Vor zwanzig Jahren, als die USA Putin waren
Die russischen Verbrechen in der Ukraine werden zu Recht verurteilt. Doch beim Irak-Krieg herrscht Amnesie und Heuchelei. Über eine Zeit, als Washington seinen moralischen Kompass verlor.
Wer erinnert sich noch daran, dass wir US-Amerikaner im Jahr 2003 Wladimir Putin waren? Heute sind unsere Massenmedien und Social-Media-Nachrichten voll von Anklagen gegen den Präsidenten der Russischen Föderation wegen seines gesetzlosen und brutalen Einmarsches in der Ukraine.
Als Außenminister Antony Blinken am 2. März in Neu-Delhi kurz mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zusammentraf, forderte er ihn unmissverständlich auf, "diesen Angriffskrieg zu beenden".
Putin selbst hat jedoch ein längeres Gedächtnis. In der Rede, mit der er seine "Spezialoperation" einleitete, prangerte er die USA für "die Invasion des Irak ohne jegliche rechtliche Grundlage" an. Dann fügte er hinzu:
Wir wurden Zeuge von Lügen, die man auf höchster staatlicher Ebene und von der hohen UN-Tribüne aus äußerte. Daraus resultierte ein enormer Verlust an Menschenleben, Schädigungen, Zerstörung und ein enormer Anstieg des Terrorismus.
Ja, es ist wahr, am 20. Jahrestag der Irak-Invasion ist dieser Krieg bei uns in den Vereinigten Staaten längst vergessen. Niemand in der Biden-Administration kümmert sich heute darum, dass er die Glaubwürdigkeit Amerikas als Pfeiler der internationalen Ordnung im Globalen Süden ruinierte und Putin Deckung für seine eigenen Gräueltaten gegeben hat.
Nehmen Sie sich also einen Moment Zeit und lassen Sie sich von mir auf eine kleine Reise in eine längst vergessene, von den USA dominierte Welt mitnehmen.
Mission (un)vollendet
Am 1. Mai 2003 saß Präsident George W. Bush in seiner Top-Gun-Ausrüstung auf dem Ko-Pilotensitz eines Kampfjets und wurde zum Flugzeugträger USS Abraham Lincoln geflogen, der damals vor der Küste von San Diego stationiert war. Für diesen kostspieligen Ausflug gab es keinen Grund, außer dem visuellen Eindruck, den sein Propagandateam zu erzeugen hoffte.
Dann hielt er vom Deck des Schiffes aus unter einem Banner mit der Aufschrift "Mission Accomplished" (Mission erfüllt) eine Fernsehansprache über die Invasion des Irak, die er weniger als zwei Monate zuvor angeordnet hatte. Stolz verkündete Bush, dass "die Hauptkampfhandlungen im Irak beendet sind. In der Schlacht um den Irak haben die Vereinigten Staaten und unsere Verbündeten gesiegt".
Natürlich erwies sich keine der beiden Behauptungen als auch nur annähernd wahr. Tatsächlich sind bis heute rund 2.500 US-Soldaten im Irak stationiert, um den Kampf gegen die Anführer der ehemaligen Baath-Partei zu unterstützen, die inzwischen zu fundamentalistischen Guerillas geworden sind. Und diese Truppen verbleiben dort weiter, obwohl das irakische Parlament sie zum Abzug aufgefordert hat.
Der Rest von Bushs Rede enthält viel Niedertracht, die bei uns aber kaum als solche anerkannt wird. Der US-Präsident erklärte:
Heute verfügen wir über mehr Macht, eine Nation zu befreien, indem wir ein gefährliches und aggressives Regime stürzen. Mit neuen Taktiken und Präzisionswaffen können wir militärische Ziele erreichen, ohne Gewalt gegen Zivilisten anzuwenden.
Träumen Sie weiter, Herr Präsident. Sicherlich hat Bush seine "Mission-Accomplished"-Rede gehalten, um einen Angriffskrieg als einen normalen politischen Akt erscheinen zu lassen. Das heruntergekommene Vierte-Welt-Land Irak als "gefährlich" und "aggressiv" zu bezeichnen, war ebenso übertrieben wie Putins Einstufung der Ukraine von Wolodymyr Selenskyj als "Nazi"-Staat.
In Bushs napoleonischer Rede, in der er von der gewaltsamen Durchsetzung von "Demokratie" und "Freiheit" mittels "Präzisionskriegsführung" sprach, fehlte jedoch ein Begriff: das "Völkerrecht".
Bei den Nürnberger Prozessen nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Internationale Militärtribunal festgestellt,
Der Krieg ist im Wesentlichen eine böse Sache. Seine Folgen betreffen nicht nur die kriegsführenden Staaten, sondern die ganze Welt. Einen Angriffskrieg zu beginnen, ist daher nicht nur ein internationales Verbrechen; es ist das höchste internationale Verbrechen, das sich von anderen Kriegsverbrechen nur dadurch unterscheidet, dass es das gesamte Übel der Welt in sich birgt.
Und natürlich verbietet die Charta der Vereinten Nationen die militärische Aggression. Sie erlaubt einen Krieg nur zur Selbstverteidigung oder wenn der Sicherheitsrat ihn genehmigt.
Auf dem Deck des Flugzeugträgers hatte Bush jedoch die Frechheit zu sagen: "Wenn die irakische Zivilbevölkerung in die Gesichter unserer Soldatinnen und Soldaten sieht, erkennt sie Stärke, Freundlichkeit und guten Willen."
Tatsächlich haben die Iraker große Teile des 20. Jahrhunderts damit verbracht, die britische Kolonialmacht aus ihrem Land zu vertreiben. Es war daher kaum verwunderlich, dass im Jahr 2003 viele von ihnen in den Streitkräften, die in ihr Land eindrangen, keine solchen Tugenden sehen konnten.
Die US-Militärs vor Ort, mit denen ich damals oder später sprach, berichteten von oft mürrischen, wütenden Blicken der Iraker, denen sie begegneten. Ein Bekannter von mir, Leutnant Kylan Jones-Huffman, schickte mir in jenem Sommer eine Nachricht, in der er beschrieb, wie er mit anderen US-amerikanischen Streitkräften auf dem Rücksitz eines Truppentransporters auf einer Straße im Südirak saß und von einer Lastwagenladung bewaffneter Iraker überholt wurde.
Einer von ihnen schaute sauer zu ihnen herüber und hob bedrohlich sein Gewehr. Kylan sagte, er habe nur sein M1-Gewehr getätschelt, um die Drohung zu erwidern.
Nach seinem Militärdienst plante er als Navy-Reservist und Spezialist für den Nahen Osten eine akademische Karriere und erwarb einen Doktortitel in Geschichte. Der einfühlsame und umgängliche Kylan, der ausgezeichnete Haiku-Gedichte verfasste, versprach, ein spannender Kollege für mich werden zu können. Er erzählte mir, dass er von Bahrain in die Stadt Hillah im Südirak geschickt wurde, um die militärischen Führungskräfte einzuweisen.
Am Abend des 21. August 2003 sah ich auf CNN, dass ein Amerikaner in Hillah erschossen worden war, und das machte mich unruhig. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass es sich tatsächlich um Kylan gehandelt hatte, der von einem jungen Iraker getötet wurde, als er in einem Jeep an einer Kreuzung wartete. Es war ein Schlag in die Magengrube, der mich zu Tränen rührte – und es tut immer noch weh, die Geschichte zu erzählen.
Er war einer von mehr als 7.000 Angehörigen des US-Militärs, die im Irak, in Afghanistan oder an anderen Schauplätzen des "Kriegs gegen den Terror" ums Leben kamen, zusammen mit 8.000 Auftragnehmern des Pentagon. Ganz zu schweigen von den mehr als 30.000 Veteranen dieser Konflikte, die später Selbstmord begingen.
Einer dieser Irak-Veteranen besuchte meinen Kurs über den modernen Nahen Osten an der Universität von Michigan. Er war zwar gut informiert und gutmütig, konnte aber trotzdem nicht bis zum Ende des Semesters durchhalten, da er von den Dämonen des Kriegs geplagt wurde. Für diejenigen, die immer noch an den Irak denken müssen, hört der Schmerz über diesen Krieg nie auf.
Dazu kommen die 53.000 amerikanischen Militärangehörigen im Irak und in Afghanistan, die im Kampf so schwer verletzt wurden, dass sie in einem Krankenhaus landeten. Etwa zehn Prozent von ihnen erlitten Wunden auf einer Verletzungsschwere-Skala von neun aufwärts und leiden laut einer Studie der National Institutes of Health unter traumatischen Hirnschäden, an offenen Wunden, chronischen Blutgerinnseln und Verbrennungen.
Leichen-Patrouillen
Und all das ist nichts im Vergleich zu dem, was das US-Militär den Irakern angetan hat.
Es sollte nicht überraschen, dass Präsident Bush, Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, sein Stellvertreter Paul Wolfowitz und die anderen Architekten eines der größten außenpolitischen Fiaskos, das Amerika in den 246 Jahren seines Bestehens erlebt hat, die unverfrorene Lüge unterstützen konnten, dass sie eine neue Art der Kriegsführung erfunden hätten, die keine nennenswerten zivilen Todesopfer und Verletzte fordert.
Wohlgemerkt, sie haben auch eine ganze Reihe von Lügen über die nicht vorhandenen Verbindungen des irakischen Diktators Saddam Hussein zur Terrorgruppe al-Qaida und seine angeblich aktiven biologischen und nuklearen Waffenprogramme verbreitet.
Im Gegensatz zu den unbedachten Äußerungen von Präsident Bush stieg die Zahl der Todesopfer im Irak mit dem Fortschreiten der Kämpfe immer weiter an. US-Kampfjets bombardierten routinemäßig Ziele in dicht besiedelten irakischen Städten.
Einige amerikanische Truppen verübten Massaker, ebenso wie Blackwater-Söldner, die für das US-Militär arbeiteten. Während des Bürgerkriegs von 2006 bis 2007, der aus der US-Besetzung des Landes hervorging, musste die Polizei von Bagdad eine ständige Leichen-Patrouille einrichten, die zu Beginn jedes Arbeitstages Karren mit menschlichen Überresten auflud, die über Nacht von rivalisierenden Milizen auf die Straße geworfen worden waren.
In den Jahren nach der Bush-Invasion erzählte mir eine irakische Witwe aus der südlichen Hafenstadt Basra, dass ihre Familie nur knapp einem Angriff von Mitgliedern eines ärmlichen, vertriebenen Beduinen-Stammes, den sogenannten Marsch-Arabern entkam, die damals in der Stadt Schutzgeld erpressten. Die Flucht der Familie kostete sie ihr gesamtes Bargeld. Zudem mussten sie ein Festmahl für die Stammesangehörigen ausstatten.
Entschlossen, ihre Lebenssituation zu verbessern, kandidierte der Mann des Hauses für ein öffentliches Amt. Eines Tages – er war gerade in sein Auto gestiegen, um in den Wahlkampf zu ziehen –, tauchte plötzlich ein maskierter Angreifer auf und schoss ihm aus unmittelbarer Nähe in den Kopf. Seine in Tränen aufgelöste Witwe erzählte mir, dass sie diesen Anblick nie verwinden werde. Solche Ereignisse waren damals keine Seltenheit.
Als der Islamische Staat im Irak und in der Levante (ISIL) – die aus der US-Besatzung des Landes hervorgegangene Terroristensekte – 2019 endgültig besiegt wurde, starben nach Schätzungen des Costs of War Project der Brown University rund 300.000 Iraker "durch direkte kriegsbedingte Gewalt, die von den USA, ihren Verbündeten, dem irakischen Militär und der Polizei sowie von Oppositionskräften ausgeübt wurde".
Vielfach mehr wurden verwundet oder verkrüppelt. Hunderttausende von Witwen mussten ohne ihre Ehemänner, die die Familien ernährten, über die Runden kommen, und einige von ihnen wurden dazu verdammt, ein Leben lang betteln zu müssen.
Eine noch größere Zahl von Kindern verlor einen oder beide Elternteile. Dabei ist zu bedenken, dass diese Zahlen nicht die Iraker einschließen, die an indirekten kriegsbedingten Ursachen starben, wie dem Zusammenbruch der Trinkwasser- und Stromversorgung durch US-Bombenangriffe und Schäden an der Infrastruktur des Landes.
Das amerikanische Vorbild im Irak
In der ersten Phase des Kriegs, während der Bush-Jahre, wurden vier Millionen Iraker vertrieben, von denen etwa 1,5 Millionen das Land verließen, während der Rest im Inland umherirrte. Viele konnten nie wieder nach Hause zurückkehren.
Im Sommer 2008, als ich in Amman, Jordanien, Interviews mit irakischen Flüchtlingen führte, aß ich mit einem Ehepaar, er Architekt und sie Ärztin, zu Abend. Ich erwähnte, dass das Schlimmste des Bürgerkriegs vorbei zu sein schien, und fragte, ob sie planten, nach Bagdad zurückzukehren. Der Mann war Sunnit, seine Frau Schiitin.
Sie erklärte, dass sich ihr Haus in einem gehobenen schiitischen Viertel befinde und sie Angst hätten, zurückzukehren, da viele Viertel von der jeweils rivalisierenden Sekte ethnisch gesäubert worden seien.
Ein anderer Mann – nennen wir ihn "Mustafa" – lebte damals im Exil in den Slums von Ost-Amman. Die Mitglieder seiner sunnitischen irakischen Familie, denen eine Arbeitserlaubnis verweigert wurde, lebten von ihren schwindenden Ersparnissen. Seine Frau dachte daran, als Näherin zu arbeiten, um über die Runden zu kommen.
Mustafa erklärte, dass er im Briefkasten seiner alten Wohnung in Bagdad einen Umschlag von einer militanten schiitischen Miliz erhalten hatte, in dem stand, dass er und seine Familie in 24 Stunden tot sein würden, wenn sie noch dort wären. Also packten er und seine Frau sofort alles, was sie unterbringen konnten, in ihr Auto, weckten die Kinder und fuhren die neun Stunden nach Amman.
Mustafa zögerte. Er sah sich um und senkte seine Stimme. Er hatte, wie er sagte, sogar in Jordanien Drohbriefe erhalten und war in eine andere Wohnung gezogen. Die Miliz beobachtete ihn immer noch und habe wahrscheinlich die irakische Gemeinschaft der Auswanderer infiltriert. Nein, er und seine Frau könnten nicht nach Bagdad zurückkehren, versicherte er mir.
Unter dem Besatzungsregime der USA gab es keine Sicherheit für irgendjemanden. Vor zwei Jahrzehnten lösten die von Bush dafür Beauftragten die alte irakische Armee auf und unterließen es, eine wirksame neue Armee auszubilden oder eine professionelle Polizei aufzubauen.
Ich besuchte Bagdad im Mai 2013 während der Unterbrechung zwischen den beiden amerikanischen Offensiven im Irak, um an einer internationalen Konferenz teilzunehmen. Unsere freundlichen irakischen Gastgeber führten uns in das Nationalmuseum und in nette Restaurants.
Dazu mussten wir uns allerdings in weiße Lieferwagen zwängen, die von Fahrzeugen der irakischen Armee umringt waren, die alle anderen Verkehrsteilnehmer mit Gewalt aus dem Weg räumten und dafür sorgten, dass unser Konvoi nie zum Stillstand kam, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten.
Bushs katastrophaler Angriffskrieg ist ein vergiftetes Geschenk, das nicht aufhört zu wirken. Die Zerrüttung der irakischen Gesellschaft und der irakischen Regierung durch diese Invasion ebnete letztlich den Weg für den ISIL, der 2014 40 Prozent des irakischen Territoriums erobern konnte.
Sechs Millionen Iraker flohen vor den brutalen Kult-Anhängern, und 1,5 Millionen von ihnen sind immer noch auf der Flucht. Einige flohen in die Türkei, wo ihr Leben erst kürzlich durch die Erdbeben vom Februar 2023 zerstört wurde.
Heute sind die Kassen des irakischen Staats leer, obwohl das Land seit 2003 500 Milliarden Dollar an Öleinnahmen hätte erzielen müssen. Korruption und Ineffizienz sind zu einem Markenzeichen der neuen Ordnung geworden.
Die von den USA eingesetzte instabile Regierung, die von schiitischen religiösen Parteien dominiert wird, hat seit 2018 drei Ministerpräsidenten erlebt. Die Zuversicht des Journalisten Jonah Goldberg, dass die Iraker die neue Verfassung, die 2005 unter amerikanischer Herrschaft ausgearbeitet wurde, lieben würden, ist völlig unangebracht.
Goldberg ist ein Beispiel für jene Intellektuellen, die den Krieg befürworten und darauf beharren, dass ihre rechte Politik ihnen ein besseres Urteilsvermögen über ein Land verleiht, über das sie tatsächlich so gut wie nichts wissen.
Im Irak selbst sind in den letzten Jahren immer wieder junge Menschen auf die Straße gegangen und fordern, dass die Regierung wieder elementare Dienstleistungen zur Verfügung stellen soll. Der derzeitige Premierminister, Mohammed Shia' al-Sudani, steht den vom Iran unterstützten Milizen nahe, die inzwischen eine überragende Rolle in der irakischen Politik spielen.
Wenn jemand den Irak-Krieg gewonnen hat, dann war es der Iran.
Ökonomen schätzten, dass die Kosten des Irak-Kriegs für die Vereinigten Staaten bereits vor der ISIL-Offensive 2014 bis 2019 sechs Billionen Dollar betrage, wenn man die Versorgung verwundeter Veteranen für den Rest ihres Lebens hinzurechnet. Ohne die im Irak vergeudeten Gelder wäre die Staatsverschuldung in den USA geringer als unser jährliches Bruttosozialprodukt, sodass wir uns heute, im Jahr 2023, in einer viel günstigeren wirtschaftlichen Lage befinden würden.
Wie im gegenwärtigen Russland führte die Kriegsmentalität der 2000er-Jahre in den USA zu heftiger Intoleranz gegenüber Andersdenkenden und einer Ablehnung von gesellschaftlicher Vielfalt auf der Rechten, die sich nun immer weiter entfaltet.
Heute proklamiert die US-Regierung angesichts des brutalen Einmarsches Russlands in die Ukraine, dass man für die "Charta der Vereinten Nationen" und eine "regelbasierte internationale Ordnung" eintreten müsse. Diese Ordnung missachte jedoch jenes Land, das Washington als den wahren internationalen Verbrecher auf dem Planeten Erde ansieht, nämlich Putins Russische Föderation.
Die russische Wirtschaft wird daher wie die iranische behandelt und unerbittlichen Sanktionen und Boykotten ausgesetzt. Die vom republikanischen Senator Lindsey Graham von South Carolina unterstützte Senatsresolution fordert vom Internationalen Strafgerichtshof – dessen Autorität die USA nicht einmal anerkennen –, russische Beamte wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen.
Graham war einer der Hauptbefürworter des illegalen Irak-Kriegs. Heuchelei in einem solchen Ausmaß ist für ein Land, das immer noch die Weltmacht auf diesem Planeten sein will, nicht überraschend. Rückblickend, am 20. Jahrestag der grauenvollen Entscheidung, in den Irak einzumarschieren, haben wir nicht nur unsere Glaubwürdigkeit im Globalen Süden verloren und jeglichen Respekt fürs Völkerrecht eingebüßt.
Als Land haben wir auch unseren moralischen Kompass verloren. Jetzt, inmitten der russischen Verbrechen in der Ukraine, scheint es, dass wir uns auch nicht mehr erinnern können: an den Weg, den wir geebnet haben, an das Exempel, das wir im Irak statuiert haben, und an die Verbrechen, die damit einhergingen.
Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Magazin TomDispatch. Hier geht es zum englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.
Juan Cole ist Richard P. Mitchell-College-Professor für Geschichte an der Universität von Michigan. Er ist der Autor von "The Rubaiyat of Omar Khayyam: A New Translation From the Persian" und "Muhammad: Prophet of Peace Amid the Clash of Empires". Sein neuestes Buch ist "Peace Movements in Islam". Sein preisgekrönter Blog ist Informed Comment. Er ist auch ein Fellow des Zentrums für Konflikt- und humanitäre Studien in Doha und von Democracy for the Arab World Now (DAWN).
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