Schulstreiks für mehr Klimaschutz
In zahlreichen europäischen Städten demonstrierten am Freitag Zehntausende Jugendliche für effektiveren Klimaschutz
Unter dem Motto "Fridays for Future" fanden heute in Belgien der Schweiz und Deutschland Schülerstreiks und -demonstrationen für mehr Klimaschutz statt. Den Auftakt machten am Morgen in Brüssel 12.500 junge Menschen, die durch die dortige Innenstadt zogen.
Hierzulande gab es von Aachen bis Zweibrücken in 55 Städten Aktionen in recht unterschiedlicher Größe. Am Freitagnachmittag schrieben die Veranstalter auf Twitter von insgesamt 25.000 Teilnehmern deutschlandweit.
Die vermutlich größte Demo gab es mit etwa 4000 Teilnehmern in Freiburg. Auf Twitter bedankten sich dort Schüler bei den Schulleitungen und Behörden, da sie mit der Androhung von Repressalien den Streik erst so ordentlich befeuert hätten.
In Nürnberg gingen mehr als 400 auf die Straße, in Hamburg waren es nach Polizeiangaben, die der NDR zitiert, bis zu 2000, in Hannover haben die Beamten 2300 gezählt, in Hildesheim rund 350. Aus Berlin wird von 1000 Teilnehmern berichtet, die sich vor dem Reichstagsgebäude trafen, aus Mainz werden 1400 gemeldet, aus Kiel 700 bis 1000, aus Leipzig über 700.
In manchen Städten versuchten Schulleitungen und Schulbehörden die Schüler mit der Androhung von Sanktionen von der Teilnahem abzuhalten, doch die setzen andere Maßstäbe: "Wir müssen unsere Schulpflicht nicht erfüllen, wenn die Erwachsenen ihren Job beim Klimaschutz nicht machen", zitiert die oben verlinkte Hannover Allgemeine Zeitung eine Demo-Teilnehmerin aus Hannover. In Heidelberg wurde die Schüler-Demo kurzfristig wegen unhaltbarer Auflagen abgesagt. Angeblich war der Anmelderin Haft angedroht worden.
Auch in der Schweiz gingen Tausende in der Schulzeit auf die Straße. Allein in Zürich waren es 2.000, demonstriert wurde des Weiteren unter anderem im Aargau, in Basel, Solothurn und Luzern. Im kanadischen Winnipeg wurde bereits vor einer Woche demonstriert, und am Mittwoch waren Schüler im ebenfalls kanadischen Vancouver auf die Straße gegangen.
Unterdessen geht der CDU-Jugend in Baden-Württemberg das alles zu weit. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die Sprecher der dortigen Jungen Union und der Schüler Union, dass das Streiken "konsequent geahndet" und unter anderem mit Vermerken im Zeugnis bestraft wird.
Man sollte nicht meinen, dass es im 21. Jahrhundert noch soviel obrigkeitsstaatlichen Geist beim Nachwuchs einer Regierungspartei geben kann. Angesichts des sich zuspitzenden Konglomerats aus diversen globalen Krisen fallen offensichtlich nicht nur die Rechtsextremen, sondern auch der konservative Nachwuchs in Muster der 1950er Jahre zurück.
Alle Angaben sind, sofern nicht verlinkt, Twittermeldungen entnommen. Unter den Hashtags #Klimastreik, #FridaysFor Future und #IstandwithHeidelberg kann man sich dort einen Überblick verschaffen. Die Aktionen gehen auf eine Initiative der jungen Schwedin Greta Thunberg zurück, die sich international über soziale Medien ausgebreitet hat. Für kommenden Freitag sind in Deutschland weitere Schulstreiks geplant.