No Passage to Disneyland
Bürgerkriegsähnliche Polizeipräsenz bei Demonstration in Anaheim
Einen beklemmenden Eindruck bot die unverhältnismäßige wie martialische Polizeipräsenz anlässlich einer überschaubaren Demonstration wegen zwei von der Polizei erschossenen Latinos in der Disney-Stadt Anaheim. Vor zwei Wochen schossen dort Polizisten dem unbewaffnete Manuel Diaz offenbar von hinten in den Kopf, als dieser sich einer überraschenden Polizeikontrolle entziehen wollte. Am folgenden Tag war Joel Acevedo unter bislang ungeklärten Umständen wohl bei einem Autoüberfall erschossen worden. Es waren nicht die ersten Vorfälle dieser Art. Ein spontan einsetzender Menschenauflauf wurde mit Gummigeschossen auseinander getrieben, Filmen war unerwünscht. In den USA, wo Polizisten aufgrund der hohen Verbreitung von Schusswaffen mit entsprechender Gegenwehr rechnen müssen, ist der Einsatz der Dienstwaffe an der Tagesordnung. (Zum Vergleich: Bei der gesamten deutschen Polizei gab es in 2010 und 2011 nur 36 bzw. 37 dienstliche Schüsse auf Menschen.)
Gegen die Polizeigewalt wollten in Anaheim ca. 200 offensichtlich unbewaffnete Personen demonstrieren, angeblich überwiegend Frauen und Kinder. Die Polizei empfing die Demonstranten nicht nur mit einer unverhältnismäßig hohen Anzahl an Einsatzkräften und einer Reiterstaffel, sondern trat bemerkenswert militärisch auf. So trugen die Polizisten bei der innerstädtischen Demonstration Camouflage-Uniformen und Distanzwaffen, die sie angeblich sogar auf die Demonstranten richteten. Sogar Scharfschützen waren postiert. Die Huffington Post bietet eine eindrucksvolle Fotostrecke, die eher an Szenen aus dem Irak als an eine Zivilgesellschaft erinnert. Der dortige Beitrag weist auch auf eine interessante Berichterstattung der New York Times hin, welche die Polizeipräsenz mit einem harmlosen Foto herunterspielte, auf dem gerade einmal drei konventionell uniformierte Polizisten zu sehen sind. Bildunterschrift: „No Passage to Disneyland“