Werben für das Lesen
Welttag des Buches
Mit Wole Soyinka, dem ersten afrikanischen Literaturnobelpreisträger, beginnt schon am Vorabend eine Veranstaltungsreihe zum Welttag des Buches, der inzwischen zum sechsten Male stattfindet. Soyinka wird im Haus der Kulturen aus dem Buch "Die Last des Erinnerns" lesen. Die Auftaktveranstaltung am 22. April wird ab 18 Uhr live im Internet unter Buchhandel.de übertragen.
15.000 Luftballons werden am 23. April gestartet, um für das Lesen zu werben. Initiiert wurde die Veranstaltung 1995 von der Kulturorganisation der Vereinten Nationen. Der proklamierte Tag soll das Buch als Medium in den Mittelpunkt stellen, um so auch zur Völkerverständigung beizutragen. Neben der Hauptveranstaltung in Berlin beteiligen sich rund 4.000 Buchhandlungen und Verlage an den Aktionen.
Eine Werbung hat das Buch inzwischen auch bitter nötig, denn eine Studie der Stiftung Lesen zeigt, dass der Leser sein Verhalten immer stärker an das Angebot der Mediengesellschaft anpasst. Einerseits wird inzwischen deutlich weniger gelesen: Acht Prozent mehr Befragte als im Jahr 1992 gaben an, nie ein Buch zu lesen. Damit liegt der Anteil der Nichtleser bei 28 Prozent, außerdem lesen 31 Prozent nur selten. Dagegen sagten lediglich sechs Prozent, täglich ein Buch zu lesen, 22 Prozent mehrmals in der Woche und 13 Prozent einmal die Woche.
Das Lesen wandelt sich von einem einstigen Ritual zu einer Nischen-Beschäftigung, so die Erklärung der Leseforscher. Ein Buch wird nur gelesen, wenn man Zeit hat und sich entspannt fühlt. Zum anderen werden heute schon recht viele Bücher über das Internet verkauft, doch insgesamt ist der Buchverkauf rückläufig. Hinzu kommt die Tatsache, dass seltener und vor allem oberflächlicher gelesen wird. Oft wird die Lektüre abgebrochen, wenn sie nicht den Erwartungen entspricht. Ähnliche Leseverhaltensweisen lassen sich in den Onlineforen beobachten. Kaum jemand ist in der Lage, einen umfassenden Kommentar abzugeben.
Verschenkbuch
Mit zu den Aktionen gehört eine Reihe von Neuerscheinungen. So wurde eine Sonderauflage erstellt, die ausschließlich zum Jahrestag vertrieben wird. In diesem Jahr wird die Reihe von Günter Grass mit dem Werkstattbericht "Fünf Jahrzehnte" bedient. Für lediglich zehn Mark kann man die illustrierte Publikation erwerben, die den Werdegang des Nobelpreisträgers schildert. Die Lesung und ein Gespräch mit dem Schriftsteller wird man ebenso im Internet verfolgen können. Künftig sollen weitere renommierte Autoren für die Sonderbuchreihe gewonnen werden.
"Ich schenk dir eine Geschichte 2001" lautet der Titel eines kleinen Geschenkbandes, den die Stiftung Lesen in einer Auflage von 750.000 Exemplaren über die Buchhandlungen an Kinder verschenken wird. Das Büchlein enthält 13 Erzählungen, die das Leben von Kindern in anderen Ländern beschreiben. Zu den publikumswirksamen Werbeaktionen gehören auch 24 "lebende literarische Figuren", die mit der Deutschen Bahn auf Tour gehen. So wird man im Zug gemeinsam mit Goethe oder Pippi Langstrumpf fahren können und vielleicht wieder Lust am Lesen gewinnen.