Explodierende Staatsschulden werden teurer

Nun wird wohl auch Moody´s das "AAA"-Rating für Irland, Spanien und Großbritannien herabsetzen.

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Noch stuft die Ratingagentur Moody´s Irland mit "AAA" ein, doch auch diese Agentur hat nun eine deutliche Warnung vor einer möglichen Abstufung ausgesprochen. Die ging auch an Spanien, Großbritannien, Ungarn, Island, Lettland und an die Vereinigten Arabischen Emirate. Zuvor hatte Standard & Poor´s (S&P) die Länder Bonität Irlands ein weiteres Mal auf "AA" herabgestuft. Schon im März hatte das Land das Spitzen-Rating "AAA" eingebüßt. Doch auch bei Moody´s wachsen die Zweifel an dem einstigen Musterland der Eurozone. Das hängt mit dem wachsenden Finanzbedarf für die Rettung der irischen Banken zusammen und macht es dem Land immer schwerer und teurer, um an Geld auf den internationalen Kapitalmärkten zu kommen.

Irland will für die Rettung der angeschlagenen Großbanken 25 Milliarden ausgeben. Das Haushaltsdefizit dürfte 2009 auf 14 % des Bruttoinlandsprodukt (BIP) explodieren, dabei erlauben die EU-Stabilitätskriterien höchstens 3 % der Wirtschaftsleistung. Damit steigen die Staatsschulden immer schneller und die Angst geht um, dass Irland sie bald nicht mehr bezahlen kann. Die Ratingagentur Fitch hat berechnet, dass die grüne Insel schon 2010 mit mehr als dem Doppelten seiner Wirtschaftskraft verschuldet sein wird. Ende 2007 wies das Land mit 25 % eine der niedrigsten Raten in Europa aus.

Deshalb hat auch Fitch das Rating von Irland längst auf "AA+" gesenkt. Moody´s ist (noch) die einzige Agentur, die Irland mit dem besten Rating "AAA" führt. Allseits wird Kritik an der Krisenstrategie der Regierung laut, die auch von den Wählern gerade abgestraft worden ist. Vertreter von Moody´s wollen nun mit der Regierung in Dublin Gespräche führen, um danach definitiv über eine mögliche Herabstufung zu entscheiden. Spätestens dann dürften die Zinsen für die zehnjährigen Staatsanleihen des Landes wieder steigen und die explodierende Staatsverschuldung damit noch teurer werden.

Die Risikofreude hatte an den Märkten in den letzten Wochen etwas zugenommen, weshalb die Renditen sogar etwas gefallen waren. Die zehnjährigen irischen Anleihen bewegen sich derzeit um 5,7 %. Sie lagen aber auch schon einmal bei knapp 6 %. Zum Vergleich: Die Anleihen der Bundesrepublik liegen bei 3,5 %, weshalb Irland deutlich mehr Zinsen für die Verschuldung bezahlen muss.

Deutliche Zweifel hat Moody´s nun auch an Spanien angemeldet, dass von S&P schon im Januar schon auf "AA+" herabgestuft worden war. Nachdem die Agentur immer mehr spanische Firmen und Banken auf ihre schwarze Liste gesetzt hat, zweifelt man nun auch an der Bonität des Landes. Das Land weise "strukturelle Probleme" auf, lautet nun auch das Urteil. Auch Spanien häufe eine riesige Verschuldung an, mit der bisher erfolglos versucht wurde, den Absturz in die tiefe Rezession zu verhindern. Da die Arbeitslosigkeit nun offiziell auf über 18 Prozent explodiert ist, darf man sich nicht wundern, wenn die regierenden Sozialisten in der Wählergunst abstürzen. In Spanien nehmen auch die gefährlichen Deflationstendenzen zu, obwohl die Ölpreise seit zwei Monaten wieder steigen und nun die Marke von 70 US-Dollar durchbrochen wurde, führt die Regierung billiges Öl als Begründung an. Drei Monate in Folge sind die Preise gesunken und im Mai wurden gegenüber dem Vorjahr fast 1 % niedrigere Preise verzeichnet. Ein derartiger Preisrückgang wurde noch niemals in der Geschichte verzeichnet.

Erstaunlich ist, dass es sich mit vielen Jahren Verspätung nun auch bei den Spezialisten von Moody´s herumgesprochen hat, dass das ökonomische Modell in Spanien zweifelhaft ist, weil es vor allem auf einem Bauboom basierte und sich die Wettbewerbsfähigkeit insgesamt seit Jahren verschlechterte, weil auch die Produktivität gesunken war. Wenn auch Moody´s das Rating von Spanien senkt, wird auch für Madrid das Schuldenmachen teurer. Derzeit müssen schon etwa 4,4 % für zehnjährige Staatsanleihen geboten werden.

Auch die Zweifel an Großbritannien werden größer. Schon im März hatte Moody's die Höchstbewertung "AAA" für Großbritannien und die USA in Frage gestellt. Auch für die Briten hatte sich Verschuldung schon verteuert, ohne dass eine Agentur die Bonität des Landes offiziell herabgestuft hätte. Allerdings hatte S&P im Mai den Ausblick für die Briten auf "negativ" gesetzt. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen sind schon auf 3,8 % gestiegen und scheinen derzeit nur eine Richtung nach oben zu kennen. Stärkere Bonitätsprobleme machte Moody's bei den Pleitekandidaten Ungarn, Island, Lettland und bei den Vereinigten Arabischen Emiraten aus.