Der um die Gesundheit der Menschen besorgte Bürgermeister von New York
Michael Bloomberg will gegen die grassierende Fettleibigkeit beim Verkauf von zuckerhaltigen Getränken eine maximale Größe durchsetzen
Michael Bloomberg, Multimilliardär und seit 2001 Bürgermeister von New York, pflegt eine fürsorgliche Politik für die Bewohner der Stadt. Stark hat er sich gemacht, um die Stadt umweltfreundlicher zu machen, beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen, das Anlegen von Parks, die Ausweisung von Fahrradwegen, Senkung von CO2-Emissionen im öffentlichen Verkehr. Den Kampf gegen das Rauchen hat er sich schon lange gewidmet. Seit 2011 ist das Rauchen an vielen Plätzen, in den Parks und an den Stränden verboten. Um die gesundheitsschädlichen Folgen von Passivrauchen zu mindern, will Bloomberg ein Gesetz durchsetzen, nach dem für alle Gebäude ab drei Wohnungen die Bekanntgabe vorgeschrieben würde, ob das Rauchen in den Wohnungen und/oder in den Gängen, Höfen, auf den Dächern oder den Balkonen erlaubt ist. Ein Rauchverbot will er angeblich nicht durchsetzen.
Gerade wird über einen neuen Gesetzesentwurf debattiert, den Bloomberg durchsetzen will. Der fürsorgliche Bürgermeister will nämlich auch die epidemische Fettleibigkeit und das Übergewicht seiner Bürger bekämpfen. Die sollen sich nicht nur mehr bewegen, sondern auch auf Essen und Trinken achten. Weil der einstige Demokrat, der vorübergehend bei den Republikanern war und jetzt als unabhängiger Politiker agiert, offenbar nicht daran glaubt, dass die Menschen ihr Verhalten freiwillig ändern, will er ein Amendment durchsetzen, dass zuckerhaltige Getränke nur noch bis zu einer maximalen Größe verkauft werden dürfen. Diese Getränke machen, so wird dies begründet, dick und fördern Diabetes. 5.800 Menschen sollen angeblich pro Jahr aufgrund von Fettleibigkeit in New York sterben, 4 Milliarden US-Dollar verursache Fettleibigkeit an direkten medizinischen Kosten. Die Lebenserwartung der Kinder könne gegenüber der ihrer Eltern zurückgehen. 58 Prozent der New Yorker und 40 Prozent der Schüler sind übergewichtig oder fettleibig.
Zuvor hatte er schon die Kampagne gestartet, mindestens einmal in der Woche auf ein solches Getränk zu verzichten. Mit einer freiwilligen Kampagne "Cut the Junk" sollen die New Yorker gesündere Lebensmittel einkaufen. Geschäftsleute sind dazu aufgerufen, weniger Junkfood anzubieten und gesunde Lebensmittel wie Gemüse und Obst zu bewerben. Amerikaner würden heute, so wird das Sodaverbot begründet,täglich 200-300 Kalorien mehr als vor 30 Jahren zu sich nehmen. Die Zahl derjenigen, die mehr als ein zuckerhaltiges Getränk zu sich nehmen, ist konstant angestiegen. Problematisch sei auch, dass die Flaschengrößen bis hin zum Supersizing zugenommen haben. Dadurch würden die Menschen dazu verführt, mehr trinken.
Um den Konsum zu beschneiden, sieht das Gesetz vor, dass zuckerhaltige Getränke nicht mehr in größeren Trinkgefäßen oder Flaschen als 450 Gramm (16 ounces) verkauft werden dürfen. Becher bei Selfservice-Angeboten dürfen auch nicht mehr enthalten. Bloomberg verspricht sich dadurch einen Rückgang der Gewichtszunahme. Wenn nur alle zwei Wochen die Menge eines zuckerhaltigen Getränks von 20 (560 Gramm) auf 16 (450 Gramm) Unzen reduziert würde, würden die New Yorker angeblich in einem Jahr 2,3 Millionen Pfunde sparen.
Den New Yorkern geht das Verbot aber zu weit. In einer Umfrage lehnen 60 Prozent der Befragten das Gesetz ab. Nur 36 Prozent finden es eine gute Idee. Den Menschen geht der Eingriff in die Freiheit des Käufers zu weit. In allen Stadtteilen sprach sich eine Mehrheit dagegen aus, am stärksten in Bronx und Queens. Da Schwarze und Latinos nach Statistiken der Stadtbehörde mehr zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen und dies auch für Stadtteile mit niedrigerem Einkommen und niedriger Bildung der Bewohner zutrifft, wären von dem Verbot Weiße, Wohlhabendere und besser Gebildete weniger betroffen. Mit dem Konsum zuckerhaltiger Getränke korrespondiert auch die Fettleibigkeit, die bei den Schwarzen, den Latinos und den Bewohnern der Bronx höher ist.
Der Getränkeverband fürchtet um die Profite seiner Mitglieder und fährt eine Kampagne gegen den Gesetzesentwurf und gegen alle "Schmierenkampagnen", die zuckerhaltige Getränke schlecht machen. Nach einer Umfrage trinken 48 Prozent der Amerikaner täglich mindestens ein zuckerhaltiges Getränk, durchschnittlich sind es 2,6 Gläser. Angeblich spiele der Getränkekonsum für die Fettleibigkeit keine Rolle, wird verkündet.