China: Neuer Corona-Ausbruch
Mit Massentests, Schulschließungen, Reisebeschränkungen und befristeter Ausgangssperre wird versucht, die Ausbreitung im Keim zu unterdrücken
China erlebt gerade seinen seit Monaten größten Ausbruch der Corona-Pandemie, wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet. Die Größenordnung würde jedoch vermutlich hiesigen Politikern nicht viel mehr als ein Schulterzucken entlocken.
In der nordchinesischen Provinz Hebei mit ihren knapp 75 Millionen Einwohnern in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Hauptstadtregion Beijing (Peking) sind in den vergangenen Tagen rund 200 Infektionen festgestellt worden. Der allergrößte Teil davon in der 300 Kilometer südlich von Beijing gelegenen Provinzhauptstadt Shijiazhuang (knapp 11 Millionen Einwohner).
Massentests
Bis Mittwoch seien bereits zwei Millionen Menschen getestet worden. Die Massentests hatten begonnen, nach dem am Samstag ein erster Fall registriert worden war. Aus der Nachbarstadt Xingtai, in der drei Fälle aufgetreten sind, heißt es, dass alle dort lebenden sieben Millionen Menschen in den nächsten zwei Tagen getestet werden.
Eine Infektion wurde bei einer aus dem Ausland zugereisten Person festgestellt, aber die allermeisten Fälle seien auf lokale Ansteckung zurückzuführen. Gentests haben jedoch ergeben, dass es sich bei dem aktuell die Runde machenden Virus um eine Variante handelt, die auch in Europa häufig ist.
Drei Behördenvertreter seien bereits für die erneute Ausbreitung des Virus disziplinarisch gemaßregelt worden. Alle Flüge und Züge von und nach der Provinzhauptstadt seien eingestellt, Schulen und Kitas sowie alle touristischen Attraktionen seit Mittwoch geschlossen. Massenveranstaltungen wurden in Shijiazhuang bis auf weiteres verboten.
Ausgangssperren
Für die meisten Menschen herrscht bis einschließlich Freitag eine Ausgangssperre und auch die Lieferdienste der in China dominierenden Online-Platform Ali Baba wurden in der Stadt vorübergehend eingestellt. Am Dienstag war es zu Hamsterkäufen gekommen, als Gerüchte über eine Ausgangssperre die Runde machten.
Die Behörden sind besonders nervös, da in einigen Wochen eine große Reisewelle bevorsteht. Am 12. Februar starten die Feierlichkeiten zum Neujahrsfest. Nach dem chinesischen Mondkalender beginnt dann das Jahr des Ochsen.
In der Volksrepublik handelt es sich um das wichtigste Familienfest des Jahres, zu dem sich weit über Hundert Millionen Menschen auf den Weg zu ihren in anderen Städten oder auf dem Land lebenden Angehörigen machen. Die meisten Geschäfte und Betriebe sind zu dieser Zeit für eine Woche geschlossen.
Impfungen
Am 30. Dezember wurde in der Volksrepublik der im Inland entwickelte und produzierte Impfstoff Sinopharm für die allgemeine öffentliche Verbreitung zugelassen, heißt es in einem von der South China Morning Post produzierten Video. Bis zum Neujahrsfest sollen 50 Millionen Menschen geimpft werden.
Zunächst sind die kostenlosen Impfungen Angehörigen von neun Berufsgruppen vorbehalten, darunter Beschäftigte des Gesundheitswesens, Transportarbeiter, Zollbeamte, Beschäftigte im öffentlichen Dienst und in der Energieversorgung sowie Arbeiter in Kühlhäusern. Der Impfstoff soll eine Effizienz von 80 Prozent haben.
In China (1,43 Milliarden Einwohner) ist der letzte Corona-Todesfall am 17. Mai 2020 registriert worden, wie die Statistiken des Worldometers zeigen. Bis heute sind im Land der Mitte 4634 Menschen am Sars-CoV-2 gestorben. In Deutschland (knapp 84 Millionen Einwohner) waren es bis Mittwoch 37.837 wobei zur Zeit täglich rund Tausend neue Todesfälle hinzu kommen.
Hierzulande werden wöchentlich 1,2 bis 1,4 Millionen Tests durchgeführt. Manchmal auch weniger: Zwischen Weihnachten und Neujahr, auf dem vorläufigen Höhepunkt einer dritten Welle, wollte man es nicht mehr so genau wissen und hat die Zahl der Tests nahezu halbiert.