Ukraine bombardiert Krim, während USA ATACMS-Raketen liefern wollen

Einschlag ins Hauptquartier der Schwarzmeerflotte auf der Krim, Sewastopol. Bild: Screenshot Videoreport

Einschlag im Hauptquartier der Schwarzmeerflotte. Zugleich kündigt Washington an, doch die Langstreckenraketen zu liefern. Warum das kein "Game-Changer" ist, aber eine riskante Eskalation.

Am Samstagmorgen wurden erneut Explosionen auf der annektierten Halbinsel Krim gemeldet. Von russischer Seite wurde von Einsätzen der Luftverteidigung gesprochen, die Raketen abgeschossen hätten. Ob es zu einem Einschlag gekommen ist, lässt sich nicht unabhängig bestätigen.

Fest steht jedoch, dass am Freitag mindestens eine ukrainische Rakete im Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in der Krim-Hafenstadt Sewastopol einschlug. Zugleich soll ein größerer Cyberangriff die Internetdienste auf der Halbinsel unterbrochen haben.

Die Ukraine bestätigte den Angriff. Auf Telegram hieß es:

Am 22. September kurz vor 12:00 Uhr (0900 GMT) haben die ukrainischen Verteidigungskräfte erfolgreich das Hauptquartier des russischen Schwarzmeerflottenkommandos im vorübergehend besetzten Sewastopol angegriffen.

Ein Soldat wird nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums noch vermisst. Man habe mit der Luftabwehr insgesamt fünf Raketen abfangen können, hieß es weiter. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, spricht von mehreren Toten und Verletzten.

Das Feuer im Gebäude habe man unter Kontrolle bringen können, erklärte Michail Raswoschajew. Er sprach zugleich davon, dass Einwohner von Sewastopol sich auf den Straßen versammelt und die russische Nationalhymne gesungen hätten.

Die Ukraine hat im Zuge der Gegenoffensive, mit der von Russland besetzte Gebiete zurückerobert werden sollen, Angriffe im Schwarzen Meer und auf der Krim intensiviert. Bombardierungen von russischen Militärzielen bezeichnet die ukrainische Regierung als legitim.

Oleksij Danilow, der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates, erklärte, es gebe zwei Optionen für die Zukunft der russischen Schwarzmeerflotte. Entweder freiwillige oder erzwungene "Selbstneutralisierung". Moskau sagt, es werde die Halbinsel niemals aufgeben.

Andrej Kortunow, Berater des russischen Außenministeriums und Direktor des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, betonte nach dem Einschlag am Freitag gegenüber der BBC die "psychologische" Bedeutung des Einsatzes von Langstreckenraketen bei diesem Angriff.

Ich denke, dass es psychologisch wichtig ist, weil es sich um eine Langstreckenrakete handelt – ihre Zerstörungskraft ist ziemlich groß. Aber militärisch glaube ich nicht, dass sie wirklich großen Schaden anrichtet – schließlich hat sie keine wirklich kritischen militärischen Ziele getroffen, und der Schaden ist zumindest nach den Berichten, die wir erhalten haben, recht begrenzt.

Kortunow betonte zudem, dass "beide Seiten Zugeständnisse machen müssen", dass es aber schwierig sei, dafür zu plädieren, da sie sich "diametral gegenüberstehen". "Sobald man anfängt, darüber zu sprechen, wird man als Verräter abgestempelt", sagte er.