Weltrisikobericht zu Naturkatastrophen: wenig Einfluss, stark gefährdet

Waldbrände und Buschfeuer auf einer Satellitenaufnahme. Foto: NASA / CC0 1.0

Nicht alle "Naturkatastrophen" sind menschengemacht. Aber wo das der Fall ist, trifft es in der Regel nicht die Hauptverursacher

Wenig überraschend ist, dass Deutschland im Weltrisikobericht einen der besseren Plätze einnimmt: Nur 20 von 181 untersuchten Ländern unterliegen einem geringeren Katastrophenrisiko durch extreme "Naturereignisse". Dazu zählen nach Definition der Herausgeber sowohl Erdbeben als auch durch den menschengemachten Klimawandel verursachte Vorfälle.

Vor dem Hintergrund, dass Deutschland erst im Juli dieses Jahres eine Hochwasserkatastrophe mit insgesamt mehr als 180 Toten und Sachschäden in zweistelliger Milliardenhöhe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hinter sich gebracht hat, muss es für die 15 Hochrisikoländer besonders alarmierend sein, dass hierzulande das Risiko im Vergleich noch als "sehr gering" gilt.

Die ersten drei Plätze auf dem Risikoindex belegen der Inselstaat Vanuatu, die Salomonen und Tonga. Während diese Länder vor allem durch den steigenden Meeresspiegel bedroht sind, drohen zentralafrikanische Staaten wie der Tschad regelrecht auszutrocknen. Diese Staaten selbst haben in der Regel wenig zum menschengemachten Klimawandel beigetragen und verfügen nicht über soziale Sicherungssysteme, die annähernd in der Lage wären, alle Menschen aufzufangen, die durch solche Katastrophen ihre Existenzgrundlage verlieren.

Neben der Wahrscheinlichkeit, eine Naturkatastrophe zu erleben, sind auch die Kapazitäten der Länder, Präventionsmaßnahmen zu treffen oder im Schadensfall die Folgen abzumildern, in die Berechnung des Risikos mit eingeflossen.

Deutschland soll "Vorreiterrolle" bei sozialer Absicherung einnehmen

Der Bericht wurde am Mittwoch vom Bündnis Entwicklung Hilft und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum veröffentlicht - verbunden mit der Forderung, soziale Sicherungssysteme international auszubauen, um die Folgen für betroffene Menschen abzumildern und Gesellschaften krisenfester zu machen. Die Corona-Pandemie, Waldbrände und Überflutungen hätten zuletzt deutlich gemacht, wie elementar soziale Absicherung gegen existenzielle Risiken sei.

"Mapa" nennt die Jugendbewegung Fridays for Future die am meisten vom Klimawandel betroffenen Menschen und Regionen, die Abkürzung steht für "Most affected people and Areas".

Als Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels gelten China und die USA. Letztere lagen aber zuletzt bei den jährlichen CO2-Emissionen pro Kopf mit 17,6 Tonnen CO2 deutlich über dem bevölkerungsreicheren ostasiatischen Land mit rund 10,1 Tonnen pro Kopf. In absoluten Zahlen lag China, das lange Zeit als "Werkbank Europas" galt, auch dank seiner 1,4 Milliarden Einwohner auf Platz eins. Laut Weltrisikoindex tragen die USA ein geringes und China ein mittleres Risiko, von Naturkatastrophen schwer getroffen zu werden.

Die Autoren des Berichts sehen die nächste deutsche Bundesregierung in der Pflicht, "eine internationale Vorreiterrolle übernehmen, wenn sie in Zeiten von Pandemien und zunehmenden Wetterextremen ernst genommen werden will", so Peter Mucke, Leiter des Projekts Weltrisikobericht und Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft. Soziale Sicherung und der Kampf gegen Hunger, Armut, soziale Ungleichheit und Klimawandel gehören aus seiner Sicht zusammen. Und mitten im Wahlkampf wird da sicherlich keine Partei lauthals widersprechen, die an der nächsten Regierung beteiligt sein könnte.

Allerdings ging es in diesem Wahlkampf in den letzten Tagen, wenn von Deutschlands "Verantwortung in der Welt" gesprochen wurde, vor allem um Militäreinsätze und die Weigerung der Partei Die Linke, sich zur Nato zu bekennen.

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