China-Türkei: Neue Freunde?

(Bild:  Daderot/ TEKDONER )

Ankara hofft auf chinesische Touristen und Kredite, um laufende Verbindlichkeiten umzuschichten

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Die Türkei könnte sich auf die Suche nach neuen Freunden machen, sollten die USA an ihrer bisherigen Politik festhalten, hatte am Freitag letzter Woche deren Präsident Recep Tayyip Erdoğan in einem Meinungsartikel in der New York Times angekündigt.

Einer dieser Freunde könnte China werden, für das die Türkei ohnehin ein wichtiger Knotenpunkt in seiner Neue-Seidenstraßen-Initiative – "Belt and Road Initiative" meist im Englischen genannt – ist.

Unter diesem Label betreibt Beijing (Peking) seit einigen Jahren ein massives Infrastrukturprogramm, mit dem die Verkehrswege Eurasiens sowie die Verbindungen Asiens nach Afrika verbessert werden sollen. Eisenbahnbau steht genauso auf dem Programm wie der Ausbau von Häfen, Flughäfen und Straßen sowie die Schaffung von Industrieparks und Logistikports entlang der Verbindungen.

100-Tage-Plan

Nun berichtet das Internetmagazin Asia Times Online, von einem 100-Tage-Plan der türkischen Regierung, der das Land aus der gegenwärtigen Klemme führen soll. Darin werde davon gesprochen, dass Ankara seine Finanzquellen diversifizieren müsse. Offensichtlich hofft man darauf chinesische Kredite für eine umfangreiche Umschuldung in Anspruch nehmen zu können.

Wie berichtet ist die Türkei wie kein anderes Schwellenland im Ausland verschuldet. Allein im kommenden Jahr müssen 125 Milliarden US-Dollar an laufenden Krediten zurückgezahlt werden.

Angesichts des desolaten Zustands der türkischen Währung, dürfte das ziemlich schwierig werden. Diese ist zwar nicht im freien Fall, den einige Medien erblickt zu haben meinen, jedoch reichlich unter Druck. Immerhin hat die Lira seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro nicht ganz 40 Prozent an Wert eingebüßt und gegenüber dem US-Dollar noch etwas mehr.

Kreditlinie von 3,6 Milliarden US-Dollar

Ein erster Schritt scheint derweil gemacht. Die türkische Regierung konnte sich bei chinesischen Banken eine Kreditlinie von 3,6 Milliarden US-Dollar sichern, mit der Banken und Privatunternehmen unter die Arme gegriffen werden soll, die Schwierigkeiten mit ihrem Schuldendienst haben.

Weitere chinesische Kredite werden vermutlich folgen, schreibt der Autor des Asia-Times-Beitrages. Außerdem wolle man verstärkt in lokalen Währungen Handel treiben, um sich damit von Dollar und Euro unabhängig zu machen. Dem steht allerdings gegenüber, dass der größte Teil der türkischen Exporte bisher noch in die Eurozone geht und auch die USA ein wichtigerer Abnehmer als China ist.

Verbesserungen für die Leistungsbilanz erhofft man sich derweil vom Tourismus, der – weniger Bürgerkriegsrhetorik vorausgesetzt – von der schwächelnden Türkischen Lira profitieren dürfte. Eine Million chinesische Touristen pro Jahr lautet die Zielvorgabe. 2017 waren es 247.000, eine Steigerung von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ob das Land aber tatsächlich auf Besucher aus Fernost vorbereitet ist, bleibt abzuwarten. Noch vor einigen Jahren, als Istanbul Europas Kulturhauptstadt war, war die dortige Bürokratie nicht einmal in der Lage, ein Programm der kulturellen Angebote zu drucken und in der zentralen Touristen-Information auszulegen.