Ukraine-Krieg: Macron bringt Entsendung von Nato-Bodentruppen in die Debatte

Seite 2: US-Think-Tank Rand Corporation: : "Planung für die Zeit nach der Katastrophe"

Der einflussreiche US-Think-Tank Rand Corporation plant schon die Nachkriegsukraine – als militärische Sprungbasis für eine neuerliche Auseinandersetzung mit Russland.

Der Think-Tank setzt in einem Strategiepapier mit dem Titel "Planning for the Aftermath", auf deutsche: Planung für die Zeit nach der Katastrophe, zwei Varianten der US-Positionen gegenüber Russland, eine harte Hardline-Variante und eine weichere Hardline-Variante.

So fantasiert Rand auf Seite 17 des Strategiepapiers von einer Friedensabkommen-Variante ("World B"), in der die Ukraine zwar nicht die Nato-Mitgliedschaft erhalten, aber wirtschaftlich eng mit dem Westen verbunden bleiben soll.

Kiew verpflichtet sich, bündnisfrei zu bleiben, was bedeutet, dass es nicht Nato-Mitgliedstaat wird. Russland akzeptiert im Gegenzug, dass die Ukraine die EU-Mitgliedschaft anstrebt und dass mehrere Nato-Verbündete, darunter die USA, umfangreiche wirtschaftliche und militärische Unterstützung leisten werden, um die Ukraine aufzurüsten und wiederaufzubauen.

Rand Corporation

Der mögliche Bruch des vorgeschlagenen Abkommens mit Russland wird auch gleich mit angeraten:

Einige mögen dies aus Sicht der USA nicht als das bessere Ergebnis ansehen weil sich die Ukraine für die Blockfreiheit entschieden und damit (zumindest vorübergehend) (!) auf die Möglichkeit einer Nato-Mitgliedschaft verzichtet hat.

Rand Corporation

Das wird nicht im Interesse Russlands sein und als Bedrohung wahrgenommen werden. Strategiepapiere wie das oben zitierte geben der russischen Regierung gute Argumente, den Krieg bis zu einem vollständigen Sturz der US-gestützten Regierung in Kiew fortzuführen.

Zudem gewinnt Russland im Moment militärisch. Welche Motivation soll sich für die russische Führung daraus ergeben, eine auf die USA und den Westen ausgerichtete Ukraine in seinem Nachbarland nicht deutlich zu schwächen?

Die USA und die Wahrnehmung von Sicherheitsinteressen Russlands

Dass die USA aus Sicht Moskaus gegen die Sicherheitsinteressen Russland agieren, wird auch anhand eines Artikels der New York Times klar ersichtlich, dessen kreativer Umgang mit neuerer Geschichte und eindeutige Tendenz in die Augen sticht.

Dort wird offen gefeiert, dass es den USA seit acht Jahren gelungen ist, zwölf geheime CIA-Basen an Russlands Grenze aufzubauen:

(…) Der Abhörposten im ukrainischen Wald ist Teil eines von der CIA unterstützten Netzes von Spionagebasen, das in den letzten acht Jahren errichtet wurde und zwölf geheime Standorte entlang der russischen Grenze umfasst. (…)

New York Times

Neben dem Stützpunkt überwachte die CIA auch ein Schulungsprogramm, das in zwei europäischen Städten durchgeführt wurde, um ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern beizubringen, wie man überzeugend eine falsche Identität annimmt und Geheimnisse in Russland und anderen Ländern stiehlt, die darin geübt sind, Spione aufzuspüren.

(…) Vor der Invasion hatten die CIA und der MI6 ihre ukrainischen Kollegen in der Rekrutierung von Quellen und dem Aufbau von Geheim- und Partisanennetzwerken geschult. In der südlichen Region Cherson, die in den ersten Kriegswochen von Russland besetzt war, wurden diese Partisanennetzwerke laut General Kondratiuk aktiv, ermordeten lokale Kollaborateure und unterstützten die ukrainischen Streitkräfte bei der Bekämpfung russischer Stellungen.

New York Times

Das in dem Artikel beschriebene Vorgehen der USA könnte von Russland als Kriegsgrund betrachtet werden. Und es lässt sich nicht nur seit acht Jahren beobachten, sondern eigentlich muss man schon bis zum Jahr 1991 zurückgehen, denn schon unmittelbar nach dem Fall der Sowjetunion brachten sich US-Kräfte in der Ukraine in Stellung.

Europäische Truppen ins Kampfgebiet?

Geht es nach dem X-Account von Osintdefender so soll das Hauptthema des gestrigen internationalen Gipfels in Frankreich die Entsendung von Nato-Bodentruppen in die Ukraine gewesen sein.

Eine weitere Eskalation des Ukraine-Krieges schwächt nicht nur Europa als Ganzes, sondern kann schlimmste und völlig unabsehbare Folgen für die ganze Welt haben – bis hin zu einem 3. Weltkrieg, der auch mit taktischen oder strategischen Atomwaffen geführt werden könnte.

Das kann in keinem Fall im Interesse Europas liegen.