Solarausbau noch immer in Zeitlupe
Stimmen aus der Energiewirtschaft fordern mehr Tempo beim Errichten neuer Solaranlagen
Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert einen massiven Ausbau der Photovoltaik. Um die Klimaziele zu erreichen, würden bis 2030 Solaranlagen mit einer Leistung von mindestens 150 Gigawatt (GW) benötigt. Das entspräche knapp einer Verdreifachung der bisherigen Kapazitäten.
2013 war der Ausbau der Solarenergie nach rabiaten Veränderungen der Rahmenbedingungen durch die seinerzeit "schwarz-gelbe" Bundesregierung fast zum Stillstand gekommen und seitdem nur noch sehr schleppend verlaufen. Erst in den vergangenen beiden Jahren hat er wegen des fortschreitenden Preisverfalls der Anlagen wieder etwas an Fahrt aufgenommen. 2020 kamen immerhin 4,8 GW hinzu. In den Spitzenjahren 2010, 2011 und 2012 waren es aber jeweils mehr als sieben GW gewesen.
Der BDEW fordert nun wie andere auch, das jährliche Ausbauvolumen auf mindestens zehn GW zu steigern, was unter anderem nach den Erfahrungen der zurückliegenden Boom-Jahre Zehntausende Arbeitsplätze im Handwerk schaffen würde. Da die Anlagen inzwischen preiswert geworden sind, macht die Installation heute einen erheblichen Teil der Gesamtkosten aus. Wertschöpfung und Arbeitsplätze gibt es also vor allem vor Ort, was die Solarenergie auch zu einem Hebel zur Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe macht.
Dachanlagen für Privathaushalte und Gewerbe attraktiver machen
Wie soll der Ausbau angekurbelt werden? Unter anderem fordert der BDEW Dachanlagen für Privathaushalte und Gewerbe deutlich attraktiver zu machen. Darüber hinaus müssten aber auch mehr andere Flächen zur Verfügung gestellt werden. Der Verband weist in diesem Zusammenhang auch auf schwimmende Solaranlagen hin, die eine Option für Tagebau- und Stauseen sein könnten, sowie auf die kombinierte Flächennutzung in der Landwirtschaft.
Zurzeit gibt es in Deutschland nach den Angaben des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme Solaranlagen mit einer Leistung von 55,31 GW. Der gesamte Kraftwerkspark hat eine Leistung von 218,65 GW. Allerdings können die Nennleistungen der einzelnen Kraftwerke nicht ohne Weiteres miteinander verglichen werden, weil die Betriebsstunden entscheidend für die gelieferte Energie sind.
Eine Solaranlage liefert ungefähr 1.000 Stunden im Jahr unter Volllast Strom, eine Windkraftanlage eher 2.000 Stunden und hiesige Atomkraftwerke im vergangenen Jahr 6.700 bis über 8.600 Stunden. (Das Fraunhofer ISE gibt hier einen Überblick über die Auslastung der Kraftwerke.)
Ein Ausbau auf 150 GW Solarleistung würde bedeuten, dass die Anlagen in den Stunden um Mittag oft mehr Strom liefern würden, als benötigt wird. Daher müsste mit dem Ausbau auch die Bereitstellung von Speichern einhergehen.