Zukunft der Städte: Megaprojekte in Indonesien und Ägypten

Seite 2: Ägyptischer Futurismus: Elitäres Zentrum in der Wüste

Ganz ohne Namen muss die "Neue Administrative Hauptstadt" (New Administrative Capital, NAC) Ägyptens auskommen.

Dafür aber sind aber schon über 70 Prozent der Bauvorhaben der ersten Projektphase abgeschlossen, wie das ägyptische Kabinett Ende Juni 2022 festgestellt hat. Laut der New Administrative Capital Company gehören dazu zehn Stadtbezirke, sowie das Regierungs- und das Geschäftsviertel, der Central Business District (CBD).

Model des Iconic Tower. Bild: Ziad Rashad / Public Domain

Während die Bauarbeiten am Regierungsviertel praktisch abgeschlossen sind, wird am CBD noch kräftig gebaut. Hier errichtet die China State Construction Engineering Corporation, eines der weltweit größten Bauunternehmen, 20 Wolkenkratzer. Darunter gibt es auch ein echtes Megaprojekt, den 400 Meter hohen Iconic Tower, der nach seiner Fertigstellung das höchste Gebäude in Afrika sein wird.

Nachdem eine Finanzierung durch chinesische und arabische Investoren gescheitert war, ist nun das ägyptische Verteidigungsministerium Hauptaktionär und bedeutendster Nutznießer des NAC-Vorhabens. Eine Firma namens "Administrative Capital for Urban Development" hat die Aufgabe, weitere Investitionen zu akquirieren und zu managen.

Trotz der Schwierigkeiten ist bereits eine "Sports City" fertig geworden, wie auch das Opernhaus, das Zentralkrankenhaus, Parkanlagen, Schulen und private Universitäten. Auch eine "Knowledge City" und eine "Art and Culture City" gibt es bereits, genauso wie eine zentrale christliche Kirche und natürlich eine repräsentative Moschee.

Mit dem Bau der NAC wurde 2015 begonnen, und die Planstadt liegt etwa 60 Kilometer südöstlich von Kairo in der Wüste. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, soll es 6,5 Millionen Menschen eine neue Heimat bieten.

Aber natürlich möchte man gegebenenfalls zügig wieder nach Kairo gelangen können, und deshalb wird die neue Hauptstadt durch eine Art Vorortsbahn ("Light Rail", chinesische Konstruktion) und einen "Mono-Rail" (Konsortium aus Orascom, Alstom und Arab Contractors) mit Kairo verbunden werden.

Christi-Geburt-Kathedrale. (Bild: U.S. Department of State) und Al-Fattah-al-Alim-Moschee (Bild: Tarek Wageh / CC-BY-4.0)

In Ägypten werden schon seit längerem neue Stadtviertel für den Großraum Kairo am Rand der Wüste errichtet, und einige davon sind bereits wieder verlassene Geisterstädte.

Doch wird weiterhin in der Wüste geplant und gebaut. Das ist auch dringend nötig, denn am Nil wohnen bereits die allermeisten der mittlerweile weit über 100 Millionen Einwohner:innen Ägyptens. Zudem ist Ackerland extrem knapp und eigentlich viel zu kostbar, um es zu überbauen. In dem Nilland sind keine drei Prozent der Landesfläche landwirtschaftlich nutzbar und 2020 standen jedem Menschen lediglich etwa 268 Quadratmeter Ackerfläche zur Verfügung.

Während Segregation und Ungleichheiten in Indonesien Sorgen auslösen, scheinen sie in Ägypten Teil integraler Bestandteil des NAC-Vorhabens zu sein. Alle Veröffentlichungen bezeugen – teils unfreiwillig, teils beabsichtigt – den exklusiven Charakter der NAC.

Es ist davon auszugehen, dass der sogenannte Arabische Frühling den ägyptischen Eliten einen Heidenschrecken eingejagt hat und man nun lieber unter sich bleibt. Dafür gibt es viele gute Gründe – nicht zuletzt den, dass der amtierende ägyptische Präsident, Abd al-Fattah al Sisi, 2013 durch einen Putsch gegen eine gewählte Regierung an die Macht gekommen ist.