Verkehr: Unter Strom
Verkehrsclub fordert mehr Bus, Fahrrad, Bahn und mehr Elektrifizierung. E-Autos bald billiger als Verbrenner
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat anlässlich der Bundestagswahl am 26. September seine Forderungen an die Parteien vorgelegt. Neben Verkehrsvermeidung stehen die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie der Fahrradnutzung und mehr Aufmerksamkeit für den Fußverkehr auf der Wunschliste.
Der Flugverkehr soll durch Besteuerung von Kerosin, die Erhebung von Mehrwertsteuer auf Flugtickets und ein Ende der Subventionen für Flughäfen sowie Verbesserung bei der Bahn unattraktiver werden. Zu Letzterem würde zum Beispiel eine Reaktivierung stillgelegter Trassen, aufgestockte Investitionen und eine verstärkte Elektrifizierung gehören.
An elektrischen Oberleitungen gibt es hierzulande an den Bahnstrecken immer noch großen Mangel, während in Schleswig-Holstein und Hessen Autobahnen verkabelt werden. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will bis zum Ende des Jahrzehnts 4.000 Autobahnkilometern eine Oberleitung verpassen.
Bei der Bahn sind hingegen auch 142 Jahre nach dem Bau der ersten elektrischen Lokomotive durch Siemens unterschiedlichen Angaben zur Folge erst 60 bis 61 Prozent der Strecken elektrifiziert. Immerhin gibt es Pläne, dies nach und nach zu ändern, doch bisher hinkt Deutschland Ländern wie Österreich, der Schweiz, Belgien aber auch Italien und Spanien hinterher.
Spätestens 2030
Auch der Ausstieg aus dem Verbrenner darf auf der VCD-Forderungsliste nicht fehlen. Spätestens 2030 sollte es keine Neuzulassung für Pkw mit Verbrennungsmotoren mehr geben. Auch aus den sogenannten Biokraftstoffen sollte ausgestiegen werden und Wasserstoff sowie synthetische Kraftstoffe für Luft- und Schifffahrt vorbehalten werden.
Damit liegt der Verband auf der Linie vieler, aber nicht aller Fachleute, die den Elektromotor für den Straßenverkehr vorziehen, weil mit ihm die zum Teil hohen Umwandlungsverluste wegfallen. Ausnahmsweise scheint hier auch der Markt mal der richtigen Richtung zuarbeiten, obwohl in Deutschland viel Aufhebens um den Wasserstoff gemacht wird.
Eine neue Studie von Bloomberg NEF, dem Ableger für erneuerbare Energieträger der Wirtschaftsnachrichtenagentur, kommt zum Ergebnis, dass bereits ab 2027 überall in Europa E-Autos und auch -Lieferwagen billiger als Verbrenner sein werden. Der Grund: weiter fallende Preise für Batterien.
Damit könnte die Bundesregierung zur Abwechslung vielleicht sogar mal ihre unzulänglichen Klimaziele erreichen. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr - über 90 Prozent davon gehen auf das Konto des Straßenverkehrs - um gut 40 Prozent reduziert werden. So steht es im derzeit verhandelten neuem Klimagesetz, über das wir hier bereits berichtet haben.
Das wäre zwar immer noch viel zu wenig und zu spät, aber immerhin mehr als die vergangenen 30 Jahre Stillstand. Wegen vorheriger Untätigkeit aller schwarz-gelben, schwarz-roten und rot-grünen Regierungen muss es jetzt eben erheblich schneller gehen.