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Ukrainische Regierung setzt angeblich US-Söldner gegen die eigene Bevölkerung ein

Medienbericht beruft sich auf Bundesnachrichtendienst

Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge, der sich auf Quellen im Bundesnachrichtendienst (BND) beruft, beschäftigt die im Februar auf fragwürdige Weise an die Macht gekommene ukrainische Regierung etwa 400 Söldner des privaten amerikanischen Sicherheitsdienstleisters Academi, der aus dem Unternehmen Blackwater hervorging. Blackwater [1] war unter anderem durch das Verhalten seiner Angestellten während der amerikanischen Besetzung des Irak in die Kritik geraten und hatte danach seinen Namen und das Firmenlogo geändert.

Dem Bericht nach wurden die Söldner unter anderem beim Versuch der Rückeroberung der ostukrainischen Stadt Slawjansk eingesetzt. Darüber soll der Bundesnachrichtendienst das Kanzleramt am 29. April in Kenntnis gesetzt haben.

In Pullach und in der neuen Berliner Zentrale des deutschen Auslandsgeheimdiensts war am Sonntag niemand erreichbar, der den Bericht bestätigen oder ein Dementi abgeben wollte. Gleiches gilt für die Bundesregierung. In anderen Medien waren die Vorwürfe bereits im März laut geworden: Academi hatte damals von "Gerüchten" gesprochen [2], die "unverantwortliche Blogger und Onlinereporter"verbreiten würden.

In der Geschichte griffen Regierungen und andere Machthaber häufig dann auf ausländische Söldner zurück, wenn sie fürchteten, dass Wehrdienstleistende und andere einheimische Soldaten nicht hart genug gegen Zivilisten oder Freischärler vorgehen. Kritiker nehmen an, dass dieses Motiv auch in der ukrainischen Regierung vorhanden sein könnte: Immerhin schlugen sich zahlreiche Polizisten und Soldaten in der Ostukraine auf die Seiten der Regionalisten und weigerten sich, mit Gewalt gegen Demonstranten und Gebäudebesetzer vorzugehen.

Der ukrainische Übergangspräsident Turtschinow hatte deshalb angekündigt [3], die Sicherheitskräfte mit "Patrioten" aufzufüllen. Als solche fühlen sich unter anderem die Anhänger des "Rechten Sektors", die überwiegend in der katholischen Westukraine zuhause sind. Die "Dnjepr"-Einheit und andere Sondereinheiten der ukrainischen Armee sind angeblich bereits jetzt stark mit Mitgliedern dieses "Rechten Sektors" durchsetzt.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3365267

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/tp/features/Persilschein-fuer-Blackwater-3415350.html
[2] http://academi.com/news_room/press_releases/88
[3] https://www.heise.de/tp/features/Erneuerung-mit-Patrioten-3364921.html