Luftfahrtkrise: Wann kommen die Zeppeline?
Luftschiffe sind wesentlich umweltfreundlicher als Flugzeuge, doch die Gesellschaft müsste sich wohl zunächst entschleunigen
Die Corona-Krise kommt nun auch beim Flugzeughersteller Airbus an. Da die Luftfahrtgesellschaften reihenweise ihre Maschinen einmotten müssen, geht der europäische Konzern davon aus, dass sein Absatz in den nächsten zwei Jahren um 40 Prozent zurück geht. Das meldet die Nachrichtenplattform finanzen.net unter Berufung auf die Welt.
Die Rede ist von 15.000 Beschäftigten, die ihren Hut nehmen müssten. Betroffen wären voraussichtlich alle Standorte, denn das Unternehmen will alle Fertigungslinien weiterführen. Produziert wird vor allem in Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien, aber auch in China. Die Industriegewerkschaft Metall fordere statt Entlassungen Arbeitszeitverkürzungen für alle.
Die Aktien des Unternehmens haben seit Jahresbeginns rund die Hälfte ihres Wertes verloren, reagierten aber zu Wochenbeginn auf die Nachricht eventuell bevorstehender Entlassungen mit einem Kursanstieg von 2,56 Prozent. Krisenalltag in einer "marktkonformen Demokratie". Organisationen wie das ATTAC-Netzwerk fordern bereits seit rund 20 Jahren die Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen. Mit denen könnte zumindest ein Teil der Spekulationsgewinne abgeschöpft werden, auf die hier offensichtlich mancher hofft.
Derweil stellt sich die Frage, wie es weiter mit der Luftfahrt nach der Krise gehen soll. Während die Bundesregierung ihre neun Milliarden Euro schwere Unterstützung für die Lufthansa an keinerlei Auflagen knüpft, hat Paris von der Air France immerhin den Verzicht auf einen Teil der Kurzstrecken und den Einsatz synthetischer Kraftstoffe verlangt, die die Treibhausgasemissionen mindern würden.
Für einen klimaneutralen Luftverkehr wird das allerdings nicht reichen. Großraumflugzeuge tragen nicht nur durch ihren Treibstoffverbrauch zur Klimakrise bei. Ein Teil des Problems ist auch der in den Abgasen enthaltene Wasserdampf, der in den üblichen Flughöhen von zehn bis zwölf Kilometern zur Bildung von Kondensstreifen führt. Diese wirken wie Schleierwolken erwärmend, in dem sie das Sonnenlicht größten Teils durchlassen, die infrarote Abstrahlung des Erdbodens und der unteren Luftschichten jedoch abschirmen.
Letztlich müsste also der Luftverkehr zum einen durch Schienen- und Schiffsverkehr ersetzt und zum anderen über die Wiedereinführung von Zeppelinen nachgedacht werden. Diese könnten elektrisch betrieben und dafür unter anderem über Solaranlagen direkt die Sonnen nutzen.
Aber auch mit Verbrennungsmotoren wäre ihr Treibhausgasausstoß wesentlich geringer als der von Flugzeugen. Der Grund: Sie werden durch den Auftrieb von Helium in der Luft gehalten und verbrauchen dadurch wesentlich weniger Energie. Außerdem fliegen sie erheblich niedriger, verursachen also kein Schleier-Wolken-Problem.
Entsprechend dünne und leichte Solarzellen für eine Versorgung während des Fluges gibt es bereits und diverse Firmen arbeiten seit Jahren an der Entwicklung von Luftschiffen, nicht zuletzt auch für den Gütertransport in abgelegene Regionen. Doch der Markt und damit die Nachfrage ist klein und staatliche Unterstützung meist gering, wenn überhaupt vorhanden.
So hält zum Beispiel die altehrwürdige Zeppelin AG mit ihrem Zeppelin NT seit Jahren eine offensichtlich funktionierende Technologie bereit, doch bisher fehlt es an kapitalkräftiger Nachfrage, um größere Schiffe zu bauen und einen Linienverkehr zu eröffnen.
Neben der einen oder anderen technischen Entwicklung fehlt es also vor allem noch an einem Umdenken und vor allem an einer anderen Zeitökonomie. Denn natürlich sind Zeppeline und andere Luftschiffe langsamer als Düsenflugzeuge. Aber vielleicht ist es ohnehin Zeit, darüber nachzudenken, ob der Geschwindigkeitswahn der modernen Gesellschaft nicht eher ein großer Zerstörer an Lebensqualität und individueller Freiheit ist.