Viel Windstrom

Das milde Wetter beschert mit seinen Stürmen den Windmüllern eine reiche Ernte

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Derzeit zieht ein Orkantief nach dem anderen über Nordwest- und Mitteleuropa hinweg. Am Dienstag sorgte Orkan "Ulli" für zahlreiche Verwüstungen auf den britischen Inseln, den Benelux-Staaten und in Westdeutschland, am Donnerstag wird bereits "Andrea" erwartet. Und zum Wochenende wird es wohl stürmisch bleiben. An der Küste könnte es daher kritisch werden, denn am Montag ist Vollmond, und an solchen Terminen läuft die Flut besonders hoch auf. In Verbindung mit kräftigen Stürmen kann aus einer solchen Konstellation eine Sturmflut entstehen, sofern die Winde genügend Wasser in die deutsche Bucht drücken.

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Screenshot EEX am 4.1. um 12:50 (Bild: EEX)

Ansonsten sorgen hierzulande die Stürme für reichliche Ernte bei den Windmüllern. Wie der Screenshot von der Seite der Leipziger Strombörse zeigt, hatte die Windenergie heute zwischen acht und neun Uhr einen Anteil von gut 30 Prozent an der bundesweiten Gesamtleistung. Gestern betrug er zusammen mit der Sonnenenergie während der Spitzenverbrauchzeiten sogar fast 50 Prozent. Hinzu kommen noch die Beiträge der Biogasanlagen und der Wasserkraftwerke, die die Daten der Börse nicht ausweisen.

Das Beispiel zeigt, dass die Erneuerbaren längst ihre Nische verlassen haben und auf gutem Wege sind, die Versorgung in nicht allzu ferner Zukunft voll abzudecken. Entsprechend spuckt die Lobby der Großkonzerne in den Regierungsparteien ja inzwischen Gift und Galle.

An dem Beispiel zeigt sich aber auch, dass der Ausbau von Speichern immer wichtiger wird. In wenigen Jahren schon könnte bei guten Bedingungen der Fall erfüllt werden, dass das Angebot von Wind- und Sonnenstrom zeitweise den aktuellen Bedarf übersteigt. Spätestens dann wird es übrigens auch für die Braunkohle- und Atomkraftwerke eng, die nur sehr schlecht zu regeln sind.

Aber zum Glück geschieht ja inzwischen, wie berichtet, in Sachen Speichern einiges. Interessant dabei ist allerdings, dass die meisten Anstöße nicht aus der Politik und schon gar nicht von der Bundesregierung kommen, sondern aus Unternehmen und Forschungsinstituten sowie von einer engagierten Fachöffentlichkeit.

In den Regierungsparteien grübelt man stattdessen lieber, wie der Solarboom endlich abzuwürgen ist, oder träumt von Offshore-Windparks und Sonnenstrom aus Südeuropa oder Afrika als den Königswegen der Energiewende. Aber wenn die Windkraftwerke auf See in ein paar Jahren endlich beginnen werden, einen nennenswerten Beitrag zu leisten, wird die Einspeisevergütung für Solarstrom längst soweit abgesenkt sein, dass der Offshore-Windstrom zur teuersten Form der sauberen Energie geworden sein wird.