"Ich persönlich werde diesmal CDU wählen"

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Winterview mit Partei-Chef Martin Sonneborn über Berlinwahl und Ostfront.

Für 2023 waren eigentlich nur wenige Wahlen vorgesehen, doch wegen von Der Partei hartnäckig verfolgten Wahlbetrugs müssen die Parteien nun mindestens in Berlin wieder um Wählerstimmen buhlen.

Anders als in den vergangenen Jahrzehnten werben die Parteien diesmal mit der Forderung für Panzer an die Ostfront. Der erfahrene Europaabgeordnete und Partei-Chef Martin Sonneborn ordnet im traditionellen Winter-Interview das politische Geschehen in Brüssel und Berlin sachkundig ein.

Der entlassenen Vizepräsidentin Ihres Europaparlaments Eva Kaili wird vorgeworfen, von WM-Gastgeberland Katar für Einflussnahme auf politische Entscheidungen Bestechungsgelder angenommen zu haben. Wie beurteilen Sie die Affäre aus Ihrer Perspektive als erfahrener WM-Schmiergeldzahler?

Martin Sonneborn: Es ist in meinen Augen nicht sonderlich seriös, mit Geldbündeln zu bestechen. Zumal in Zeiten von Bitcoin und Offshore-Konten. Wir haben den korrupten Fifa-Delegierten damals extra einen Geschenkkorb mit Kuckucksuhr und ein paar verdammt guten Würsten angeboten, für die WM 2006.

Ich hab‘ mir übrigens die von der belgischen Polizei beschlagnahmten Gelder angesehen. Da ist ein einzelner Fünfer dabei. Wie räudig ist es bitte, eine Vizepräsidentin des EU-Parlaments mit einem Fünf-Euro-Schein zu bestechen?

Apropos Katar: Das Emirat macht Gasgeschäfte mit einem Staat, der einer Organisation mit Päderasten nicht nur die Steuern erlässt, sondern sogar deren Spitzenpersonal finanziert. Rechnen Sie seitens Katar mit moralisch begründeten Boykott-Aufrufen?

Martin Sonneborn: Smiley. Klar, Armbinden gegen Kindesmissbrauch beim nächsten Turnier. Wissen Sie eigentlich, warum viele Staaten lieber Geschäfte mit China oder Russland machen als mit der EU? Weil die nicht dauernd mit Moralstandards und angeblichen Werten ankommen, die sie selbst gar nicht einhalten.

Ihr früherer Prozessgegner Papst Benedikt XVI. hat nach urbi und orbi nunmehr auch das Zeitliche gesegnet. Unterstützen Sie die "santo subito"-Forderung nach sofortiger Heiligsprechung?

Martin Sonneborn: Auf keinen Fall! Wir von Titanic tragen ihm immer noch nach, dass er nicht zum Prozesstermin erschien, nachdem er uns wegen eines – zugegebenermaßen etwas unchristlichen – Titels verklagt hatte. Ich hoffe nicht, dass Benedikt Nr. 16 in Berufung geht, vors Jüngste Gericht. Dann sind wir am Arsch.

Sie haben für Berlin eine Neuwahl im Februar durchgesetzt. Wie werden Sie die Wählerschaft im Failed State an der Spree diesmal ansprechen?

Martin Sonneborn: Wir entschuldigen uns erst mal bei allen Wählern für die Klage vor dem Verfassungsgericht. Es ist aber gar nicht sicher, dass die Wahlwiederholung seriöser ausfallen wird, ich habe schon Wahlzettel mit dem Namen "Martin Sonnenborn" gesehen und doppelt verschickte Stimmzettel.

Um sicherzustellen, dass in Berlin alles läuft wie immer, haben wir beim Innensenator gerade einen Marathon für den 12. Februar angemeldet.

Wahlzettel

"Hätten wir eine konservative Regierung, hätten wir zwar die gleiche Scheiße, aber wenigstens eine Opposition"

Hatten Sie nicht auch die Bundestagswahl angefochten?

Martin Sonneborn: Dochdoch, wir geben den Leuten die seltene Gelegenheit, ihre Wahlentscheidung noch einmal zu überdenken. Ich persönlich werde diesmal CDU wählen. Grüne, SPD und FDP betreiben derzeit eine konservative, menschenverachtende Kriegs-, Umwelt- und Sozialpolitik. Das ist aber Aufgabe der CDU.

Hätten wir eine konservative Regierung, hätten wir zwar die gleiche Scheiße, aber wenigstens eine Opposition, die mit moralischem Furor gegen ihren derzeitigen – mit moralischem Furor vertretenen – militaristischen Kreuzzug ankämpfen würde.

Die Staatsanwaltschaft des von R2G regierten Berlin hat sich zu einem Ermittlungsverfahren gegen FDP-Star Lindner öffentlich geäußert. Wird dieser Wahlkampf schmutziger als der letzte?

Martin Sonneborn: Mal sehen. Verstörender finde ich in den Fällen Lindner, Spahn und Großmütterchen Strack-Zimmermann – letztere sitzt seit Jahren in den höchsten Gremien der Waffenlobby, vom Förderkreis Deutsches Heer bis zur Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik –, wie weit wir schon daran gewöhnt sind, die legalisierte Einflussnahme von Vertretern industrieller Partikularinteressen als Selbstverständlichkeit zu betrachten.

Im Berliner Abgeordnetenhaus erwarten Sie CDU-Abgeordnete mit Vornamen wie "Ariturel", "Robbin", "Scott" und "Maik", sowie AfD-Abgeordnete, die auf "Hugh" und "Antonin" hören. Haben Sie Sicherheitsbedenken?

Martin Sonneborn: Bedenken habe ich eher bei dem Nachnamen "Giffey". Eine Brandenburger Titelerschleicherin, die es ablehnt, den Volksentscheid zur Enteignung von "Deutsche Wohnen" umzusetzen, und deren Partei 9.999-Euro-Spenden von Luxus-Sanierern annimmt – schade, dass das den meisten Wählern komplett egal ist.

Auch bei der Wiederholung jagt eine Panne die nächste. Mal unter uns: Manipulieren Sie da wieder irgendwas?

Martin Sonneborn: Das ist in Berlin Alltag, fürchte ich. Wir diskutieren schon, ob wir für Februar UN-Blauhelme und Wahlbeobachter aus Nordkorea anfordern ...

Mit Ihrem Kommunisten-Freund Gregor Gysi haben Sie neulich eine Arbeitsteilung bei Wahlkampfauftritten vereinbart. Macht der dann wieder Späße wie die Audio-Übertragung seines Toilettengangs?

Martin Sonneborn: Das ist mir egal. Hauptsache, er schüttet mir nicht wieder einen Schnaps ins Bier, wenn ich auf der Toilette bin.