Warum gibt es keine deutschen Unternehmen, die nur E-Autos herstellen?
Seite 2: Wollen wir die grüne Industrialisierung weiter verschlafen?
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Aber nicht nur beim Tempo muss zugelegt werden. So sind viele Elektro-Pkw, vor allem in den USA, aber auch in der EU, SUVs bzw. große Premiumautos. Sie verbrauchen deutlich mehr Strom, benötigen ressourcenintensive, schwere Batterien, die in der Herstellung mit vielen Emissionen und Umweltschäden verbunden sind.
In Deutschland ist zudem zu beobachten, dass ein großer Teil der E-Autos sogenannte Plug-Ins sind. Plug-Ins sind Verbrenner, die zusätzlich einen Elektromotor besitzen, der aber nur über geringe Reichweiten verfügt. Sie werden in den Statistiken zu den E-Autos gezählt.
Rund 40 Prozent der E-Auto-Verkäufe gehen nun in Deutschland auf Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge zurück, die als Dienstwagen kaum elektrisch genutzt werden und daher weiter im Betrieb Emissionen produzieren. In China, den USA und auch Europa insgesamt, ist der Anteil der Plug-ins deutlich geringer. In Norwegen enthalten die E-Autoverkäufe fast ausschließlich vollelektrische Pkw.
Zudem sind die Versprechen der deutschen Autohersteller nicht ausreichend. Zwar verkündet Mercedes, bis 2030 auf Elektromobilität umzusteigen. Aber mit der Einschränkung nur überall dort, wo es die Marktbedingungen erlauben.
Porsche will neben E-Autos weiter auf Verbrenner setzen, die dann perspektivisch mit E-Fuels betrieben werden sollen, was wegen der energetischen Umwandlungsverluste unsinnig ist.
BMW will kein Datum für das Ende von Verbrennungsmotoren im Unternehmen nennen. Und Volkswagen strebt nach der EU-Entscheidung zum faktischen Verbrenner-Aus ab 2035 (nur noch CO2-freie Antriebe erlaubt) an, danach auf Elektro zu setzen. Allerdings nur in Europa. Für die großen Absatzmärkte USA, China und Lateinamerika will VW kein Datum setzen und abwarten.
Deutschland ist also bei genauerer Betrachtung nicht der globale Vorreiter beim E-Auto, sondern läuft Entwicklungen weiter hinterher.
Die USA haben mit Tesla bereits einen international operierenden Autobauer, der schon lange erfolgreich nur auf Elektro setzt. Der US-Hersteller hat Volkswagen im letzten Jahr als Marktführer bei E-Fahrzeugen selbst in Deutschland, also vor der eigenen Haustür im Stammland, überholt.
In China, dem weltweit größten Automarkt – auf dem VW und anderen Konzernen, die weiter hauptsächlich auf Verbrennungsmotor setzen, ein Absturz droht, weil man nicht entsprechend gehandelt hat –, erklärte der dort größte Elektroautobauer BYD ("Build Your Dreams") schon Anfang letzten Jahres, dass man die Herstellung von Verbrennern eingestellt habe und nur noch vollelektrische und stark elektrifizierte Plug-In-Hybriden mit sparsamen Motoren bauen werde.
Dazu kommen die anderen großen chinesischen Auto-Unternehmen Nio, Zeekr, Xpeng und Wuling, die ausschließlich E-Autos herstellen. Die Verkaufspreise starten dort mit dem billigsten Elektro-Pkw weltweit, dem Mini EV, bei 5.600 Dollar.
Zum Vergleich: In Deutschland variieren die durchschnittlichen Preise von E-Autos zwischen 30.000 und 50.000 Euro.
VW hat jetzt angekündigt, in den nächsten Jahren ein "Einstiegs-E-Auto mit einem Zielpreis von unter 25.000 Euro" anzubieten. Das ist richtig und gut, aber zu spät und kraftlos. Die deutschen Konzerne wirken behäbig, anstatt in die Offensive zu gehen. Währenddessen verliert man die Kundschaft an die asiatische und US-amerikanische Avantgarde.
Dabei sind E-Autos im Betrieb deutlich billiger als diesel- und benzinbetriebene Verbrenner. Und die Kunden in den USA und Europa, vor allem die nachwachsenden Generationen, wollen Elektromobilität, wie Umfragen zeigen.
Woran es aber oft scheitert: Die Anschaffungskosten für die angebotenen Modelle sind zu hoch, es gibt für die meisten keine bezahlbaren Modelle, bzw. die Ladeinfrastruktur vor Ort ist nicht ausreichend. Daher braucht es von der Politik deutlich bessere Anreizprogramme und einen schnelleren Ausbau der Ladestation-Netze.
In den USA zeigt der gesetzliche Vorstoß der Biden-Regierung, dass so etwas funktioniert. Es braucht nur mehr davon, die Dimension muss wachsen.
Und schließlich ist es höchste Zeit, dass Deutschland und Europa die ersten Autobauer erhält, die nur noch E-Autos herstellen. Besser heute als morgen. Was Tesla kann, was BYD, Nio, Zeekr, Xpeng und Wuling in China heute schon können, sollte doch auch bei uns möglich sein.
Oder wollen wir weiter die Energiewende-Industrialisierung mit netten Ankündigungen verschlafen und den anderen die Taten – sowie Gewinne – überlassen?