Washington vs. Moskau: In Syrien droht gefährliche Konfrontation

Drei russische Kampfjets haben Anfang Juli im Nordosten Syriens drei Drohnen der US-Luftwaffe abgefangen. Bild: CNN-Screenshot

Die Spannungen im Ukraine-Krieg führen zu verstärkten Konflikten an einer anderen Front. Das zeigen die jüngsten Drohen-Abschüsse über Syrien. Warum die USA ihre Streitkräfte abziehen sollten.

Die Spannungen zwischen den USA und Russland haben letzte Woche weiter zugenommen, als zwei US-Drohnen des Typs MQ-9 Reaper durch Leuchtraketen beschädigt wurden, die von russischen Jets über Syrien abgeschossen wurden.

Daniel Larison ist Redakteur bei Antiwar.com und leitete zuvor die Zeitschrift The American Conservative.

Der erste Vorfall am Sonntag beschädigte den Propeller der Drohne, führte aber nicht zum Absturz, sondern erinnerte an einen ähnlichen Vorfall über dem Schwarzen Meer im März, als die Drohne nach einem Zusammenstoß mit einem russischen Jet abstürzte. Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich am Mittwoch über dem Nordwesten Syriens, bei dem einer der Flügel der Drohne beschädigt wurde.

Damit gab es im Juli insgesamt sechs Zwischenfälle zwischen russischen und US-amerikanischen Flugzeugen. Die Zusammenstöße erinnerten an die potenziellen Gefahren, die von den in Syrien in unmittelbarer Nähe zueinander operierenden US-amerikanischen und russischen Streitkräften ausgehen, und werfen die Frage auf, warum die US-Streitkräfte noch immer in einem Land operieren, für das sie kein rechtliches Mandat haben.

Russische und US-amerikanische Streitkräfte operieren seit der russischen Intervention aufseiten der syrischen Regierung im Jahr 2015 gleichzeitig in und über Syrien. Die meiste Zeit haben sie sich an die Regeln zur Konfliktvermeidung gehalten, die Unfälle zwischen ihnen vermeiden sollen.

Die jüngsten Vorfälle sowie andere Zwischenfälle zu Beginn des Jahres deuten darauf hin, dass diese Regeln allmählich ins Wanken geraten, da der Krieg in der Ukraine die Beziehungen zwischen den USA und Russland auch in anderen Bereichen belastet.

Übrigens behauptet auch das russische Militär, dass US-Flugzeuge wiederholt gegen die Regeln verstoßen haben. Man macht die USA für die Zwischenfälle verantwortlich. Es ist denkbar, dass es bei Einzelfällen bleibt. Sie können aber auch ein Vorspiel für zunehmende Feindseligkeit und sogar einen direkten Konflikt sein.

Im Mittelpunkt der Medienberichterstattung über diese Vorfälle stand vor allem die Frage, wie die USA darauf reagieren könnten. Das geht jedoch an der wichtigeren Frage vorbei, warum US-Militärflugzeuge auch Jahre nach dem Sieg über den Islamischen Staat (ISIS) noch über Syrien fliegen.

Die offizielle Begründung lautet, dass die USA bei der Bekämpfung der Überreste von ISIS helfen. Das Ziel, die Gruppe "dauerhaft zu besiegen", hat das Militär jedoch in eine Mission mit offenem Ausgang verwickelt, die, wenn überhaupt, nur wenig mit der Sicherheit der USA zu tun hat.

Die Verfolgung dieser Mission hat auch dazu geführt, dass die US-Streitkräfte entweder am Boden von Milizen angegriffen werden, die mit dem Iran in Verbindung stehen, oder in der Luft mit russischen Flugzeugen in einen Nahkampf geraten. Die USA können aus ihren Militäroperationen in Syrien nur wenig Nutzen ziehen, und die Risiken einer Eskalation mit Russland und dem Iran sind ein ernstes Problem.

Der Verbleib der US-Truppen in Syrien ist es nicht wert, diese Risiken weiterhin einzugehen. Es wäre viel sinnvoller, wenn die USA ihre Streitkräfte aus Syrien abziehen würden. Aber wir wissen, dass es in Washington heftigen Widerstand gegen einen Abzug geben wird, sollte eine US-Präsenz direkt infrage gestellt wird.

Es wäre klüger, Syrien jetzt zu verlassen, bevor es zu einem Zwischenfall kommt, der Menschenleben fordert. Denn in diesem Fall wird die Gefahr einer Eskalation zunehmen. Es wird dann sehr viel schwieriger sein, das Land zu verlassen, wenn es dazu kommen sollte.

Glücklicherweise wurden bei den bisherigen Konfrontationen relativ wenige US-Angehörige verletzt oder getötet. Aber es gibt keinen Grund für die USA, ihr Glück weiter zu strapazieren. Von niemandem sollte verlangt werden, dass er sein Leben für eine unklare, nicht autorisierte Mission an einem Ort aufs Spiel setzen muss, an dem für die USA so wenig auf dem Spiel steht.