Schulstreiks: Breite Beteiligung in Deutschland

Klimastreik am Freitag. Bild: @FridaysForFuture

Am globalen Aktionstag von Fridys for Future beteiligten sich hierzulande auch viele Erwachsene

Auf Berliner Straßen staute es sich am späteren Freitagnachmittag. Mehrere Tausend Menschen fuhren mit einer Fahraddemonstration aus dem Osten der Stadt über Neukölln und Kreuzberg zum Bundesverkehrsministerium in Mitte, um für eine Verkehrswende und für Klimaschutz zu demonstrieren, der sich tatsächlich an die Pariser Klimaübereinkunft hält.

Die globale Erderwärmung soll möglichst auf maximal 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau beschränkt werden, heißt es dort. 1,2 Grad sind bereits erreicht.

Würde Deutschland die 2015 in Paris eingegangene Verpflichtung ernst nehmen, müsste es die Treibhausgasemissionen jedes Jahr in dem Umfang weiter absenken, wie es 2020 bereits durch die Corona-Pandemie geschehen ist.

Doch danach sieht es nicht aus. Die Kohlekraftwerke sollen noch viel zu lange weiter laufen, der Ausbau der Erneuerbaren wird weiter behindert, wie am Freitag einmal mehr der Bundesverband Windenergie beklagte und die Straßen der Städte sind vollgestopft mit Benzin oder Diesel betriebenen PKW, die sich gegenseitig behindern und schwächere Verkehrsteilnehmer gefährden.

Entsprechend stand auch auf der Berliner Fahrrademo das 1,5 Grad Ziel und der Wunsch im Mittelpunkt, den PKW-Verkehr aus dem Innenstadtbereich ganz zu verbannen.

Aufgerufen hatten verschiedene Umweltverbände und Verkehrspolitischebündnisse. Die Teilnehmer waren ganz überwiegend dem Schulalter entwachsen und wollten sich ganz offensichtlich mit globalen Aktionstag der Schülerinnen und Schüler solidarisieren.

Aktionen gab es hierzulande zum Beispiel außerdem in Hamburg, Bonn (dort auch auf der legendären Hofgartenwiese), Köln, Augsburg und in nicht ganz 300 weiteren Städten.

Solidarität kam auch von deutschen Forschern in den Forschungsstationen in der Arktis und Antarktis und auf dem Forschungsschiff "Polarstern". Vielerorts beteiligten sich auch Eltern, Gewerkschafter, Klimawissenschaftler und andere an den Protesten und Happenings. Vor der Düsseldorfer Staatskanzlei demonstrierten 50 Vertreter von Dorfvereinen gegen die Zerstörung ihrer Dörfer für den weiteren Braunkohleabbau.

Auch in diversen österreichischen und Schweizer Städten wurde demonstreirt. In der Schweiz bereitet man ansonsten für den 21. Mai einen großen landesweiten Aktionstag vor. Dort, wie auch in Österreich, scheint man mit der Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften schon weiter als hierzulande zu sein, wie den Internetauftritten der jeweiligen Fridays-for-Future-Netzwerke und Gewerkschaftsbünde zu entnehmen ist.

Viele Schüleraktionen gab es unter anderem auch in Italien (z.B. Bergamo und Turin), in Spanien und den USA. Ansonsten werden Sitzstreiks, Demonstrationen, Mahnwachen, Internetaktionen und ähnliches – immer alles Corona-konform, wie Bilder zeigen, unter anderem aus der Türkei, aus Peru, Indien, Japan, Sierra Leone, Pakistan, Russland, Bangladesh, Kenia, Kolumbien, Irak, Malaysia, Australien, Sambia, Schottland und natürlich aus Schweden gemeldet.

Auf der internationalen Webseite von Fridays for Future waren für heute Aktionen in 802 Städten in 62 Ländern angemeldet. Das ist immer noch beachtlich aber erheblich weniger als bei den globalen Aktionstagen 2019 und 2020. Etwas mehr als die Hälfte der Anmeldungen kam aus Deutschland.

"Fridays for Future zeigt besonders mitten in der Corona-Krise: Statt von der einen Krise mit katastrophaler Klimapolitik direkt in die nächste Krise zu rutschen, müssen wir jetzt die Grundlagen für eine krisenfeste, klimagerechte Gesellschaft legen. Das haben wir heute auf der ganzen Welt eingefordert und gemeinsam ein klares Zeichen für Klimagerechtigkeit gesetzt. Gemeinsam solidarisch mit den Menschen, die heute schon massiv betroffen sind und viel härter kämpfen, werden wir nie aufgeben."
Annika Kruse, Fridays for Future Deutschland