VW-Schock: Konzern plant Schließung von drei Werken in Deutschland
Volkswagen will laut Betriebsrat mehrere Werke schließen und Zehntausende Stellen streichen. Zudem sollen Löhne gekürzt werden. Gewerkschaft droht mit Streik.
Volkswagen steht offenbar vor einem radikalen Umbau seiner Werke in Deutschland. Nach Angaben von Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo plant der Vorstand, mindestens drei VW-Werke zu schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Auch die verbleibenden Standorte sollen schrumpfen.
Das kündigte Cavallo auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg an. "Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", sagte sie laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). "Keines ist sicher!" Ganze Abteilungen sollen geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.
Gewerkschaft droht mit Widerstand und Streik
Die Arbeitnehmervertreter kündigten massiven Widerstand gegen die Pläne an. "Legt Euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an", warnte Cavallo die Konzernspitze unter dem Beifall der Mitarbeiter. "Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!" Ab Dezember sind Streiks möglich, wenn die derzeit geltende Friedenspflicht ausläuft.
Konkret fordert VW laut Cavallo eine Lohnkürzung um zehn Prozent sowie Nullrunden in den kommenden zwei Jahren. Auch Einmalzahlungen für langjährige Mitarbeiter sollen gestrichen werden. Von den Einschnitten wären in Deutschland rund 140.000 Beschäftigte betroffen.
VW unter Druck – Kosten in Deutschland zu hoch
VW begründet den Sparkurs mit zu hohen Kosten in Deutschland. "Wir sind an unseren deutschen Standorten nicht produktiv genug", sagte Thomas Schäfer, Chef der Marke Volkswagen, laut Bloomberg. Die Kosten der Werke lägen 25 bis 50 Prozent über den Planungen des Unternehmens.
Eine Unternehmenssprecherin betonte, dass eine Restrukturierung notwendig sei. Die Situation sei "ernst" und beide Seiten stünden in der Verantwortung, die Zukunft von Volkswagen zu sichern. Ohne umfassende Maßnahmen zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit könne man sich die notwendigen Zukunftsinvestitionen nicht leisten.
Schwierige Verhandlungen – Politik schaltet sich ein
Die seit Wochen laufenden Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat sind bislang ergebnislos verlaufen. Anfang September hatte VW die jahrzehntelange Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Damit sind ab Mitte 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich.
Nun schaltet sich auch die Politik ein. Die Bundesregierung sei sich der schwierigen Lage bei VW bewusst, sagte ein Sprecher. Die Position von Bundeskanzler Scholz sei aber klar: Falsche Managemententscheidungen dürften nicht zulasten der Beschäftigten gehen. Ziel müsse es sein, Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern.
Krise in der Autobranche – Weitere Hersteller sparen
Volkswagen ist nicht der einzige deutsche Autobauer, der auf die Kostenbremse tritt. Auch bei Mercedes-Benz und Porsche stehen die Zeichen auf Sparen. Die Branche leidet unter hohen Energie- und Rohstoffkosten, sinkender Nachfrage und dem schleppenden Umstieg auf Elektroautos.
Experten werten die Ankündigungen als Zeichen einer tiefen Krise, die weit über die Markterwartungen hinausgeht. "Dies spiegelt eine einzigartige Kombination ungünstiger Faktoren wider: Wettbewerb in China, Nachfragerückgang in Europa, strengere Regulierung", sagte Analyst Daniel Schwarz von Stifel laut Reuters. Die Volkswagen-Aktie gab nach Bekanntwerden der Pläne um mehr als ein Prozent nach.