Was heißt Solidarität in der Corona-Ära?

Seite 2: Zu den Impfnebenwirkungen

An dieser Stelle führen die Gegner der Impfungen oft die Möglichkeit von Langzeitschäden an. Natürlich kann man nach rund einem Jahr noch nicht wissen, welche Folgen eine Impfung vielleicht nach fünf oder zehn Jahren haben wird.

Dass die Zulassungsverfahren beschleunigt wurden, lag an der rasanten Ausbreitung der neuen Corona-Viren rund um den Globus. Verfahrensschritte, die sonst (also wenn es weniger eilt) hintereinander stattfinden, führte man jetzt gleichzeitig aus. Das ist doch ein Fortschritt: Den so oft wegen ihrer Trägheit kritisierten bürokratischen Mühlen hat man Beine gemacht. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Zudem wurden Impfprotokolle laufend angepasst, wenn es bei einer bestimmten Gruppe zu einigen (im Gesamtbild aber immer noch sehr seltenen) schweren Nebenwirkungen kam. Niemand kann also behaupten, Nebenwirkungen würden nicht ernst genommen.

Andere Kritiker verweisen auf Verträge mit den Impfherstellern, in denen die Risiken möglicher Langzeitfolgen von den Regierungen übernommen werden. Erst einmal war es wahrscheinlich ungeschickt, diese Verträge (wieder einmal) geheim halten zu wollen. Das befeuerte Verschwörungstheorien.

Diese Vertragsklausel ist aber kein Indiz dafür, dass es tatsächlich (noch unbekannte) Langzeitschäden gibt. Es ist schlicht unternehmerische Logik, möglichen Schaden vom Unternehmen fernzuhalten.

Die Pharmaindustrie ist bekanntermaßen kein Wohlfahrtsverein, sondern ein Multimilliarden-.Business. Jedoch ein Business, von dem auch viele Patientinnen und Patienten profitieren, wenn sie Medikamente brauchen. Dass man darum nicht alles schlucken sollte, steht auf einem anderen Blatt.

Schließlich spricht auch Wissen um die Wirkungsweise der Impfstoffe gegen Spätfolgen. Die verabreichten Dosen sind sehr gering und in der Regel nach wenigen Tagen vollständig abgebaut. Darum treten die Nebenwirkungen, die es gibt, vorwiegend kurz nach der Impfung auf. Durch den Impfstoff lernt das Immunsystem besser, das Virus zu erkennen und dann zu bekämpfen.

Schlussfolgerung

Fassen wir zusammen: Langzeitfolgen der Impfungen lassen sich nie zu 100 Prozent ausschließen, sind beim heutigen Kenntnisstand aber unwahrscheinlich. Demgegenüber wissen wir heute bereits, dass die Impfungen das beste verfügbare Mittel gegen schwere Covid-19-Verläufe sind.

Außerdem wissen wir heute bereits, dass schwere Covid-19-Verläufe das Gesundheitssystem stark belasten und weiter belasten werden. Dadurch müssen andere Behandlungen verschoben werden. Viele Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt sind darum bereits gestorben und mehr werden deshalb sterben.

Daher noch einmal meine Frage: Welches Verhalten ist hier solidarisch? Sich nicht nur für das eigene Wohl, sondern auch im Interesse des Pflegepersonals und fürs Leben von anderen Menschen zwei-, vielleicht dreimal piksen zu lassen? Wofür die allermeisten Menschen nur vorübergehende Muskelschmerzen und Müdigkeit erfahren werden?

Oder weiter rein spekulativ an eine Verschwörung oder Spätfolgen der Impfungen glauben? Und dabei in Kauf nehmen, dass das Gesundheitssystem mit seinem Personal, seinen schwerkranken Patientinnen und Patienten weiter überlastet wird? Und Menschen unnötig sterben, ihre Angehörigen in tiefer Trauer sein werden?

Ich bin nach wie vor gegen eine Impfpflicht - im Interesse des sozialen Friedens. Ich halte nach wie vor G3-Regeln für sinnvoller als G2 – der 20. Deutsche Bundestag hat es bei seiner konstituierenden Sitzung letzte Woche vorgemacht. Für einige Abweichler von der AfD gab es sogar Sitzplätze auf der Zuschauertribüne.

Mein Vorschlag lief darauf hinaus, erwachsene Menschen nach Monaten der Information, Diskussion und Verfügbarkeit der Impfstoffe für die finanziellen Folgen ihrer Entscheidung verantwortlich zu machen - wenn sie sich das leisten können. Das bedeutet gerade, diese Menschen ernst zu nehmen, anstatt sie zu bevormunden.

Dieser Artikel erscheint ebenfalls im Blog "Menschen-Bilder" des Autors.

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