Ukraine-Krieg: Russische Armee hat Gegenoffensive in Kursk begonnen

Storm-Shadow-Marschflugkörper an einem Eurofighter Typhoon

Storm-Shadow-Marschflugkörper an einem Eurofighter Typhoon. Bild: M.J.J. de Vaan, Shutterstock.com

Angriff von Beobachtern bestätigt. Großbritannien erlaubt Einsatz von Storm-Shadow-Marschflugkörpern gegen Russland. Ziehen die USA nach?

In der Region Kursk scheint Russland eine größere Gegenoffensive gegen die ukrainischen Streitkräfte gestartet zu haben. Dies bestätigen Quellen aus der Ukraine und Russland sowie unabhängige Militäranalysten.

Nach einem überraschenden Vorstoß der Ukraine Anfang August, bei dem Hunderte Quadratkilometer russischen Territoriums erobert wurden, ist es russischen Einheiten nun offenbar gelungen, einige Gebiete zurückzuerobern und die ukrainischen Linien zu durchbrechen.

Dies bestätigen auch westliche Journalisten wie Patrick Reevell von ABC News und die Nachrichtenagentur Reuters.

Russlands Antwort auf die ukrainische Offensive

Die russische Gegenoffensive konzentrierte sich demnach auf die westliche Flanke der ukrainischen Invasion, die am 6. August begonnen hatte. John Helin von der Blackbird Group, die auf Open-Source-Militäranalysen spezialisiert ist, berichtete auf X, dass russische Truppen eine Keilbewegung von Westen und Norden hinter den ukrainischen Truppen in Richtung des Dorfes Snagost durchführten.

Prorussische Militärblogger behaupten, dass die Angriffe das Dorf Obukhov erreicht hätten, was einen Vormarsch von mehr als zehn Kilometern an diesem Tag bedeuten würde.

Ukrainische Quellen bestätigen russische Offensive

Der proukrainische Militärblogger Serhij Sternenko bestätigte die russische Gegenoffensive und beschrieb die Situation als gefährlich für die Ukraine. Er warnte vor einem möglichen Kontrollverlust und kritisierte die mangelnde Koordination und Organisation der ukrainischen Streitkräfte in der Region.

Das russische Verteidigungsministerium gab bekannt, ukrainische Einheiten in einer Reihe von Dörfern in Kursk besiegt zu haben. Aus Kiew wurde das zunächst nicht kommentiert.

Analysen und Einschätzungen der Lage

Militäranalysten und ukrainische Kommentatoren hielten den russischen Angriff für vorhersehbar. Stanislav Osman, ein Freiwilliger des 24. Angriffsbataillons "Aidar", erklärte auf seinem Telegram-Account, einige Warnungen der ukrainischen Fronttruppen seien ignoriert worden.

Obwohl die Ukraine zu Beginn ihrer Offensive erfolgreich war, hat sie in den ersten zwei Wochen kaum Fortschritte gemacht. Die Gegenoffensive deutet nun darauf hin, dass Russland versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen und die ukrainischen Invasoren zurückzudrängen.

Risiken der ukrainischen Offensive

Die ukrainische Invasion bei Kursk wird von den meisten unabhängigen Militärexperten als riskantes Unterfangen angesehen. Trotz des anfänglichen Erfolgs warnen Analysten, dass die Ukraine beim Versuch, das Gebiet um Kursk zu halten, gefährliche Verluste riskiert.

Gleichzeitig sind die russischen Streitkräfte in der Ostukraine seit dem ukrainischen Vorstoß bei Kursk schneller vorgerückt. Die Hoffnung, mit dem Vorstoß nach Russland die Front in der Ostukraine zu schwächen, scheinen sich nicht erfüllt zu haben.

Die Lage in der Ostukraine

In der Ostukraine rücken russische Streitkräfte auf die Stadt Pokrowsk, einen wichtigen logistischen Knotenpunkt, vor. Auch bauen sie die Linien im Südosten des Donbass aus. Obwohl sich der Vormarsch der russischen Streitkräfte in der vergangenen Woche verlangsamt zu haben scheint, bleibt die Lage für die ukrainischen Verteidiger kritisch.

Großbritannien erlaubt Einsatz von Storm-Shadow-Marschflugkörpern

Einem Bericht des Guardian zufolge hat London der Ukraine erlaubt, von Großbritannien gelieferte Storm-Shadow-Marschflugkörpern für Langstreckenangriffe tief in Russland einzusetzen. Diese Entscheidung sei bereits in vertraulichem Rahmen getroffen worden.

Die ukrainische Regierung argumentiert seit Langem, dass Einschränkungen beim Einsatz von Langstreckenwaffen ihre Kriegsanstrengungen behindern. Die USA hingegen äußerten die Befürchtung, dass solche Schläge tief auf russischem Territorium die Situation eskalieren könnten.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kiew am 11. September erklärten US-Außenminister Antony Blinken und der britische Außenminister David Lammy, Russland sei für die Eskalation des Krieges verantwortlich.

Der Besuch in Kiew fand einen Tag nach Berichten aus Washingtons statt, nach denen der Iran ballistische Raketen an Russland geliefert habe. Dies verschaffe Moskau "zusätzliche Fähigkeiten und Flexibilität" im Krieg, so Blinken.

Waffen gegen Russland: Verhalten der USA unklar

Auf die Frage, ob die USA ihre Politik in Bezug auf Langstreckenangriffe ändern würden – eine Option, die Präsident Joe Biden in den vergangenen Wochen in Erwägung gezogen zu haben scheint – antwortete Blinken ausweichend. Die USA seien von Anfang an bereit gewesen seien, ihre Strategie flexibel anzupassen. "Wir werden das auch weiterhin tun", sagte Blinken, ohne jedoch auf eine mögliche Änderung der Einsatzerlaubnis von US-Waffen durch die Ukraine einzugehen.

Berichten zufolge hat die Ukraine bereits Storm-Shadow-Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern eingesetzt, um russische Militärziele auf der Krim zu treffen. Die Halbinsel wird seit dem Jahr von Russland kontrolliert. Die UNO hat dies mehrfach als völkerrechtswidrige Annexion bezeichnet.