfresser entführt worden. Ihre Freunde Albert, Nick und Twipsy wollen sie natürlich aufspüren und befreien, wozu sie aber die Hilfe von Kindern aus der realen Welt benötigen. Zunächst einmal muss eine Email vom Datenfresser beantwortet werden. Dazu müssen Wörter zu einem besonders höflichen Text zusammengefügt werden. Höflich ist man allein schon deshalb, damit Lizzy nichts passiert. Das Spiel präsentiert sich als durchgängige Spiel- und Sachgeschichte, so wie man es bislang aus dem Tivola-Verlag gewohnt war. Ein bißchen Erzählung, ein wenig Entdecken und etwas Interaktivität. Mit diesem Konzept konnte Tivola schon viele Auszeichnungen einheimsen.

Noch einmal zur Erinnerung: Twipsy ist im Internet als rasender Datenbote tätig. Durch einen Zufall entdeckt Albert einen Übergang von der Realwelt in den Cyberspace. Durch einen umgebauten Drucker, der als Cybertor fungiert, kann er mit seinen Freunden Nick und Lizzy ins Internet und Twipsy dafür in die reale Welt wechseln. In der erfolgreichen Zeichentrickfilmserie erlebten die Spielfiguren dabei allerlei Abenteuer. Und so geht es auch im Spiel zu: Nach einem kurzen Memory-Spiel heißt es recht bald ab in den Cyberspace. Doch schon taucht bei der Schnitzeljagd ein weiteres Hindernis auf: Im Gameland begegnet ihnen ein anderer Datenbote, der unbedingt spielen will. Doch Twipsy kommt auf die glorreiche Idee, stattdessen drei Fragen zum Internet zu beantworten. Erst wenn diese nicht beantwortet werden können, muss eben gespielt werden. Doch die dann gestellten Fragen stehen im krassen Gegensatz zum Memory-Spiel und sind ungleich schwerer.

So wird nach einem Cookie oder einem Provider gefragt. Zwar gibt es drei Antwortvorgaben, doch während ein Memory-Spiel durchaus noch von 4- bis 5-jährigen Kindern gelöst werden kann, sind sie bei derartigen Fragen eindeutig überfordert. Selbst 10- bis 12-jährige bzw. manch ein Erwachsener werden diese Fragen möglicherweise nicht beantworten können. Wer dann doch noch spielen möchte, findet ein Breakoutspiel vor und das werden wohl auch wieder die 5-jährigen Spieler können.

Im Anschluss geht es zur Cyberhauptpost. Hier wird auch erklärt, dass die eingehende Post sortiert und eingelagert wird. So erfahren die Kinder ganz nebenbei noch ein paar Details über das Internet. Mit einer eingehenden Erklärung wäre die Beantwortung der drei Fragen auch zu lösen gewesen. Doch das wurde von den Spielemachern versäumt. Im Postamt wird kurz erwähnt, dass der Datenfresser "Schmatz" heißt und dieses Wissen hilft den Kindern auf der Suche nach Lizzy weiter. Und schon muss eine "Website" mit einem "Quiz für Kids" gesucht werden. Auf dem Weg zu den Suchmaschinen soll noch eine "leckere Cyberpizza" besorgt werden, doch "ohne Moos nix los". Mit einem Pizza-Tetris könnte man schnell mal ein bißchen Geld verdienen. Doch auf 5.000 Punkte beim Sortieren zu kommen gelang selbst mir nicht. Doch zum Glück ist der Kreditkartenleser nach dem dritten Fehlversuch großzügig und belohnt die Bemühungen trotzdem mit einer Pizza.

Schon geht es weiter in den Blubberraum. Hier hört man die Gesprächsfetzen aus dem Chat, erklärt Twipsy. "Miss Information" weist den Weg zu den Suchmaschinen, doch wie es sich für ein richtiges Abenteuer gehört, landet man erst mal auf dem Datenmüll. Doch nach einem Hütchenspiel mit einem Datenpaket geht es schon wieder auf den richtigen Weg. Doch oh je, jetzt entsteht auch noch ein Datensalat. Stopp, mehr wird nun wirklich nicht verraten, sonst ist ja die ganze Spannung weg.

Lizzy ist gerettet

Twipsy, das Computerspiel, ist eine gelungene Kombination aus Spiel- und Sachgeschichte. Eine durchgehende Story begleitet die Spieler auf dem Weg durch die Cyberwelt, wobei sie von der Mischung aus Erzählung und Film kontinuierlich in den Bann gezogen werden. Ganz nebenbei erfährt man ein bißchen etwas über das Internet. Leider sind manche Aufgaben und Ratespiele nicht konsequent für die angestrebte Altersgruppe gedacht, doch selbst Pädagogen raten ja, dass jüngere Kinder nicht allein mit dem Computer spielen sollen. In fürsorglicher Begleitung der Eltern, die ja auch noch etwas über das Internet lernen können, steht einem lang anhaltenden Spielspass nichts entgegen. So findet sich zum Beispiel die erste selbsterklärende Suchmaschine, doch das hat mit der Realität nichts zu tun. Wenn Tivola so eine Suchmaschine programmieren könnte, würden sie sicher noch mehr "digitale" Auszeichnungen erhalten. Lizzy wurde übrigens von mir dann doch noch gerettet.