Wie Subventionen für Chip-Fabriken den Standort Deutschland stärken sollen
Deutschland wagt den Technologie-Sprung: Investitionen und Subventionen sollen die Chip-Produktion ankurbeln. Global Player wie Intel und TSMC sind im Fokus.
Deutschland konnte sich jahrzehntelang auf billige Energie aus Russland verlassen, das Erdgas, Kohle und Kraftstoffe zu Preisen lieferte, die es erlaubten, den eigenen Steinkohlebergbau aufzugeben und hier nur die Ewigkeitslasten zu tragen. Bei Elektronikprodukten wurde zuerst die Fertigung an die verlängerte Werkbank nach China verlagert und dann allmählich auch die Entwicklung.
China hat so eine weitgehend integrierte Produktionskette aufgebaut und bezieht nur noch Software aus den USA und Chips aus Taiwan. Diese beiden Positionen versuchen die USA seit einigen Jahren zu blockieren, was es für China schwieriger, aber nicht unmöglich macht. Für Deutschland, das viele Komponenten aus dem Reich der Mitte bezieht, könnte es allerdings problematisch werden, wenn die USA den Handel mit China weiter einschränken oder gar zum Erliegen bringen wollen.
Da Chips die Grundbausteine der zukünftigen industriellen Entwicklung sind, muss Europa jetzt auch in den Subventionswettlauf um die Ansiedlung und den Betrieb der Chip-Infrastruktur einsteigen, wenn es in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben will. Wurde in der EU bisher aus strategischen Gründen nur die Grundlagenforschung bis zur Marktreife gefördert, mussten sich die Industriepartner für die nächsten Schritte und die anschließende Vermarktung andere Plattformen suchen.
Europas Chip-Strategie: Ein Balanceakt zwischen Forschung und Subventionen
In Japan und später im Reich der Mitte waren sie willkommen, weil dort auch marktfähigen Entwicklungen die Förderung nicht versagt wurde. Dieses vom europäischen Förderansatz deutlich abweichende Vorgehen wird von der EU inzwischen als unzulässig angesehen, weil es im Gegensatz zum europäischen Modell insgesamt wirtschaftlich erfolgreicher zu sein scheint. Aus diesem Grund muss die EU nun ihr Subventionsregime im Bereich der Chipentwicklung und -fertigung drastisch korrigieren.
Auch bei der Gründung der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) im Jahr 1987, der heute größten Foundry der Welt, war Taiwan neben der niederländischen Philips maßgeblich beteiligt. In einer Foundry werden Chips produziert, die anderswo, oft in den USA, entwickelt (designt) werden.
Möchte die EU hier aufholen, muss auch hier in das Chipdesign investiert werden. Nur Geld für die Ansiedlung von Foundries bereitzustellen, reicht bei Weitem nicht aus.
Der EU-Chips Act: Ein erster Schritt, aber weit entfernt vom globalen Wettbewerb
"Die 43 Milliarden aus dem [EU-]Chips Act können nur der Anfang sein", wird der Chef des Chipzulieferers AT&S, Andreas Gerstenmayer, im Handelsblatt zitiert. "Wir müssen noch eine Null hinten dranhängen, damit wir mit dem Rest der Welt mithalten können." Dies gilt umso mehr, seit die USA, wo das Chipdesign hauptsächlich stattfindet, jetzt auch die Foundries mit Steuervorteilen und billiger Energie ins Land locken.
Im sogenannten Chip-Ökosystem ist Deutschland wie die EU nur noch mit einem sinkenden Weltmarktanteil vertreten. Im Bereich der Chip-Infrastruktur sind deutsche Unternehmen neben der ehemaligen Siemens-Tochter Infineon heute nur noch mit Chemie von Merck und BASF sowie Optik von Carl Zeiss und der ehemaligen Berliner Glas ebenso mit Lasern von Trumpf vertreten. Alles andere muss jetzt im Umfeld der geplanten oder zumindest in Aussicht gestellten Investitionen von Intel, TSMC und GlobalFoundries neu aufgebaut werden, wenn man sich von globalen Lieferstrukturen abkoppeln will.
Intel in Magdeburg, TSMC in Dresden: Milliardeninvestitionen und Subventionen
Der US-Konzern Intel soll für seine geplante Fertigung in Magdeburg zehn Milliarden Euro erhalten. Um die staatliche Schuldenbremse einhalten zu können, soll die Förderung aus dem Klima- und Transformationsfonds erfolgen.
Das Beispiel Intel macht Schule. Nun strebt auch TSMC nach staatlichen Geldern. Knapp zehn Milliarden will der taiwanesische Hersteller in ein Werk in Dresden investieren. Knapp die Hälfte davon soll der deutsche Staat übernehmen. TSMC will 70 Prozent der Anteile an dem Kooperationsprojekt in Dresden halten, die Unternehmen Bosch, Infineon und die niederländische NXP, die auf Philips zurückgeht, steigen mit jeweils zehn Prozent ein.
Das hat inzwischen auch die 2009 als Ausgründung des AMD-Werks ebenfalls in Dresden angesiedelte GlobalFoundries auf den Plan gerufen. Das mehrheitlich im Besitz eines staatlichen Investors mit Sitz in den USA befindliche Unternehmen will jetzt acht Milliarden in seine Dresdner Fertigung investieren und hofft dafür auf vier Milliarden Euro Subventionen.
Durch die Organisation der Subventionen außerhalb des Bundeshaushaltes werden die Kosten auf künftige Generationen verlagert, die dann, so die Hoffnung, auch die erwarteten Gewinne aus den Ansiedlungen einstreichen können.
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