Menschenopfer für den Fußball

Amnesty International zählt von 2010 bis 2019 in Katar 15.021 Todesfälle unter ausländischen Arbeitern

In Katar, wo die Fifa-WM 2022 stattfinden soll, sind laut Menschenrechtlern in den letzten Jahren über 15.000 ausländische Arbeiter gestorben. Wie reagiert der DFB?

Wir haben gestern über die wachsende Bedeutung der Rücküberweisungen geschrieben, die Migranten in ihre Herkunftsländer schicken, um dort zu investieren oder Familienangehörige zu unterstützen. Besonders umfangreich sind diese Geldtransfers vorwiegend aus den Ölmonarchien am Persischen Golf, wie ein Bericht der Internationalen Organisation für Migration zeigt.

Die hohen Überweisungen aus diesen Ländern zeigen, dass ein großer Teil der dortigen Arbeiterklasse aus Ausländern besteht. Für sich genommen ist das natürlich kein Problem. Rund um den Globus ist es kapitalistischer Alltag, dass Arbeitskräfte den Verdienstmöglichkeiten hinterherziehen.

Allerdings sind die Betroffenen in den autoritären Staaten, in denen schon die Einheimischen nur über beschränkte Bürgerrechte verfügen und insbesondere die Frauen unter unwürdigen Bedingungen leben müssen, besonders schutzlos.

Das drückt sich unter anderem auch in den Berichten über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in Katar aus, wo im kommenden Jahr die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen werden soll. Insgesamt sind laut Amnesty International (ai) zwischen 2010 und 2019 dort 15.021 ausländische Beschäftigte aller Berufsgruppen gestorben. Nach Angaben der Financial Times sind 2,1 Millionen, 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Katar, Ausländer.

Die katarischen Statistiken, auf die sich ai bezieht, seien – so die Organisation – aber wenig zuverlässig. Das sei schon daran zu sehen, dass in vielen tausend Fällen nicht einmal eine richtige Untersuchung der Todesursachen stattgefunden habe. Die Angehörigen in den Herkunftsländern würden einfach im Dunkeln gelassen.

Die Todesursachen dürften neben Unfällen auf den Baustellen hauptsächlich die extreme Hitze sein, die in dem Land von Mai bis September herrscht. Nicht zuletzt die Baustellen der Fußballweltmeisterschaft haben in den letzten Jahren wegen gefährlicher Arbeitsbedingungen und nicht gezahlter Löhne Schlagzeilen gemacht, sodass der Fußballdachverband Fifa inzwischen Probleme zu haben scheint, genügend Sponsoren zu finden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund sprach im Frühjahr 2021 von "mehr als 7.000 auf den Baustellen verstorbene(n) Bauarbeiter:innen" und forderte den Deutschen Fußballbund angesichts dieser "menschlichen Katastrophe" zum Boykott der Spiele auf.