Unep hofft auf Einsicht in großen Kapitalfraktionen

Symbolbild: Pixabay (Public Domain)

"Making Peace with Nature": Umweltprogramm der Vereinten Nationen verdeutlicht, dass ein "Weiter so" schon bald in jeder Hinsicht teurer wird als nachhaltige Transformation

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) hat am Donnerstag einen Umweltbericht mit klaren Handlungsempfehlungen vorgestellt: "Making Peace with Nature" lautet die englischsprachige Überschrift. Auf Deutsch und in Langform: "Frieden mit der Natur schließen: Eine wissenschaftliche Blaupause zur Bekämpfung von Klima-, Biodiversitäts- und Umweltnotständen". Auf 168 Seiten wird darin das Vorurteil vom "zu teuren" Umwelt- und Klimaschutz zerlegt und zugleich versucht, möglichst große Teile der ökonomisch herrschenden Klasse zu der Einsicht zu bringen, dass es bei fortschreitender Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen auch schwer werden könnte, Profite zu machen.

"Umweltveränderungen untergraben hart erkämpfte Entwicklungsgewinne, indem sie wirtschaftliche Kosten verursachen und jährlich Millionen vorzeitiger Todesfälle", heißt es darin. "Die Kosten der Untätigkeit bei der Begrenzung von Umweltveränderungen gehen weit über die Kosten des Handelns hinaus", wird auf Seite 90 betont. Mit einer Erderwärmung um zwei Grad könnten demnach ein "wirtschaftliche Schäden in Höhe von 69 Billionen US-Dollar" verbunden sein. Auf 15 bis 38,5 Billionen wird in dem Bericht der noch vermeidbare Teil dieser Schadenssumme geschätzt - dazu müsste die globale Erwärmung gemäß des Pariser Klimaschutzziels auf 1,5 Grad begrenzt werden.

Bescheidenere Ziele als "Fridays for Future"

Das nächste Jahrzehnt sei hierfür entscheidend: Bis 2030 müsse der weltweite CO2-Ausstoß um 45 Prozent gegenüber 2010 gesenkt werden. Das EU-Klimaschutzziel liegt bei 55 Prozent gegenüber 1990 - Klimaschützerinnen kritisieren allerdings die "Schönrechnerei" mit diesem Vergleichsjahr, weil hierbei die territorialen Rückgänge der letzten 30 Jahre - rund 23 Prozent - mit eingerechnet würden. Auch das Ziel von EU und Unep, "Netto-Null-Emissionen" erst bis 2050 zu erreichen, reicht aus der Sicht von Bewegungen wie "Fridays for Future", die sich auf renommierte Wissenschaftler berufen, aber nicht aus.

In "Making Peace with Nature" tauchen mehrfach Begriffe wie "natürliches Kapital" und "inklusiver Wohlstand" auf, die politisch und ökonomisch Mächtige überzeugen sollen, wenigstens dieses Ziel mit mehr Ernsthaftigkeit anzustreben. Regierungen sollten demnach in ihre Entscheidungsprozesse "das volle natürliche Kapital" einbeziehen. Maßstäbe wie "inklusiver Wohlstand" - beziehungsweise "die Summe des produzierten, natürlichen, menschlichen und sozialen Kapitals" - seien eine bessere Grundlage für Investitionsentscheidungen als das Bruttoinlandsprodukt, da sie die Kapazitäten von Gegenwart und Zukunft abbildeten.

"One-Health-Ansatz"

Gewarnt wird im Zusammenhang mit der Umwelt- und Klimakrise auch vor Zoonosen und neuen Pandemien sowie Gesundheitsschäden durch Verschlechterung der Luft-, Lebensmittel- und Wasserqualität. Schon im Vorwort bezeichnet Unep-Exekutivdirektorin Inger Andersen die Covid-19-Pandemie als "Moment der Wahrheit", der noch einmal verdeutlicht habe, wie wichtig ein Umlenken in Richtung Nachhaltigkeit sei. Dazu wird ein "One-Health-Ansatz" vorgestellt, der sektorübergreifende, interdisziplinäre Maßnahmen "zum Schutz der Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt" einschließt. Menschliche Siedlungen müssen demnach "umweltfreundlicher und widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels" gemacht werden.

"Das Erreichen der Netto-Null-Emissionen bis 2050 kann immer noch die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels verhindern", wird an anderer Stelle versichert. Das müsse "jedes Land, jede Stadt, jedes Finanzinstitut und jedes Unternehmen auf der ganzen Welt" motivieren, um eine "globale Koalition für Kohlenstoffneutralität" aufzubauen.

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