Indien: Weniger Kinder
Die Bevölkerung der Regionalmacht nimmt kaum noch zu, wie sich auch sonst überall auf der Welt das Bevölkerungswachstum weiter verlangsamt
In Indien ist die Fruchtbarkeitsrate auf zwei Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter zurückgegangen. Das berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Damit liegt sie nunmehr unterhalb der Reproduktionsrate von 2,1, die für eine stabile Bevölkerungsgröße notwendig ist.
Das lässt erwarten, dass Indiens Bevölkerung von derzeit etwas über 1,3 Milliarden Menschen kaum noch weiter wachsen und irgendwann wieder abnehmen wird, so wie es sich schon für die nahe Zukunft beim großen Nachbarn nördlich des Himalayas abzeichnet.
Dafür spricht auch, dass die Fruchtbarkeitsrate in den Städten deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt. Mit zunehmender Urbanisierung wird sie also, wie praktisch überall auf der Welt, weiter abnehmen.
Selbst die USA, deren Daten dieser Regel lange widersprachen, haben inzwischen eine Fruchtbarkeitsrate unter Reproduktionsniveau, sodass sie ohne Einwanderung zu schrumpfen beginnen würden.
Ebenfalls zeigt das indische Beispiel, dass die Bildung der Mädchen sowie Wissen über und Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln eine große Rolle spielen, um das Bevölkerungswachstum zum Stillstand zu bringen.
Seit einigen Jahren wächst die Bevölkerung nur noch in ärmeren Ländern vor allem Afrikas oder im durch Bürgerkrieg und Interventionen um Jahrzehnte zurückgeworfenen Afghanistan im nennenswerten Ausmaß.
In vielen großen islamischen Ländern wie der Türkei, Iran, Saudi-Arabien oder Indonesien ist die Fruchtbarkeitsrate hingegen ebenfalls fast beim Reproduktionsniveau von 2,1 angekommen oder liegt bereits darunter.
Weltweit geht die Geburtenrate seit mindestens 1950, dem ersten Jahre, aus dem entsprechende Daten vorliegen, zurück und damit auch das Wachstum der Weltbevölkerung. 1950 wurden pro einer Million Menschen noch 37.844 Geburten verzeichnet, 2019 waren es noch 18.282 und 2020 18.077 Geburten pro Million Menschen.
Die globale Fruchtbarkeitsrate betrug 2019 nach den Daten der Weltbank 2,403. Schlusslicht war Südkorea mit lediglich 0,9 Geburten pro Frau, gefolgt von Puerto Rico (1,0) sowie Hongkong, Macau und Singapur mit jeweils 1,1.
Die Fruchtbarkeitsrate wird berechnet, in dem angenommen wird, dass alle Frauen im Laufe ihres gebärfähigen Alters die gleiche Anzahl lebender Kinder zur Welt bringen, wie es die Frauen aller infrage kommenden Jahrgänge in dem jeweiligen Jahr.