Warum die Gegenoffensive der Ukraine scheitert
- Warum die Gegenoffensive der Ukraine scheitert
- Nicht Zermürbung, sondern verzweifelter Strategiewechsel
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Die Lage wird im Westen schöngeredet. Kiew verfügt nicht über die notwendigen Ressourcen. Warum Russland militärisch gestärkt werden könnte und die Ukraine auf Diplomatie setzen sollte.
Im vergangenen März erklärte Verteidigungsminister Lloyd Austin, dass die Frühjahrsoffensive des ukrainischen Militärs dank der bedeutenden Unterstützung des Westens "eine sehr gute Chance auf Erfolg" habe. Der ehemalige Chef des britischen Generalstabs, General Richard Dannatt, ging sogar so weit zu behaupten, dass die ukrainische Offensive so erfolgreich sein würde, dass Putin dadurch "aus dem Kreml gefegt werden könnte".
Die Realität des Kampfes hat diese optimistischen Behauptungen jedoch hinweggefegt und die harte Wahrheit ans Licht gebracht: Es ist unwahrscheinlich, dass die Ukraine Russland militärisch aus ihrem Territorium vertreiben kann, ganz gleich, wie viele Männer sie in die Schlacht schickt.
So unangenehm es für alle Unterstützer der Ukraine auch sein mag, der klügste Entscheidung für Selenskyj könnte nun darin bestehen, eine Verhandlungslösung anzustreben, die Kiew möglichst viel Unabhängigkeit und Territorium sichert. Eine Beendigung des Krieges würde Zehntausenden von tapferen und heldenhaften ukrainischen Kämpfern den Tod und die Verwundung ersparen – Männern und Frauen, die Kiew nach Beendigung des Krieges für den Wiederaufbau des Landes brauchen wird.
Im selben Monat, in dem Austin behauptete, die Ukraine habe "eine sehr gute Chance", Russland in der Kiewer Frühjahrsoffensive zu besiegen, schrieb ich, dass der "Westen kalt erwischt werden könne, wenn man davon ausgehe, dass Russland den Krieg verlieren wird, aber es der ukrainischen Offensive nicht gelingt, die russischen Stellungen entscheidend zu schwächen".
Einen Monat vor Beginn der Offensive erläuterte ich die sehr praktischen Gründe, warum der ukrainische Angriff mit ziemlicher Sicherheit nicht einmal bescheidene Erfolge erzielen würde.
Ich argumentierte, dass die ukrainischen Truppen, um die russische Landbrücke zur Krim erfolgreich zu kappen, durch mehrere Zonen ausgeklügelter russischer Verteidigungsanlagen hindurch angreifen müssten, "mit begrenzter offensiver Luftmacht, begrenzter Luftabwehr, unzureichenden Mengen an Artilleriegranaten und einer Truppe, die mit einem Mischmasch aus moderner und veralteter Panzerung ausgestattet ist – ausgestattet mit einem Mix aus Wehrpflichtigen ohne Kampferfahrung sowie einigen Offizieren und Männern mit Grundausbildung durch Nato-Trainern".
All diese Faktoren haben nun vorhersehbar dazu beigetragen, die Kiewer Offensive abzuschwächen, da es nach sechswöchigen Bemühungen nicht einmal gelungen ist, den ersten Gürtel der russischen Hauptverteidigungslinien zu durchbrechen.
Ukrainische und westliche Offizielle haben versucht, das Ganze schönzureden, indem sie behaupteten, dass die Fortschritte nur "langsam" seien, dass alle Geduld haben müssten und dass die ukrainischen Streitkräfte (UAF) mit der Zeit doch noch die Oberhand gewinnen würden.
Einige Analysten haben argumentiert, dass die Ukraine die kombinierten Waffeneinsätze, die die Nato-Armeen einsetzen und den ukrainischen Truppen Anfang des Jahres beigebracht haben, nur unzureichend eingesetzt hat. Die harte Realität sieht jedoch so aus, dass Fortschritte aus absehbaren Gründen weiter nicht erreicht werden können.
Rund um den 5. Juni begann die ukrainische Armee einen Großangriff in der Region Saporischschja mit dem Ziel, die russische Sicherheitszone unmittelbar an der Kontaktlinie zu durchbrechen, dann in den ersten Gürtel der russischen Hauptverteidigungslinie einzudringen, die Stadt Tokmak etwa 25 Kilometer hinter den Linien einzunehmen und auf dem Weg, die Stadt Melitopol an der Küste des Asowschen Meeres zu besetzen, die russischen Streitkräfte in zwei Hälften zu teilen.
Das ukrainische Kommando führte den Angriff mit zwei Brigaden in gepanzerten Fahrzeugen an – der 47. und der 33. mechanisierten Brigade –, die die beste Nato-Ausbildung und -Ausrüstung erhalten hatten, darunter deutsche Leopard-2-Panzer und amerikanische Bradley-Kampffahrzeuge.
Diese beiden Brigaden erlitten von Anfang an vernichtende Niederlagen, da sie nicht mehr als ein paar Kilometer vorrücken konnten und in den ersten vier Tagen einen Großteil ihrer modernen gepanzerten Fahrzeuge verloren. In den ersten zwei Wochen verlor die Ukraine insgesamt 20 Prozent der westlichen Panzer, die sie für die Offensive zusammengezogen hatte, und über 30 Prozent ihrer Schlagkraft.
Die Gründe für diese Verluste waren angesichts der bekannten Bedingungen durchaus verständlich: Russland hatte mehr als sechs Monate damit verbracht, ausgeklügelte und leistungsfähige Verteidigungsgürtel zu errichten, verfügte über einen erheblichen Vorteil bei der Luftmacht, der Luftabwehr und der Artillerie sowie über beträchtliche Kapazitäten bei Minenfeldern, Panzerabwehrlenkraketen, Raketenartillerie, elektronischer Kriegsführung (zur Abwehr ukrainischer Drohnen und Präzisionslenkraketen) und Angriffsdrohnen.