Fahrpreise: "Ein Schlag ins Gesicht"

Besonders in München müssen Fahrgäste tief in die Tasche greifen, aber nicht nur dort. Foto: Robot8A /
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Schleswig-Holsteins Minderheitenpartei SSW kritisiert Teuerung und fordert mehr Bundesmittel für Länder und Kommunen

Bus- und Bahnfahren wird mal wieder teurer. Viele Verkehrsverbünde wollen die Preise anheben, wie unter anderem die ARD-Tagesschau berichtet. Bis zu 5,5 Prozent soll die Steigerung betragen.

Dabei dürfte München in Sachen Fahrkartenpreisen den Vogel abschießen. Dort soll das Einzelticket für die Zone M2 statt bereits äußerst beachtlicher 6,80 nun sieben Euro kosten, wie der örtliche Verkehrsverbund MVV mitteilt.

Auch die Deutsche Bahn hat in den letzten zwei Jahrzehnten mit über der Inflation liegenden Preissteigerungen bereits lichte Höhen erreicht und gibt sich nun moderat. Man passe die Preise im Fernverkehr nur leicht an, heißt es dort.

Das ist übrigens eine alljährlich wiederkehrende Floskel in den entsprechenden Pressemitteilungen der privatwirtschaftlich geführten AG im Staatsbesitz. Um durchschnittlich 1,9 Prozent sollen die Preise ab dem 12. Dezember steigen, die für die Bahncards immerhin um 2,9 Prozent.

"Fatales Signal"

Der seit Neuestem wieder im Bundestag vertretene Südschleswigsche Wählerverband (SSW) hält das für ein "fatales Signal".

Die Preissteigerungen würden jene Menschen treffen, "die jetzt unsere besondere Aufmerksamkeit verdient haben: Von den Corona-gebeutelten Geringverdienern, die sich kein eigenes Auto leisten können, bis hin zu den Idealisten, die sich aus Klimaschutzgründen kein Auto leisten wollen".

Viele Familien würden nach den Verdienstausfällen durch Lockdowns und monatelanger Kurzarbeit am Rande des Ruins stehen. Das gelte nicht zuletzt für die Menschen im Norden Schleswig-Holsteins, die der SSW vertritt.

Dort sei auf dem Land der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nur spärlich ausgebaut und es seien kaum Infrastrukturmittel des Bundes angekommen. Die Fahrpreiserhöhung sei daher für die betroffenen Menschen "ein Schlag ins Gesicht".

Gerade in Zeiten hoher Spritpreise hätten Bus und Bahn eine Chance, die durch Corona eingebrochenen Nutzerzahlen wieder zu steigern, meint Stefan Seidler, der für den SSW ins Berliner Parlament gewählt wurde.

Die notwendige Verkehrswende hänge davon ab, dass sich die Menschen den ÖPNV auch leisten können. Der Bund müsse daher "den Ländern und Kommunen stärker unter die Arme greifen, um die Preise auch in Zeiten der Inflation zu stabilisieren. Jede Alternative käme uns als Gesellschaft deutlich teurer zu stehen".

Skandinavisch inspiriert

Der SSW ist als Partei der dänischen und friesischen Minderheit aufgrund einer Sonderregelung in den Wahlgesetzen von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen. Daher reichten Seidler 55.578 Stimmen für ein Mandat.

Mit dem will er sich nun im Bundestag für die Minderheiten, seine Region Südschleswig – der Norden Schleswig-Holsteins – und für skandinavisch inspirierte Politik starkmachen. Von den laufenden Koalitionsverhandlungen – an denen er natürlich nicht beteiligt ist – erhofft er sich statt der vielen kleinen, aber nicht ausreichenden Schritte in die richtige Richtung in Sachen Klimaschutz nun endlich "Butter bei die Fische".