Spanische Regierung lässt Madrids Flughafen räumen
Es werde keine neuen Flüge auf Kosten der Steuerzahler geben, verlautet am Geburtstag des Arbeitgeberpräsidenten, der wohl nicht mehr lange im Amt bleiben dürfte
Seinen 67. Geburtstag am Sonntag wird der spanische Arbeitgeberpräsident und Besitzer der Pleite-Fluglinie "Air Comet" wohl nie vergessen. Die Feierlaune ist Gerardo Díaz Ferrán angesichts des Proteststurms vergangen und es stellt sich die Frage, wie lange er noch CEOE-Präsident bleibt. Diplomatisch erklärt die Regierung, nur der Arbeitgeberverband könne seinen Chef wählen. Doch der Verband müsse sich auch fragen, welche Bild er abgeben wolle, sagte der Infrastrukturminister José Blanco. Für den skrupellosen und machtbesessenen Ferrán sind die Tage damit gezählt. Vor allem, wenn die Arbeitgeber die geplatzten Sozialpaktgespräche für eine Arbeitsmarktreform mit der Regierung und den Gewerkschaften tatsächlich wieder aufnehmen wollen, die an Ferráns Forderungen zerschellten.
Mit den Gewerkschaften zeichnet sich ein Dauerkonflikt ab, weil Ferrán gut 650 Beschäftigte auf die Straße gesetzt hatte und ihnen bis zu acht Monatlöhne und die landesübliche Abfindung schuldet. Der Regierung schuldet er Sozialversicherungsbeiträge und weitere 6,3 Millionen Euro für deren Notaktionen in den letzten Tagen. Inzwischen ließ diese mit Charterflügen gut 3.600 Passagiere der Pleite-Fluglinie in die Heimatländer nach Südamerika abtransportieren, die "Air Comet" stehen ließ. Nach der Ankündigung der Regierung, es werde keine neuen Charterflüge geben, geht die Polizei auf dem Madrider Flughafen nun auch rabiater zur Sache und lässt wartende und protestierende Passagiere abräumen.
Die Sozialisten (PSOE) behaupten, es seien nur 4.760 Personen davon betroffen, dass Ferrán nicht bis nach den Feiertagen den Flugbetrieb aufrechterhalten hat, wie ihm die HSH-Nordbank anbot. Denn die hatte kurz vor Weihnachten den längst abgestürzten Kometen definitiv vom Himmel geholt. Die Hamburger hatten bei einem Londoner Gericht einen Pfändungsbeschluss für die Flugzeuge erwirkt, die Air Comet bei der Bank geleast hat. Ferrán hatte seit Monaten weder Löhne, Sozialversicherungsbeiträge noch die Raten an die Bank gezahlt.
Dabei ist die Zahl der Regierung merkwürdig. Bisher wurde geschätzt, dass insgesamt sogar 70.000 Reisende von der Pleite betroffen seien. Ohnehin hat Madrid das Problem aus der spanischen Hauptstadt nun nur nach Lima, Bogotá, Quito, Buenos Aires und La Paz und Havanna verlagert. Denn dort befinden sich viele Menschen, die ihren Hinflug mit Air Comet angetreten haben und auch irgendwann wieder nach Spanien zurück wollen. Ein kleiner Teil hat die Reise vorzeitig abgebrochen und ist mit den Chartermaschinen der Regierung zurückgereist.
Und es gibt keinen Verlierer ohne Gewinner. Die spanische Fluglinie Iberia hat mitgeteilt, sie werde mehr Flugzeuge auf den Strecken einsetzen, die Air Comet bediente. Die ebenfalls strauchelnde spanische Airline bietet nun einen gar nicht so günstigen "Sondertarif" von gut 600 Euro (einfache Strecke) für die an, die irgendwo in Südamerika sitzen. Viele Einwanderer, die lange gespart hatten, um nach Jahren wieder einmal bei ihren Familien zu sein, können diese Summe oft nicht aufbringen. Will man damit in dem unter hoher Arbeitslosigkeit leidenden Spanien etliche Einwanderer wieder loszuwerden, nachdem das mit Rückkehrprämien und Fangquoten doch nicht so gut wie geplant funktioniert hat? Es war auffällig, dass die Regierung vor allem dafür sorgte, in Madrid gestrandete Transitreisende und diejenigen wieder abzutransportieren, die nur noch den Rückflug nach Südamerika antreten wollten. Alle anderen durften die Chartermaschinen ohnehin nicht besteigen.