Erster, fetter, umschalten
Die Welt verhindert, kein Problem, wenn die Kalorien dabei stimmen.
Tinder? Richtig, wir sprachen zuweilen und mehr als einmal darüber. Anmelden, Menschenbilder sehen, nach links und rechts wischen, warten, dass man eh nicht angesprochen wird. Abmelden. Tinder ist die Zukunft. Schon seit längerem.
Deshalb kann es ja auch nicht verwundern: Jetzt gibt es noch – gegen eine kleine Zusatzgebühr – den "ich zuerst" Service für die Kuppelapp. Tinder Boost (oha, Rechtschreibkorrektur macht ein "Boob" aus "Boost" und ein "Boot", wenn ich dann "Boob" noch einmal schreibe...egal) soll mir als Nutzer gegen Gebühr 30 Minuten die Überholspur garantieren. Wenn ich ordentlich abzahle (die genaue Gebühr ist noch nicht bekannt, das sei ja erst ein Testlauf in Australien), dann taucht mein Bild in einem Umkreis von fünf Meilen bevorzugt bei anderen Tinder-Nutzern auf. Wisch und weg, gut, dass kann der Service nicht verhindern, aber zumindest ist man dann schneller weggewischt. Ist doch auch schon mal was. Für Sauberkeit zahlt man in Australien gerne auch mehr.
Das hat natürlich einen kleinen Schönheitsfehler, wenn Tinder Boost wirklich für den Massenmarkt kommen sollte: Alle zahlen einfach mehr, und dann gibt es im Nahverkehrbereich unter fünf Meilen wieder den üblichen Stau. Wie bei der Supermarktkasse steht man wieder hinten an, weil alle gleichzeitig zahlen wollen. Also eine für Tinder galante, aber sonst sinnlose Gebührenerhöhung. Sex sells, soll auch irgendwie blind machen.
Um wirklich einen Mehrwert aus Tinder herauszuholen, muss man vielleicht ein wenig um die Ecke und neben der Spur denken. Da wäre zum Beispiel die App Snap IT von Lose IT. Blöder Name, gut, aber die Funktion ist doch toll. Du fotografierst Dein Essen und die App sagt Dir, wieviel Kalorien Du vermutlich gleich zu Dir nehmen wirst. Mit solch einer Anwendung muss man dann eben kreativ werden und sich selbst fotografieren. Wenn Snap IT dann meldet, dass man höchstens 8000 - 9000 Kalorien schwer ist, dann gehört ein Screenshot der Schätzung ins eigene Bild gepustet. So macht man Werbung, nicht mit der Reihenfolge. Die ist ganz egal, es kommt auf Inhalte an, das haben wir doch aus den aktuellen Wahlkämpfen gelernt.
Wem das immer noch nicht genügt, der kann dann das Tindern (komisch, jetzt macht die Korrektur "Hindern" aus "Tindern"...egal) ganz lassen und Mighty TV nutzen. Wie bei Tinder geht das, nur mit TV-Inhalten, was ich wegwische, kommt in den digitalen Orkus, und die Filme, die ich toll finde, bringen ähnliche Empfehlungen auf den Screen. Das macht Fernsehen angeblich wieder sexy. Also eher Couchpotato statt Sex. Und eine Kartoffel hat ja lange nicht so viel Kalorien wie ein läufiges Säugetier.
In diesem Sinne: Kiste an und entspannen.