Noch mehr Erdgas von Russland
Bau der South Stream Pipeline hat begonnen
Mit einer symbolischen "ersten Schweißnaht" wurde gestern in Anapa am Schwarzen Meer der Bau der Gaspipeline South Stream begonnen. Sie soll schon ab 2015 Erdgas aus Sibirien bis nach Italien leiten. Nach der North-Stream Pipeline durch die Ostsee wird South Stream als zweite Leitung die Ukraine umgehen.
Das technisch anspruchsvollste Teilstück von South Stream ist die 925 Kilometer Strecke durch das Schwarze Meer, an Land wird sie dann weiter vom bulgarischen Badeort Warna bis ins 1.455 Kilometer entfernte italienische Tarvisio führen und dort in das westeuropäische Netz einspeisen. Im Norden sollen gleichzeitig die bestehenden Zubringerleitungen modernisiert werden, so dass das Gas insgesamt über eine Strecke von 2.380 Kilometer geleitet wird.
Mit South Stream wird die Anbindung und Abhängigkeit Westeuropas von Erdgas aus Russland weiter ausgebaut. Im Moment liefert Russland rund 1/3 des westeuropäischen und 1/3 des deutschen Erdgasverbrauchs. Initiiert wurde das Projekt von der russischen Gazprom und dem italienischen Energieversorger Eni. Beteiligt ist aber auch die BASF-Tochter Wintershall. Und als politische Gallionsfigur und Aufsichtsratsvorsitzender dient auch diesmal wieder ein deutscher Politker, Henning Voscherau, der frühere Erste Bürgermeister von Hamburg.
Joschka Fischer hatte dagegen mit seinem Job beim Nabucco Pipeline-Projekt weniger Glück. RWE steigt jetzt aus und verkauft seine Anteile, nachdem es jahrelang nicht recht vorranging, zuletzt stand sowieso nur noch die Realisierung des verkürzten Teilstücks Nabucco West von der türkischen Grenze nach Österreich an, womit aber der Sinn des gesamten Projekts in Frage steht.
Denn eigentlich sollte die Pipeline über 3.900 Kilometer Gas aus Aserbaidschan nach Europa bringen. Perspektivisch ist an eine Vernetzung gedacht, die neben kaspischen Erdgasvorkommen auch die im Iran, Ägypten und dem Irak für Europa erschließen soll. Aber auch hier war Gazprom schneller und hat sich Förderrechte in Aserbaidschan gesichert. Nabucco gelang es dagegen noch mit keinem der potenziellen Förderländer Lieferverträge abzuschließen.